Immer wenn Sirius und ich uns in den nächsten Wochen über den Weg laufen, ist es wie ein kleiner Nadelstich durch mein Herz für mich. Zum einen ist es mir unglaublich unangenehm, zum anderen macht es mich traurig. Aber ich versuche mich nicht davon unterkriegen zu lassen. Der Unterricht ist momentan das wichtigste. Inzwischen sind es schließlich nur noch 3 Monate bis zu den ZAG-Prüfungen und dafür gibt es noch einiges zu lernen.
Es ist ein Mittwochmorgen im März und Regulus und ich sitzen gerade beim Mittagessen, als Professor McGonagall mit ernster Miene zu uns kommt.
"Miss Abernathy, Professor Dumbledore wünscht umgehend Ihre Anwesenheit in seinem Büro.", sagt sie.
"Ähm.. Natürlich, Professor", sage ich verwirrt und stehe auf. Ich werfe Regulus einen unsicheren Blick zu und greife nach meiner Tasche.
"Mr. Black, Sie dürfen Miss Abernathy begleiten, wenn Sie es möchte.", sagt Professor McGonagall, als sie meinen Blick bemerkt.
Ein erleichtertes Lächeln huscht über mein Gesicht. Wir folgen ihr aus der Großen Halle und gehen hoch in einen der Türme, in dem sich das Büro befindet. Bis jetzt habe ich nur in der Geschichte Hogwarts' darüber gelesen, doch gesehen habe ich es noch nie, ebenso wenig Regulus.
Wir halten vor einem Wasserspeier.
"Kanarienkremschnitte", sagt Professor McGonagall und der Wasserspeier gibt eine Wendeltreppe frei, die sich nach oben bewegt, bis sie vor einer Tür Halt macht.
Professor McGonagall klopft und nachdem ein "Herein" von drinnen ertönt, betreten wir den Raum. Interessiert blicke ich mich um. Überall im Raum stehen kleine zierliche Tische, auf denen sich kleine surrende Instrumente und Messgeräte befinden, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Neben der Tür sitzt ein wunderschöner Phönix auf einer Stange und schläft.
Hinter einem großen Schreibtisch sitzt Professor Dumbledore, der gerade einen Brief zu schreiben scheint. Als Professor McGonagall die Tür hinter uns geschlossen hat, legt er seine Feder sofort zur Seite.
"Miss Abernathy und Mr. Black, setzten Sie sich doch", sagt er und deutet auf die Stühle vor seinem Schreibtisch.
Regulus und ich nehmen Platz. Ich blicke Dumbledore unsicher an. Ich habe absolut keine Ahnung, warum er mich sprechen will.
"Miss Abernathy, es gibt etwas wichtiges, über das ich mit Ihnen sprechen muss.", beginnt Professor Dumbledore. "Es geht um Ihre Eltern."
Ich zucke zusammen und unterdrücke den Drang aufzuspringen. Eine Welle der Angst durchfährt mich. Mein Hals fühlt sich an, als ob er zugeschnürt wird.
"Was ist passiert, Professor?", frage ich mit erstickter Stimme.
"Ich habe soeben eine Eule von einem befreundeten Ministeriumsangestellten erhalten. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihre Eltern heute morgen tot in ihrem Haus aufgefunden wurden."
Ungläubig starre ich ihn an, unfähig auch nur ein Wort rauszubringen. Ich spüre Regulus Hand, die nach meiner tastet, aber ich ignoriere sie.
Meine Eltern... meine wundervollen Eltern. Sie können nicht tot sein. Das kann nicht sein.
"Charlotte, bitte sag doch etwas.", sagt Regulus vorsichtig.
Ich stehe langsam auf. Ich versuche meine Atmung zu kontrollieren. Einatmen, ausatmen, einatmen ausatmen..Ich spüre, dass alle Blicke auf mir ruhen. Ich möchte schreien, ich möchte weinen, aber es geht einfach nicht. Ich fühle mich wie eingefroren. Eine seltsame Kälte breitet sich in mir aus.
"Wenn Sie möchten, können Sie ihre Eltern noch einmal sehen", sagt Professor Dumbledore vorsichtig.
Ich blicke zu ihm und nicke mechanisch.
"Jetzt"
Er nickt.
"Mr. Black, möchten Sie uns begleiten?", fragt er Regulus.
"Natürlich, Sir", sagt er.
"Minerva, ich werde mit den beiden nach Norfolk apparieren. Bitte geben sie Professor Sulghorn Bescheid, dass die beiden nicht zum Unterricht erscheinen werden.", sagt Dumbledore an Professor McGonagall gewandt.
"Sind sie schon einmal mit jemandem appariert?", fragt er uns dann.
Wir nicken und ergreifen beide einen seiner Arme.
Das Büro um uns herum löst sich auf und ich fühle mich, als würde ich durch einen Schlauch gezogen werden. Augenblicke später materialisiert sich vor uns mein Zuhause. Ich löse mich von Dumbledore und sprinte den gepflasterten Weg zum Eingang entlang.
Sie können nicht tot sein. Sie dürfen nicht tot sein.
Ich reiße die Eingangstür auf. Ich sehe Myrta in der Eingangshalle stehen."Wo sind sie?", frage ich.
"Im Salon", erwiedert die Hauselfe mit trauriger Stimme.Vor der Tür zögere ich. Ich habe Angst, unglaubliche Angst. Aber ich muss sie sehen. Ich atme tief ein und öffne die Tür. Ich betrete den Raum und der Anblick lässt mich zu Boden sinken.
Dort liegen sie. Auf dem Wohnzimmerteppich. Beiden steht der Schock ins Gesicht geschrieben.
Ein leises "Nein" entweicht mir. Ich spüre die Tränen hochkommen. Langsam arbeite ich mich zu den beiden vor. Ich taste nach der kalten Hand meiner Mutter."Mom..", sage ich. Ich blicke in ihr leeres Gesicht. Ihre aufgerissenen Augen starren mich an. Ihr Mund ist einen Spalt geöffnet. Ihr Gesicht ist fahl.
Irgendwann müssen Regulus und Dumbledore in den Raum gekommen sein, denn ich finde mich zitternd und weinend in Regulus' Armen wieder. In mir breitet sich eine riesige Leere aus.
"Warum mussten sie sterben?", frage ich verzweifelt.
Dumbledore kniet sich zu uns auf den Boden.
"Meine Informanten haben mir mitgeteilt, dass sie wichtige Informationen über Voldemort verraten haben, die für unsere Seite unglaublich wichtig waren. Voldemort ist ihnen auf die Schliche gekommen und hat einige Todesser gesendet.", sagt er ruhig. "Deine Eltern haben sich für deine Sicherheit geopfert Charlotte, da bin ich mir sicher."
Myrta tritt zu uns mit einem Brief in der Hand.
"Ihre Eltern gaben mir diesen vor ihrem Tod", sagt sie mit ihrer Piepsstimme.
"Ich denke, sie werden in dem Brief einiges erklärt haben.", sagt Professor Dumbledore.
Ich nicke schwach und greife nach dem Brief.
"Kann ich kurz alleine seien?", frage ich.
"Natürlich", kommt es von Regulus und die beiden und Myrta verlassen den Raum. Ich quäle mich hoch und setzte mich auf die Couch, wo ich den Brief mit zitternden Finger aufreiße.Charlotte,
wenn du diesen Brief bekommst ist wohl das geschehen, was wir so sehr befürchtet haben. Es war keine einfache Entscheidung, aber wir konnten mit unserer Schuld so auch nicht weiterleben und dies war die einzige Lösung, die wir finden konnten. Verlässt man den Bund der Todesser, so verlässt man diese nicht lebend. Jedoch der Gedanke, dass du uns hasst, war viel schlimmer, als diese Vorstellung. Wir wollten dir tausendmal schreiben, aber wir haben einfach nie die richtigen Worte gefunden. Wir wissen auch, dass du unsere Entscheidung jetzt nicht nachvollziehen kannst, aber wir hoffen, dass wirst du eines Tages können. Mit der übermittelten Information wird es um einiges leichter werden, den Dunklen Lord und seine Gefolgschaft zu besiegen. Der Gedanke, dass wir dir damit eine sicherere Zukunft schaffen können, hat uns zu unserer Handlung überzeugt. Vergiss niemals, dass wir dich unglaublich lieben und wir immer da sein werden. Wir bleiben immer ein Teil von dir, vergiss das nicht.
Mom & DadMeine Tränen tropfen auf das Pergament und lässt teile der Tinte verlaufen. Nein, ich kann ihre Entscheidung nicht verstehen. Ich hätte ihnen auch so verzeihen können. Lieber ein Leben unter Voldemort, als ohne meine Eltern.
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So, mit dem Kapitel hat es etwas länger gedauert, aber ich brauchte eine Weile um das alles richtig auszuformulieren.
Tausend Dank für die 1.5k Reads, darüber hab ich mich riesig gefreut!
Und danke an Sarah6148 für die ganzen Likes und Kommentare :)
Die Widmung hast du dir verdient. :)
Außerdem hab ich jetzt endlich eine Schauspielerin gefunden, die für mich auf Charlotte passt und muss nicht mehr dieses No-Name Bild nehmen :D Also wundert euch nicht über das neue Cover :) Ich hab auch inzwischen ein richtiges in Auftrag gegeben.
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Charlotte Abernathy - Between dream and duty (Harry Potter Fanfiktion)
FanficCharlotte Abernathy lebt in einer reinblütigen und sehr traditionellen Familie. Sie liebt ihre Eltern über alles, auch wenn diese oft ihre Meinung nicht teilen. In der Schule steht sie ebenfalls zwischen ihren verschiedenen Freundeskreisen. Zum eine...