Die ganze Woche war ich angespannt und habe diesem Abend förmlich entgegen gefiebert, aber nicht im positiven Sinne. Ich werde mich in direkter Nähe zu Christian befinden, zwar in der Anonymität einer Menschenmasse und dem Schutz einer Maske, aber was, wenn er mich doch erkennt? Auf der anderen Seite, was könnte er tun? Der Prozess läuft an und laut Carrick ist es nur eine Frage der Zeit, bis es öffentlich wird, das ein Strafverfahren läuft, was ich jedoch mit aller Macht zu verhindern versuche. Bisher gelingt es, aber auch nur, weil ich wirklich gute Argumente habe, wie den Schutz von Teds Identität – und meiner. Der Staatsanwalt macht zähneknirschend Zugeständnisse, weil ich im Gegenzug bei einem Freispruch auf Schadensersatz verzichte.
Trotzdem will ich noch nicht, dass Christian weiß, wer ich bin. Es ist riskant, aber ich werde es trotzdem durchziehen. Solange ich ruhig bleibe, kann er mich nicht erkennen, da bin ich sicher. Ich habe seit der Geburt vollere Brüste und meine Haare sind viel länger. Danke der Maske wird er nur meinen Mund erkennen können, und der ist geschickt geschminkt.
Nur was soll er schon machen, selbst wenn er mich erkennt? Ich bin so reich wie er, ich habe Sawyer und Alek an meiner Seite und schlussendlich auch das Recht. Trotzdem bin ich ein einziges nervöses Wrack, und ich meine, Lincs ironische Stimme zu hören, der mir befiehlt, mich am Riemen zu reißen. Das hat in Washington immer funktioniert, hier funktioniert es gerade nicht. Ich habe eine Scheißangst. Auch vor Elena.
Nur die Telefonate mit Ray und Ted halten mich auf Kurs und schenken mir Ruhe. Seit klar ist, dass man mir glaubt, ist irgendwie alles für mich so unsicher geworden. Es sollte mich eigentlich beruhigen, aber irgendwie macht es mich nervös, als könnte ich nicht begreifen, dass es wirklich einem Ende entgegen geht.
Ray ist eine Nacht mit mir im Hotel geblieben und wir haben geredet und geredet, wobei ich nichts zurückhalten musste. Er hat fassungslos und wütend zugehört, und verzeiht mir, dass ich mich nie gemeldet habe. Nun kann er es nicht erwarten, seinen Enkel kennen zu lernen. Die Bilder, die Luke mit ins Hotel genommen hatte, waren nur ein kläglicher Ersatz für ihn. Aber er versteht, dass bis zum Prozess und meiner Rehabilitation, Ted im Internat sicherer ist. Von meiner Rache an Elena und ihrer Beteiligung, habe ich im nicht erzählt, er denkt noch, dass es nur Elisabeth und Hyde waren. Würde Ray die Wahrheit kennen, würde er Elena aufsuchen und etwas ... Dummes tun. Da bin ich mir sicher.
Auch so war er schon geschockt genug, und er hat auch Carrick ins Gebet genommen. Allerdings kann ich diesem irgendwie nicht mehr böse sein. Mein Ausbruch hat wohl den Rest Groll gegen ihn weggespült. Er bereut es ehrlich und ich bin durchaus bereit, anzuerkennen, dass die Beweise damals gegen mich erdrückend waren.
Und trotz der Tatsache, dass sein Beistand seine eigene Familie gerade auseinander reißt, lässt er nicht nach in seinen Bemühungen. Ich werde es nicht vergessen können, aber ich bin durchaus bereit, ihm zu verzeihen, auch Ted zuliebe. Der hat über die Nachricht, dass seine Großväter ihn bald sehen wollen, fast seine Begeisterung für das Skifahren vergessen und mich über Ray und Carrick ausgefragt. Zum Glück hat er nicht nachgefragt, warum die beiden bisher keine Rolle in seinem Leben gespielt haben, aber irgendwann wird er auch das erfahren müssen. Und was mit seinen Großmüttern ist, obwohl ich davon ausgehe, dass Grace für Teddy Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde. Hätte sie das mal damals für mich getan.
Als ich das Kleid anhabe und – dank Hilfe einer der Stylistin von Natural Woman – geschminkt und frisiert ins Wohnzimmer komme, wirft Alek mir einen Blick zu, der seine Bewunderung verrät. Und Interesse. So hat mich lange niemand mehr angesehen. Auch er sieht in dem Smoking mit Fliege unglaublich attraktiv aus und hat nur eine schwarze, dünne Augenmaske als Verkleidung gewählt.
„Himmel, Ana, nicht auffallend ist anders", kommentiert er mit rauer Stimme.
Das Kleid wurde extra angefertigt, die Perlenstickereien bedecken mich fast vollständig, nur hier und da blitzt ein wenig von dem dünnen Gaze-Trägerstoff auf, der eng an der Haut sitzt. Es hat lange Ärmel und einen V-Ausschnitt, der fast züchtig ist. Schlangen, die kleine Vögel einkreisen, bedecken meinen ganzen Körper und die matte schwarze Farbe unterstreicht die Perlenstickerei wirkungsvoll. Die Federn sorgen für einen Hauch von Extravaganz, und es ist sehr geschmackvoll, aber auch ausgefallen. Perfekt für eine Inszenierung einer schwarzen Witwe.
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50 Shades of Desire
FanfictionNach dem Vorfall mit Hyde läuft alles aus dem Ruder. Ana gerät in eine Intrige, die dafür sorgt, dass ihr Leben in Trümmern liegt und sich sogar Christian von ihr abwendet. Ohne Hoffnung auf eine Zukunft kommt Hilfe von einer unerwarteten Seite. Und...