Die Zeit bis zu den ZAG-Prüfungen verbringe ich eigentlich ausschließlich mit lernen und Quidditch. Jeden Abend bin ich so erschöpft, dass ich nahezu sofort einschlafe, wenn ich mich in mein Bett lege. Vielleicht ist es keine optimale Lösung jeden Tag so viel zu machen, sodass ich alles andere in meinem Kopf zum Großteil verdrängen kann, aber momentan ist es für mich das beste was ich machen kann.
Im Unterricht wird uns lang und breit erklärt, dass jegliche Betrugsversuche in den ZAG-Prüfungen strafbar sind und wir Pergament bekommen, welches magisch gegen Betrügereien abgesichert ist. Währenddessen wird auf den Gängen hinter vorgehaltener Hand eine Art Schwarzmarkt für Aufputschmittel und Gehirnstimulanzien aufgebaut. Die Vertrauensschüler haben alle Hände voll zu tun, weil sie aufgrund einiger Zwischenfälle, die mit einer Vergiftung im Krankenflügel geendet haben, die Schüler auf jegliche Substanzen überprüfen sollen.
Als ich am Morgen der ersten Prüfung über mein Arithmantikbuch gebeugt in der Großen Halle beim Frühstück versuche mir noch einige Zahlentabellen einzuprägen, sehe ich aus dem Augenwinkel einige Hexen und Zauberer die Eingangshalle betreten, die von Professor Dumbledore freundlich begrüßt werden.
"Das müssen die Prüfer sein.", sagt Regulus zu mir.
Er ist fleißig am Essen und hat es inzwischen aufgegeben sich noch einige Seiten meiner Aufzeichnungen durchzulesen.
Ich lasse meinen Blick kurz über die Prüfer schweifen und meine einige bekannte Gesichter zu erkennen, die ich durch meine Eltern bereits kennengelernt habe.Die Prüfung in Arithmantik am Vormittag verläuft hervorragend und ich bin recht euphorisch, als ich am Nachmittag mit Regulus zur Großen Halle gehe, wo die praktischen Prüfungen in Verteidigung gegen die dunklen Künste stattfinden.
Nach dem Alphabet werden jeweils fünf Schüler in die große Halle gebeten.
"Nicolas Abarton, Ravenclaw. Charlotte Abernathy, Slytherin. Melanie Adams, Hufflepuff. Susan Bancroft, Gryffindor. Lindsey Bindley, Hufflepuff.", liest Professor Morgan, einer der Prüfer, von einem Pergament ab und bedeutet uns, dass wir ihm folgen sollen.
"Viel Glück", sagt Regulus, als ich mich auf den Weg in die Halle mache.
"Miss Abernathy, Sie können zu Professor O'Connor gehen.", sagt Professor Morgan zu mir und deutet auf eine kleine stämmige Hexe mit einem kanariengelben Umhang.
"Charlotte Abernathy, richtig?", fragt Professor O'Connor als ich bei ihr ankomme.
Ich nicke.
In den nächsten zehn Minuten werde ich auf nahezu alle mir bekannten Verteidigungszauber geprüft, die ich auf Anhieb schaffe.
"Sehr schön, Miss Abernathy!", lobt Professor O'Connor, nachdem ich meinen letzten Schildzauber vorgeführt habe. "Ihre Zauber sind alle makellos gewesen."
"Vielen Dank, Professor."
"Haben Sie schon einmal versucht einen Patronus zustande zubringen?", fragt sie interessiert.
"Wieso fragen Sie?"
"Nun ja. Bei Schülern mit herausragenden Leistungen bin ich gerne dazu bereit noch einige Bonuspunkte zu verteilen.", erklärt sie.
Ich schlucke. Der Patronuszauber ist UTZ-Niveau. Natürlich habe ich bereits geübt ihn durchzuführen, aber nicht mehr nach den Geschehnissen mit meinen Eltern.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann, Professor.", sage ich zweifelnd.
"Abzüge werden Sie dadurch nicht erhalten. Aber es Sie müssen es natürlich nicht tun.", sagt Professor O'Connor.
Mich packt ein plötzlicher Ehrgeiz. Warum sollte ich es nicht schaffen? Ich bin eine gute Hexe. Ich möchte Aurorin werden. Dafür muss ich besondere Leistungen in diesem Fach hervorbringen.
"In Ordnung. Ich versuche es.", sage ich und atme einmal tief ein und aus.
Denk an etwas glückliches!, sage ich mir. Ich durchforste meine Erinnerungen. Ein Gesicht taucht immer wieder vor meinem inneren Auge auf. Und zwar das von Regulus. Allein seine Anwesenheit, die mir in den letzten Monaten so viel Trost und Sicherheit gespendet hat. Die Gewissheit, dass er immer für mich da ist und mich unterstützt. Und mit diesem Bild vor meinen Augen murmele ich: "Expecto Patronum."
Zuerst denke ich es passiert überhaupt nichts, doch dann bricht ein hell leuchtendes Licht aus meinem Zauberstab und ich erkenne die Gestalt eines Daches, der sich geschmeidig durch die Luft bewegt. Die anderen Schüler und Prüfer blicken erstaunt meinem Patronus hinterher, der sich nach einiger Zeit auflöst.
Professor O'Connor blickt mich strahlend an.
"Hervorragend. Wirklich hervorragend. Sie dürfen jetzt gehen.", sagt sie und lächelt mich an.
Ich verlasse erleichtert und glücklich die Große Halle. Innerlich kann ich es kaum glauben, dass ich es wirklich geschafft habe einen Patronus zustande zu bringen.
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Charlotte Abernathy - Between dream and duty (Harry Potter Fanfiktion)
FanfictionCharlotte Abernathy lebt in einer reinblütigen und sehr traditionellen Familie. Sie liebt ihre Eltern über alles, auch wenn diese oft ihre Meinung nicht teilen. In der Schule steht sie ebenfalls zwischen ihren verschiedenen Freundeskreisen. Zum eine...