50 Shades of Desire

Eigene Medizin

Luke fährt mich nach Hause und schweigt, ich habe ihm von meiner Begegnung mit Elliot erzählt und er hat mir keine Wahl gelassen und mich ins Auto gepackt.

Als ich eingemummelt nach einer wärmenden Dusche in bequemen Sachen auf der Couch liege, kommt er zu mir und sieht mich streng an.

„Keine Auszeiten mehr, Ana. Versprich es mir, oder ich bin raus."

Entsetzt höre ich, was er sagt. Noch nie hat er mir ein Ultimatum gestellt. Offensichtlich zeigt sich mein Erstaunen und meine Angst auf meinem Gesicht und Luke seufzt, fährt sich gehetzt durch die Haare und schüttelt den Kopf.

„Ana, das ist nicht Washington. Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis, das jederzeit einbrechen kann. In Washington hat dich Lincs Einfluß geschützt. Du kennst Christian, und wenn Elliot ein Wort verlauten lässt, setzt er alles daran, dich zu finden. Solange er zwischen Stacy Lincoln und dir keine Verbindung herstellen kann, sind wir, wenn wir vorsichtig sind, im Vorteil. Wenn er weiß, wer du bist und dass du hier bist, wirst du alles gefährden, was du zu erreichen versuchst. Natürlich brauchst auch du deine Auszeiten, aber beschränke sie bitte auf dieses Anwesen, hier bist du sicher."

Luke hat Recht und ich verfluche meine kleine Schwäche. Ich wollte doch nur einen Blick auf Christian werfen, auch wenn ich das nie zugeben würde. Aber ich muss mich davon lösen, ich weiß selbst nicht, warum ich ausgerechnet ihn sehen wollte. Acht Jahre ohne einen Mann an meiner Seite, acht Jahre ohne Umarmung und Küsse, ohne körperliche Nähe machen mich schwach. Ich brauche Nähe und auch ich brauche Liebe. Und der einzige Mann, der mein Herz besessen hat, noch immer besitzt, hat es nicht verdient. Und auch wenn Ted mich liebt, er ist mein Kind, kein Partner. Ohne Familie und ohne Rückhalt kämpfe ich seit so langer Zeit und ich muss zugeben, ich bin müde. Ist es so verwerflich, wenn auch ich mir eine Schulter zum Anlehnen wünsche?

Lukes Blick liegt auf mir und wird deutlich weicher.

„Ich bin da, wenn etwas ist. Ruh dich aus, wenn du morgen mit Carrick sprichst, musst du fit sein."

Ich nicke und er wirft mir ein Lächeln zu, zum Glück ist er nicht sauer auf mich. Ohne ihn hätte ich niemanden. Er und Seline sind alles, was ich noch an Familie besitze.

Als er weg ist, nehme ich mir das Telefon und rufe Sylvester an. Er hat zwar keine Neuigkeiten für mich, gibt mir aber die Nummer eines Fotografen, den ich morgen benötige. Mit Carrick bin ich noch lange nicht fertig, und meine Aktion heute rechtfertigt ein wenig Verwirrung im Hause Grey, um von Elliot abzulenken, sollte er seinen Verdacht äußern. Ich muss diejenige sein, die dafür sorgt, dass die anderen keine Ruhepausen haben. Und durch meine kleine Schwäche heute werde ich mich damit beeilen müssen. Christian hat spätestens morgen Abend das erste Problem, seine Sub ist heute in Washington D.C. angekommen – ohne einen tränenreichen Abschied von ihrem Dom – und ihre Möbel werden gerade von einer Spedition hinterhergefahren. Somit ist er schon mal ein wenig abgelenkt. Mit Sicherheit wird er das komplette, wortlose Verschwinden einer Sub nicht hinnehmen, aber da ihr Flugticket bar bezahlt war, wird er sie auch nicht finden können. Und wenn, wird sie sich hüten, ein Wort verlauten zu lassen. Ihr Blackberry hat Luke, er wird es Montag in Christians Büro abgeben lassen, von einem Botendienst, den er ebenfalls bar bezahlen wird.

Zum Glück ruft Ted mal etwas früher an und ich falle um Mitternacht erledigt in mein Bett, habe aber immer noch Elliots Gesichtsausdruck vor Augen. Wie kann er mich nur so sehr hassen? Wird er Kate von unserer Begegnung erzählen? Oder Christian? Und werden sie ihm glauben?

In dieser Nacht finde ich nur wenig Schlaf und das muss ich am nächsten Morgen mit einem sehr sorgfältigen Makeup überdecken. Carrick darf nicht merken, wie sehr mich das alles mitnimmt, ich werde ihm gegenüber keinerlei Schwäche zeigen. Auch wenn er die Wahrheit kennt und jetzt offensichtlich ein Interesse an seinem Enkel entwickelt.