"Du bist also ein Werwolf?", platzt es aus mir heraus, nachdem Remus mir alles erzählt hat. "Und ihr seid kurz davor richtige Animagi zu sein."
"Exakt", sagt Remus.
"Und die Spitznamen passen zu euren jeweiligen Tieren. Moony für dich Remus, weil du dich bei Vollmond immer verwandelst und Wurmschwanz für Peter, weil er sich in eine Ratte verwandelt. James heißt Krone wegen seinem Hirschgeweih und Sirius heißt Tatze, weil er sich in einen Hund verwandelt kann.", fasse ich zusammen. "Wieso habt ihr mir das nicht früher erzählt?"
Sie werfen sich unschlüssige Blicke zu.
"Wir wollten nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst.", sagt Sirius nach einer Weile.
"Und weiß Dumbledore davon oder McGonagall?", frage ich.
"Dass ich ein Werwolf bin ja. Aber von den Animagi weiß außer dir noch keiner", sagt Remus.
"Das ist echt beeindruckend", sage ich begeistert. "Ich meine, Verwandlung in ein Tier das ist doch ziemlich hohes Niveau.""Wir sind halt so gut", sagt James stolz.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch.
Remus wirft einen Blick auf seine Armbanduhr.
"Ich werde mich in etwa einer Viertelstunde verwandeln.", sagt er. "Du solltest zurück zum Schloss, Charly. Wenn ich verwandelt bin, werde ich sonst versuchen dich anzugreifen, weil du kein Tier bist."
"Oh, alles klar. Das möchte ich dann doch lieber nicht", sage ich schnell.
Sirius greift nach James' Umhang.
"Ich bringe dich schnell. Ohne den Umhang wirst du womöglich noch erwischt und dann wollen wir nicht riskieren.", sagt er.
"Das ist nett, danke", sage ich. "Dann bis morgen"
Schweigend gehen Sirius und ich durch den Tunnel zurück.
"Warum wolltest du nicht, dass Remus mir euer Geheimnis erzählt?", frage ich.
Er scheint einen Moment zu überlegen, doch dann sagt er: "Ich wollte wie gesagt nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst. Dass Remus ein Werwolf ist, stellt bei jedem kleinsten Fehler einfach ein großes Risiko dar und wenn dir etwas passiert wäre, hätte keiner von uns sich das verzeihen können."
Ich muss lächeln.
"Ich bekomme langsam das Gefühl, als wäre ich ein kleines unerfahrenes Kind.", sage ich gespielt beleidigt.
"Nein, so sehen wir das auf keinen Fall", sagt er sofort beschämt.
"Alles gut, das sollte doch bloß ein Scherz sein.", sage ich schnell.
Wir klettern aus dem Loch und ich genieße kurz den Blick auf das schlafende Hogwarts. Vereinzelt sind einige Fenster belichtet und der Mond geht langsam auf und lässt den See silbrig schimmern. Kurz stehen wir dort, überwältigt von dieser Schönheit. Ein Heulen zerreißt die Stille.
"Verdammt", sagt Sirius erschrocken. "Moony hat sich verwandelt."
Hektisch wirft er den Umhang über uns, greift nach meinem Arm und wir sprinten gemeinsam hoch zum Schloss. Erschöpft pausieren wir als wir in der Eingangshalle angekommen sind.
"Das ist schon das zweite mal, dass wir durch den Tunnel weggelaufen sind", sagt Sirius belustigt. "Und das zweimal im gleichen Schuljahr"
"Wir können das scheinbar ziemlich gut, denn erwischt hat uns immer noch keiner", sage ich.
Wir tauschen kurz amüsierte Blicke aus, doch irgendetwas an seinem Blick verunsichert mich. Was genau es ist, weiß ich auch nicht.
Er bringt mich bis zum Portrait, welches in meinen Gemeinschaftsraum führt.
"Bei Gelegenheit möchte ich gerne mal sehen, wie du als Hund aussiehst", sage ich.
"Ich denke, dass sich das arrangieren lässt.", sagt er.Ich blicke ihm in die Augen und kann auf einmal meinen Blick nicht mehr von ihm wenden. Ein wohlig warmes Gefühl durchströmt mich plötzlich. Vielleicht hat Remus ja Recht. Vielleicht mag ich Sirius wirklich gerne. Wir stehen eine kurze Zeit so da, dann nimmt er meinen Kopf in die Hände und küsst mich sanft. In mir fliegen tausende Schmetterlinge. Als wir unsere Lippen voneinander lösen, blickt er verlegen zur Seite.
"Wir sehen uns, Charly", sagt er, greift nach dem Umhang und verschwindet im Dunkeln. Ich stehe noch einige Sekunden bewegungsunfähig auf dem Gang. Dann schüttele ich meinen Kopf.
"Ganz ruhig", sage ich zu mir selbst und gehe zum Portrait. Doch innerlich jubiliere ich noch immer.
"Parselmund", sage ich zum Portrait und trete in den Gemeinschaftsraum ein. Ich lehne mich gegen die Wand , seufze und sinke auf den Boden. Vor meinen geschlossenen Augen sehe ich sein Gesicht. Seine Locken, seine Augen, sein Lächeln...
"Charlotte?", werde ich unterbrochen. Ich zucke zusammen und reiße die Augen auf. Vor mir steht Regulus, in Schlafanzug und Morgenmantel.
Schnell stehe ich auf.
"Ähm, ja was ist denn?", frage ich schnell.
"Warum kommst du rein und setzt dich auf den Boden?", fragt er irritiert.
"Ich ... ähm .. also..", stammele ich. "Ach ist doch gar nicht so wichtig. Warum bist du denn noch wach?"
"Ich konnte nicht schlafen und habe noch gelesen.", sagt er und deutet auf das Buch in seiner Hand. "Ist alles in Ordnung bei dir?"
"Alles ist wundervoll. Ich denke, ich gehe jetzt schlafen", sage ich verträumt. "Bis morgen"
"Bis morgen", sagt er verwirrt.Ich tänzle die Treppe zum Schlafsaal hinauf.
Als ich mich in meine Decke kuschle, fallen mir sofort die Augen zu und ich träume von einem Hund, der mit mir über die Ländereien läuft.
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Charlotte Abernathy - Between dream and duty (Harry Potter Fanfiktion)
FanfictionCharlotte Abernathy lebt in einer reinblütigen und sehr traditionellen Familie. Sie liebt ihre Eltern über alles, auch wenn diese oft ihre Meinung nicht teilen. In der Schule steht sie ebenfalls zwischen ihren verschiedenen Freundeskreisen. Zum eine...