Part 34 ~ Ich möchte so schnell wie möglich da rauf

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Ich saß ein wenig abseits von der Gruppe und schaute ihr zu wie sie ihre Zelte aufbauten. Ich wollte so gern bei Harry schlafen. Ich wollte, dass alles wieder okay war, dass ich mich an meinen warmen Lockenkopf schmiegen konnte. Ich wollte, dass er mir einen gute-Nacht-Kuss gab und mir versicherte, dass wir zusammen die Vergangenheit zurück lassen und uns eine gemeinsame Zukunft aufbauen würden.

Aber ich wusste, ich hatte es zerstört. Es war zu spät sich jetzt danach zu sehnen. Aber es wird doch erst einem bewusst, dass ihm etwas fehlt, wenn es nicht mehr da ist. Und ich wollte es zurück haben!

Ich ballte meine Hände wütend zusammen und starrte sie an. Ich dachte schon wieder nur an mich! Dachte ich auch mal an Harry? Ich hasste es, dass er mir gesagt hatte, dass ich egoistisch sei. Ich konnte meine Selbstzweifel nicht überwinden. Jedes Mal, wenn ich mich selbst ertappte, hatte ich das Gefühl, die anderen hätten es mitbekommen und würden sich noch mehr von mir abwenden. Aber ein Mensch musste doch auch mal an sich selbst denken, oder? Ab wann war jemand egoistisch?

Ich löste meine Faust wieder und nahm den Kettenanhänger, den mir mein Vater gegeben hatte, in die Hand. Ich sehnte mich so sehr nach meiner Familie. Ich wollte wieder nach Hause. Ich schloss meine Augen und spürte Tränen hochkommen. Ich vermisse euch, es tut mir so leid, dachte ich traurig. Warum war ich weggerannt? Warum hatte ich meiner Mutter nicht geholfen, so wie ich wollte, dass sie mir half? Ich hatte so viele Fehler begangen und jetzt, wo mein Leben wie eine Bombe tickte, wurde mir erst bewusst, was ich alles hätte anders machen sollen. Ich hätte meine Mutter anders behandeln sollen. Ich hätte mich mehr um mich selber kümmern sollen, als mich so gehen zu lassen.

Ich schaute auf, als jemand meinen Namen flüsterte. Eleanor stand vor mir und setzte sich neben mich. Ihr Arm war noch immer verbunden, und sie hielt in die ganze Zeit, um ihn so wenig wie möglich zu bewegen. Ich beobachtete sie neugierig. Wollte sie mich wieder anschreien? Mit mir diskutieren?

"Es tut mir leid", sagte sie leise und schaute mich an. Ich antwortete nicht. Ich sah lediglich weg, und auf meine Füße, die auf der grünen Wiese lagen. Ich hörte Eleanor sanft seufzen.

"Hör zu, ich hab vorhin wirklich überreagiert und es tut mir wirklich Leid. Aber, Louis ist oder war mein Freund. Ich liebe ihn, und ich habe erfahren, dass er mit jemanden anderen geschlafen hatte. Ich mein, was erwartest du, wie ich reagiere? Ich sage nicht, dass es okay war, aber ich konnte nicht anders. Und, danke. Dass du mich verarztet hast"

Ich rupfte das Gras zwischen meinen Beinen aus und ließ es wieder auf die Wiese rieseln. Wäre ich in Eleanors Körper, hätte ich wahrscheinlich auch nicht anders gehandelt. Ich nickte.

"Ich habe dich nur deshalb angeschrien, weil alle anderen sich da einmischen, und sich von mir distanzieren. Ungefähr genau das, was ich dir in Gesicht gebrüllt hatte. Und ich versteh es nicht. Ich habe so viel für euch gemacht, immer an euch zuerst gedacht, und dann drehen sie mir den Rücken zu. Weißt du, ich habe auch Leute hier verloren. Ich gehe durch mein Schicksal ein zweites Mal. Alles wiederholt sich. Und ich habe so Angst. Aber ich war immer für euch da. Was habe ich falsch gemacht? Was?", plapperte ich verzweifelt und versteckte meinen Kopf in meinen verschränkten Armen, die auf meinen Knien lagen. Ich wollte nicht ausgeschlossen werden. Das war in so einer Situation das unangenehmste was es gab. Ich wollte am liebsten zu allen hingehen und ihnen die Antworten raus prügeln! Ich atmete tief ein und aus. Nein, das wollte ich nicht. Aber ich war so verzweifelt auf der Suche nach meinen Antworten. Es war ja nicht so, dass sie einen Grund hätten, schon gar nicht die Jungs!

"Naja auf jeden Fall, soll das jetzt nicht heißen, dass ich dich mag. Ich hasse dich immer noch dafür, dass du mit Louis geschlafen hast. Für mich bleibst du eine ausspannerische Hu*e", sagte Eleanor und stand mühsam auf, bevor sie wieder zur Gruppe ging. Ich sah ihr hinterher wie sie sich langsam bewegte und ihren verletzten Arm ständig hielt. Ich sah aus dem Augenwinkel wie Louis mich anschaute. Ich sah zu ihm und er lächelte leicht, bevor er sich wieder umdrehte. Ich seufzte leise und legte meinen Kopf auf meine verschränkten Hände und beobachtete Harry. Ich wollte so gerne zu ihm gehen! Ich wollte meine Arme um seinen Bauch legen, mich an seinen Rücken schmiegen und seinen Nacken küssen. Ich wollte ihm ins Ohr flüstern, dass ich ihn liebte. Aber ich wusste, er würde mich nur abweisen. Aber als Eleanor angeschossen wurde, hatte er es auch zugelassen. Ich verstand Harry nicht. Ich schloss meine Augen und dachte an meine Mutter. Als ich noch klein war, waren wir ständig unterwegs gewesen. Wir waren jeden Tag im Park, oder sind einfach spazieren gegangen. Meine Mutter war aber auch sehr verständnisvoll. Wenn ich alleine in den Wald gehen wollte, dann ließ sie mich auch. Meine Mutter war ein sehr fürsorgliches, und  liebevolles Lebewesen. Traurigkeit kannte sie nicht und Faulheit schon gar nicht. Ich konnte mich sehr gut erinnern, wie sie  jeden Morgen in mein Zimmer kam und "Guten Morgen, Sonnenschein" sang. Ich hörte diese Worte von kleinauf. Nachdem Jimmy verunglückt war, hatte das aufgehört. Alles war weg. Die Tage, an denen wir raus gingen, die Fröhlichkeit, die sie immer umgab, und natürlich der Satz: "Guten Morgen, Sonnenschein"

Hunted-Gejagt(H.S. / L.T. Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt