50 Shades of Desire

Interessante Zeiten

Ich atme tief durch und starre auf das, was Seline in den letzten Wochen alleine bewältigt hat, während Luke neben uns steht und aussieht, als würde er gleich einen Schlaganfall bekommen.

„Das können wir nicht annehmen, Ana", bringt er heraus und ich grinse.

„Doch, weil ich diese Diskussion mit deiner Frau schon vor einiger Zeit hatte. Und ich habe gewonnen. Stell dir einfach vor, der Streit, den ihr deswegen haben werdet, wäre vor einer Woche gewesen", schmunzele ich.

Luke zieht seine hochschwangere Frau an sich und ich schaue verlegen weg, während die beiden sich stürmisch küssen und mir den Grund für Selines Babybauch klar machen.
Es ist meine Schuld, dass er gerade in dieser letzten, so wichtigen Zeit der Schwangerschaft so wenige Stunden mit seiner Frau verbringen kann. Ich weiß, wie es ist, hochschwanger und alleine zu sein. Immerhin muss Seline keine Angst haben, was nach der Geburt kommen wird – sie sind abgesichert und haben einander.

Kurz darauf umarmt Luke mich und drückt mich so fest, dass mir die Luft wegbleibt.
„Da ist noch mehr", kichert Seline und er wirft mir einen verwunderten Blick zu.

„Noch mehr? Ein Grundstück am Sound, ein wunderschönes Haus, was kommt noch? Das Nirvana?"

Seline lächelt sanft und teilt ihrem total überraschten Mann mit, dass sie das komplette Haus schon eingerichtet hat.

Luke wirft mir einen erneuten Blick zu, den ich kenne. Dieser ‚darüber-reden-wir-noch'-Blick wird ihm nur hier nicht helfen. Als ich das Nachbargrundstück zu meinem Haus angeboten bekommen habe, konnte ich nicht anders. Luke hat so viel mehr verdient, und ist doch so bescheiden.

„Seht es euch an, Luke, ich habe es schon besichtigt und gehe jetzt. Das ist euer Abend. Vergiss aber nicht, sie über die Schwelle zu tragen", murmele ich und drehe mich um, um über das Grundstück zu meinem Haus zu gehen.

Wir haben eine Holztür in die Mauer einbauen lassen, so dass Luke einfach nur ein paar Meter zurücklegen muss, um zu mir zu kommen. Und ich kann Seline einfach besuchen, ohne Sicherheitsleute oder große Probleme.

Als ich mein Haus betrete, höre ich, dass im Wohnzimmer der Fernseher läuft und muss lächeln. Ich habe mich daran gewöhnt, dass noch jemand außer mir hier ist – und das, obwohl es erst seit drei Tagen so ist. Alek sitzt vor dem Fernseher und sieht sich ein Sportereignis an, Football, wie es scheint.

Die letzten drei Tage waren arbeitsreich, und ich denke zurück, an den Tag, an dem Christian bei Mia war, die mittlerweile in der Karibik kreuzt, und ich selbst dachte, ich würde es nicht durchziehen können. Bis Alek kam. Mein Zorn auf Elena, als er Luke und mir seine kurze, traurige Geschichte erzählt hatte, gab mir die Kraft, um einfach weiterzumachen.

Aleks Mutter hatte für Elena gearbeitet, als Reinigungskraft, während sein Vater in einer Fabrik Schichtleiter war. Als sie Krebs bekam, hatte Elena tatsächlich die Familie finanziell unterstützt und Alek kam sogar auf eine teure Privatschule. Trotzdem hat die Mutter, zwei Jahre nach Beginn der Erkrankung und kurz vor Aleks sechzehntem Geburtstag, den Kampf verloren. Der Vater, gebrochen und verzweifelt, verlor kurz darauf seinen Job, weil die Fabrik schloss.

In diesem Moment hatte Elena zugeschlagen. Sie verführte Alek mit einer Mischung aus Raffinesse und Erpressung – und hat sich so mit der finanziellen Unterstützung der Familie ihren neuen und minderjährigen Sub erkauft. Das war etwa zu dem Zeitpunkt, als ich mit Christian zusammengekommen bin. Offensichtlich hatte die Lady damals ein Ventil gebraucht. Alek gab zu, zuerst gar nicht abgeneigt und sogar geschmeichelt gewesen zu sein. Er war einsam, als Kind armer Eltern hatte er auf der Privatschule nicht viele Freunde, und Elenas Erfahrung tat den Rest.