Vereinbarung mit Wölfen

1.7K 60 0
                                    

Als ich am nächsten Tag bei Grey, Meyers & Vittory, einer wirklich renommierten und sehr teuren Anwaltskanzlei im Herzen von Seattle, nur einen Steinwurf vom Grey House entfernt, ankomme, bin ich ein wenig nervös. Obwohl ich weiß, dass Carrick in New York ist, schlottern mir die Knie. Ich habe Angst ihm oder Christian vor dem von mir bestimmten Zeitpunkt über den Weg zu laufen.

Trotzdem steige ich aus, nachdem mir Luke die Tür aufhält und gehe hinein, Luke wie ein Schatten hinter mir. Als wir aus dem Aufzug treten, vor den wirklich beeindruckenden, fast antik anmutenden Holzempfang, werden wir sofort überaus eifrig begrüßt und in ein modernes Konferenzzimmer geführt. Keine fünf Minuten später kommen auch schon die Partner herein, ich habe einen Großauftrag in Aussicht gestellt und keine Zweifel an der Höhe der zu erwartenden Honorare gelassen. Ich stehe am Fenster, ich habe bewusst nicht Platz genommen. Ich habe mir einiges von Linc abgeschaut und werde in dieser Verhandlung klar machen, wer am längeren Hebel sitzt.

„Mrs. Lincoln", begrüßt mich Mr. Meyers, wie er sich vorstellt, ein kleiner, blasser Mann, der aussieht, als würde er nur noch Stunden von einem Herzinfarkt entfernt sein. Der zweite Partner ist Mr. Vittory, ein Mittvierziger und offensichtlich italienischer Abstammung, der mich mit dunklen Augen mustert, während er mir seine zwei weiteren gleichberechtigten Partner, Mrs. Meyers, offensichtlich die Tochter von dem kardiologischen Notfall und Mr. Jenkins, ein wohl sechzigjähriger Seniorpartner mit freundlichem Großvaterauftreten vorstellt.

„Wir bedauern, dass Mr. Grey, einer unserer Seniorpartner und Mitbegründer dieser Kanzlei, derzeit auf einer Konferenz ist", bekomme ich erklärt und muss mir ein Lächeln verkneifen.

Genau deshalb wurde dieser Termin gewählt.

„Ich habe durchaus Verständnis dafür. Nehmen Sie doch Platz", sage ich ruhig und die Anwälte tauschen Blicke aus.

Ich wirke souverän und mache gerade klar, wer diese Verhandlungen leiten wird. Aber sie wissen auch, dass jede Menge Geld im Spiel ist und folgen meiner Aufforderung.

„Wie Sie wissen, habe ich in Seattle eine Firma, die ein recht vielversprechendes Start-Up in der Solartechnik ist und sich um Regierungsaufträge bemüht. Wir haben gute Chancen, diese auch zu erhalten. Außerdem habe ich noch eine zweite, etwas kleinere Firma gegründet, die sich im Bereich Kosmetik und Schönheit etablieren wird. Mein Haupteinkommen ist Lincoln Timber, aber da der Firmensitz in Washington ist, brauche ich für meine Seattler Firmen eine Anwaltskanzlei vor Ort. Meine Hauptkonzentration wird sich in Zukunft auf meine Seattler Unternehmen richten. Natürlich beschäftige ich auch Firmenanwälte, aber gerade bei Verträgen mit der Regierung will ich sicher gehen, dass ich gut beraten bin."

Es folgt das übliche Gemurmel, ein paar Fragen, die ich souverän und ruhig beantworte, gerade als es um die Auftragssummen und – auch wenn die Herren und Damen es nicht ansprechen – damit auch um die zu erwartenden Honorare geht, und ich sehe, wie interessiert diese Aasgeier sind. Ich hasse Anwälte. Das wird sie nicht mehr ändern. Aber jetzt bin ich endlich in der Lage, sie für meine Zwecke einzusetzen.

„Natürlich würden wir gerne Ihre Vertretung übernehmen. Wir geben Ihnen eine Mandantschaftsvereinbarung ...", fängt Mr. Vittory an und ich hebe die Hand, um ihn zu unterbrechen.

Langsam öffne ich meine Aktentasche und hole den von meinen Seattler Anwälten vorbereiteten Mandantschaftsvertrag aus der Tasche.

„Nicht nötig. Da ich sehr negative Erfahrungen mit einigen Rechtsberatern gemacht habe, werden Sie mir meine Mandantschaftsvereinbarung bestätigen. Ich werde warten, während Sie die Details prüfen. Und ich möchte diesen Vertrag gern heute abschließen, ich werde also hier warten. Verzeihen Sie mir meine leichte Dominanz in diesem Punkt, ich habe keine Zeit zu verlieren und möchte Ihnen auch die Ihre nicht unnötig stehlen."

50 Shades of DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt