Part 12 ~ Mandy! Schau!

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"Mandy! Schau!", schrie mein kleiner Bruder aufgeregt.

Ich wandte meinen Blick von einem Obdachlosen, der in einer Ecke zusammen gekauert saß, ab und sah hinüber zu Jimmy. Er sprang auf und ab und zeigte mit seinem kleinen Finger in eine Richtung. Sein Gesicht strahlte und das kurze braune Haar stand in alle Richtungen. Trotzdem sah er nur zu knuffig aus.

Ich liebte meinen kleinen Bruder über alles. Er war mein Ein und Alles. Ich würde mein Leben für ihn geben, wenn es sein müsste.

Ich folgte dem Weg, den sein kleiner Finger zeigte und lächelte als ich sah auf was er zeigte. Wir standen in der Stadt und hatten Einkaufstüten in der Hand. Mum hatte uns zum Einkaufen geschickt und Jimmy wollte unbedingt mit. Wir waren gerade am Heimweg als ich den Obdachlosen erblickte. Er tat mir schrecklich Leid. Seine Kleidung war rissig und dreckig, seine Haut verdreckt. Er saß auf einer durchlöcherten Plastiktüte und zog die Beine an seinen Oberkörper. Sein Gesichtsausdruck war emotionslos, aber seine Augen zeigten alle Gefühle wider, die er verschloss. Am Liebsten wäre ich zu ihm hinüber gegangen und hätte ihn versorgt. Aber das konnte ich nicht machen. Mein Kopf rangelte gerade über die Entscheidung, ob ich hingehen sollte oder nicht, als Jimmy mich rief.

Sein kleiner Finger zeigte auf einen Waldweg, der etwa fünfzig Meter entfernt war. Ein kleines Rehkitz graste dort gerade und der Anblick zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Sein Fell hatte ein wunderschönes Braun; nicht zu hell und nicht zu dunkel. Seine knuffigen Augen lagen kurz auf meinen, bevor es plötzlich ruckartig seinen Kopf auf die eine Seite wandte. Es blickte in den Wald und kurze Zeit später sprang ein größeres Reh aus den Bäumen. Der Sprung war elegant und grazil. Das große Reh stand mit Anmut da und beobachtete das kleine. Wahrscheinlich seine Mutter nahm ich an.

Ich gab den beiden Namen. Tommy hieß das Rehkitz und die Mutter nannte ich Donia. Ich wusste nicht, warum ich ihnen Namen gab aber es war mir ein Bedürfnis. Die Art und Weise erinnerte mich an Jimmy und mich. Ich war die Mutter und mein kleiner Bruder war Tommy. Allein die Körperhaltung von Donia strahlte aus, dass sie dieses Rehkitz beschützen würde.

Als ich gerade in meinen Gedanken versank, hörte ich einen Schuss. Einen einzigen Schuss. Und das Rehkitz lag am Boden. Ein gezielter Schuss durch das Herz; kurz und bündig. Es blutete und Donia erschrak; und verschwand in den Bäumen. Meine vor Schock geweiteten Augen lagen auf dem toten Rehkitz und füllten sich langsam mit Tränen. Ich dachte die ganze Zeit Donia wäre verschwunden und hätte Tommy alleine gelassen, aber sie versteckte sich hinter den Bäumen und sah traurig auf die Szene die sich als Nächstes abspielte.

Ein Junge- ich schätzte ihn auf sechzehn- kam aus dem Wald heraus und bückte sich zu Tommy hinunter. Er tastete auf dem Körper wild herum und mit einem eleganten Hieb, hievte er das Rehkitz auf seine Schulter und stand auf. Er hob seinen Kopf und sah mir direkt in die Augen.

Er starrte mich die erste Zeit nur an, dann drehte er sich um und ging. Seine Haare waren kastanienbraun und seine Augen ozeanblau. Der Gesichtsausdruck war emotionslos. Kalt; nein nicht einmal das. Einfach nur emotionslos. Ich grübelte über seine Emotionen lange nach. Aber nicht so lange wie über die Frage: Was macht ein sechzehnjähriger Teenager in einem Wald?

Und warum erschießt er ein Reh und nimmt es mit?

Ich dachte so lange nach, dass ich die Zeit vergaß. Ich wusste nicht wie lange ich da stand und grübelte. Ich wusste nur, dass mein kleiner Bruder weinend zu mir kam und fragte warum das jemand tun würde.

Ich wusste es nicht.

***

Mit einem Ruck öffnete ich meine Augen und stellte sie auf scharf. Ich saß im Wohnzimmer und wartete auf die Jungs, weil wir über das Thema Campen reden wollten. Ich hatte mal wieder einen Tagtraum über Jimmy. Er war damals vier einhalb Jahre alt gewesen. Ein halbes Jahr später wurde er in genau diesem Wald ermordet.

Dieser Junge hat nie meinen Kopf verlassen. Er erinnerte mich an jemanden mit genau diesem Haar und diesen Augen. Ich fing wieder an zu grübeln, doch ich wurde von den Jungs unterbrochen die ins Zimmer kamen.

Harry war der Erste und setzte sich neben mich. Er lächelte mich an und ich erwiderte es. Zayn und Liam nahmen auf der Couch Platz. Niall und Sunny setzten sich auf den Armsessel, wo nebenbei gemerkt, Sunny es sich auf Nialls Schoß gemütlich machte. Als Letzter stand Louis in der Tür und sah mir direkt in die Augen. Seine ozeanblauen bohrten sich tief in meine und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie ein Blitz durchfuhr es mich als mir klar wurde, dass ich diese Augen schon mal gesehen hatte. Louis hatte das Rehkitz erschossen. Louis war der Junge der mit so jungem Alter im Wald war. In dem Wald wo mein kleiner Bruder ermordet wurde...

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Hey Leute,

sorry das es so lange gedauert hat und es ist wirklich kurz... ich weiß. Es ist auch nur einer dieser berühmt berüchtigten "Lückenfüller" :D

Cuties_story ♡♡

Hunted-Gejagt(H.S. / L.T. Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt