Strafe muss sein, lautet mein Motto für die nächsten Wochen. Seit ich Remus im Klassenzimmer alleine gelassen habe, spreche ich kaum mit ihm und lasse ihn kaum aus den Augen. Seine Nervosität zu diesem Thema hat meine Neugier noch einmal deutlich gesteigert und ich versuche die Jungen immer öfter unauffällig zu beobachten und zu belauschen.
"Ach Charlotte, das ist doch lächerlich", flüstert Regulus, als wir uns in einer Nische hinter einem Wandteppich verstecken. Inzwischen haben wir Mai und er muss bei meinen Spionagetätigkeiten meist Schmiere stehen oder mitkommen.
Ich ramme ihm meinen Ellenbogen in die Seite. Er jault leise auf.
"Leise", zische ich.
Sirius, James und Peter stehen nur etwa zwei Meter von uns entfernt und warten auf Remus.
Nach etwa einer Minute erscheint er.
"Also heute Abend ist es wieder so weit", sagt er leise zu den dreien.
"Gut, dann würde ich sagen gehen wir um 21 Uhr.", sagt James.
Die anderen drei nicken. Dann steuern sie auf die Große Halle zu.
Regulus atmet auf.
"Ich verstehe noch nicht ganz, was es mir bringen soll meinen Bruder und seine Freunde auszuspionieren.", sagt er."Vielleicht bringt es dir nichts, dafür aber mir", sage ich und grinse.
"Heute Abend, 21 Uhr, ich werde da sein."Eine halbe Stunde vorher verlasse ich den Gemeinschaftsraum. Ich achte darauf, dass mir niemand folgt und laufe zum Gryffindorgemeinschaftsraum. Dank ausführlicher Recherche, weiß ich inzwischen wo sich dieser befindet. Mit einem Hufflepuff aus meinem Kräuterkundekurs hatte ich ein Farbpulver gegen einen Aufsatz über Fleischfressende Pflanzen getauscht. Ich verteile dies großzügig vor dem Portraitloch der Gryffindors und verstecke mich dann hinter einer Rüstung und lasse das Portrait nicht aus den Augen.
Pünktlich um 21 Uhr klappt das Portrait zur Seite und die vier klettern heraus. Sie schleichen bis zum Ende des Ganges, schauen sich um und drängen sich zusammen, damit James ihnen den Umhang überwerfen kann. Ich spitze meine Ohren und höre leise Schritte auf der Treppe.
Ich ziehe mir meine Kapuze über den Kopf, schleiche hinterher und folge ihnen so, dass ich zumindest meinem Gefühl nach einen sicheren Abstand zu ihnen habe.
"Lumos", murmele ich und folge den kaum erkennbaren Spuren.
'Hoffentlich haben sie die Karte nicht dabei. Dann bin ich verloren.', schießt es mir durch den Kopf.
Aber ich habe immer noch Glück. Mein Weg hat mich in die Eingangshalle geführt. Ich erkenne gerade noch, wie das Eichenportal vorsichtig geschlossen wird.
Ich blicke mich schnell um und sprinte zum Portal. Ich schiebe es einen Spalt auf und quetsche mich hindurch. Problematisch ist nur, dass ich keinerlei Anhaltspunkte mehr habe wohin die Jungen gegangen sind. Das Pulver ist auf dem Grasboden nicht mehr erkennbar. Der Mond ist zwar noch nicht aufgegangen, aber einige Sterne und die letzten Sonnenstrahlen spenden mir Licht und eine Weile beobachte ich die Ländereien und suche nach Auffälligkeiten. Mein Blick streift über den Waldrand und ich stelle fest, dass die Peitschende Weide erstarrt ist. Natürlich! Sirius war mit mir schließlich erst vor einigen Monaten in dem Geheimgang nach Hogsmeade. Im Schatten des Schlosses laufe ich zum Baum. Auf den letzten zehn Metern beginne ich zu schleichen. Ich stecke meinen Kopf in die kleine Öffnung und sehe den Gang, der in die Dunkelheit führt. Auf dem Boden erkenne ich Fußspuren.
'Erwischt', denke ich mir.
"Lumos", flüstere ich und klettere in den Tunnel. Vorsichtig schleiche ich den Gang entlang.
Nach kurzer Zeit erreiche ich das Ende und lande in der Heulenden Hütte.
'Kein Wunder, dass sie so schäbig ist, wenn die vier andauernd hier rumgeistern', denke ich belustigt.Ich schleiche die Treppe hinauf und höre bereits ihre Stimmen.
"Ich denke ich bin inzwischen so weit, dass ich mich für mehrere Stunden verwandeln kann", sagt James.
"Meinst du ich schaffe das auch bald, Krone?", höre ich Peter erwartungsvoll fragen.
"Sicher", sagt James, oder 'Krone' lässig.
"Wie lange hast du noch, Moony?", fragt Sirius.
"In etwa einer Stunde sollte es losgehen", sagt Remus.
Ich gehe die letzte Treppenstufe hoch und bereue es sofort wieder. Ein lautes Knarren zerschneidet die Ruhe. Es poltert und James stürzt nach draußen, gefolgt von Sirius. Gleichzeitig brüllen sie: "PETRIFICUS TOTALUS!" Ich erstarre und falle rückwärts die Treppe hinunter. Ich schlage unsanft mit dem Hinterkopf auf. Ich versuche mich aus der Starre zu befreien oder etwas zu sagen, aber der Zauber ist wirksam. Die beiden rennen die Treppe hinunter. Remus und Peter folgen ihnen. Vier Zauberstäbe sind auf mich gerichtet. Mein Gesicht können sie nicht erkennen, den die Kapuze hat sich inzwischen darüber ausgebreitet. Der Umhang ist lang, ich trage eine dunkle Hose.
"Wen haben wir hier?", sagt James laut. "Ein Slytherin. Na Schniefelus, wolltest du uns ausspionieren?"Interessant, Severus soll ich also sein.
Sirius reißt mir die Kapuze runter.
"Charly..", sagt er erschrocken. Er richtet den Zauberstab auf mich "Finite"Ich richte mich auf und ohne darüber nachzudenken gebe ich ihm eine Ohrfeige.
Er jault auf.
"Seid ihr verrückt?", brülle ich wütend. "Ich hätte mir das Genick brechen können.""Wir dachten du wärst..", fängt James entschuldigend an, doch ich unterbreche ihn.
"Selbst wenn ich Severus gewesen wäre, ist das noch lange keine Begründung jemanden die Treppe hinunter fallen zu lassen." Meine Haare sind wie elektrisiert und richten sich auf.Remus geht nach vorne und stellt sich zwischen James und mich.
"Ich denke wir sollten ihr sagen, was los ist.", sagt er ernst.
"Nein, das ist zu gefährlich für sie.", sagt Sirius sofort und verschränkt die Arme.
"Ich denke, das sollte Moony entscheiden.", wirft James ein.
"Sie wird es sowieso irgendwann herausfinden", sagt Remus. "Aber wir müssen uns beeilen, damit sie rechtzeitig zurück ins Schloss kommt."
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Charlotte Abernathy - Between dream and duty (Harry Potter Fanfiktion)
FanfictionCharlotte Abernathy lebt in einer reinblütigen und sehr traditionellen Familie. Sie liebt ihre Eltern über alles, auch wenn diese oft ihre Meinung nicht teilen. In der Schule steht sie ebenfalls zwischen ihren verschiedenen Freundeskreisen. Zum eine...