Schwarzer Freitag

2K 78 30
                                    

Die ganze Woche über hat Welch alles nochmal aufgerollt und seine Ergebnisse sind nicht ermutigend. Die Fotos von Ana geben Rätsel auf. An zwei Terminen war sie alleine im Büro, also hätte sie sich damals durchaus raus schleichen können, um sich mit Hyde zu treffen. Allerdings bleiben drei Termine mit einem Autor, den wir damals nicht befragt hatten.

Und heute Morgen kommt Welch zu mir und hat gleich mehrere unangenehme Nachrichten im Gepäck. Beängstigende Nachrichten, die alles auf den Kopf stellen, woran ich glaube.

Nicht nur, dass ein anderer sie fickt, das Gespräch mit ihrem Liebhaber geht mir nicht mehr aus dem Kopf und es stört mich. Auch die Gründe, warum es mich in den Wahnsinn treibt, sind so vielfältig wie Sterne am Himmel. Sie hat jedes Recht dazu, aber der Gedanke von einem anderen mit ihr – ein weiterer persönlicher Vorhof zu meiner Hölle. Dadurch kommen mir unsere intensiven Erlebnisse immer öfters wieder in den Sinn und die notwendigen kalten Duschen tragen nicht zur Besserung meiner Laune bei.

Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Carrick mir ausweicht. Ich will mehr Informationen, und sie vögelt einen jungen, attraktiven Mann und geht mir aus dem Weg. Natürlich hat sie wenig Grund, mich aufzusuchen oder mit mir zu reden, aber trotzdem ist da ein Teil von mir, der genau das erwartet. Ich verstehe nicht, was sie hier tut.

Ted können wir auch nicht finden, obwohl wir jetzt mehr Anhaltspunkte haben. Er war bis vor ihrem Umzug nach Seattle in Washington in der Schule, das haben wir herausfinden können, aber wo er jetzt ist, bleibt ein Rätsel. Ana hat meinen Sohn aufgezogen und nach allem, was ich gehört habe, ist er ein wohlerzogener, fröhlicher Junge. Auch hat sie mit Linc nie ein Schlafzimmer geteilt, einer der Ermittler in Washington hat eine ehemalige Hausangestellte befragen können, und auch diese Beziehung wirft Fragen auf. Warum sollte Linc sich mit ihr abgeben, wenn sie ihm nicht ihren Körper zur Verfügung gestellt hatte? Was könnte Ana ihm bieten, was er von einer anderen nicht bekommen kann? Rache an mir? Das wäre zu viel Aufwand, selbst für ihn.

Das macht es für mich irgendwie realer zu hören, dass ich ein Kind habe, welches offensichtlich von der Mutter geliebt wird und sich normal verhält. Allerdings bringt das wieder einiges ins Wanken, und nach dem ersten Schock wundere ich mich, wie gelassen mir Carrick alles präsentiert hat. Irgendwas ist faul und langsam kann ich mich nicht mehr in meinem Selbstmitleid verkriechen. Ich muss die Dinge in die Hand nehmen und hier wieder Kontrolle ausüben, und dazu brauche ich alle Informationen, die ich bekommen kann.

Mia und Ethan kann ich nicht erreichen, und ich frage mich, warum Mia Ana hilft. Was hat sie gegen Mia in der Hand? Meine Schwester ist seit damals labil, und Ethan unterstützt aus diesem Grund alle Launen seiner Frau, zudem haben wir herausgefunden, dass Mias Arbeitgeber jetzt Anastasia ist.

Ich kann von ihr nicht als Stacy denken. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie Mia zum Stillhalten bewegen konnte. Mia würde nie mit ihr gemeinsame Sache machen, es sei denn ... Nein, unmöglich! Niemand hat Ana härter belastet als Mia.

Aber alles, was vorgeht, weist auf nur eine Lösung hin: Nicht mir und meiner Familie wird jetzt Unrecht getan, sondern vor acht Jahren wurde Ana Unrecht getan.

Wenn das wahr ist, wofür ich noch keine Beweise habe – nur Indizien – dann vögelt die Liebe meines Lebens einen anderen Mann, weil ich ihr nicht vertraut habe. Und ich kann es ihr noch nicht mal vorwerfen.

Aber irgendjemand muss dahinter stecken, irgendjemand müsste dann ein Interesse daran gehabt haben, mir und Ana zu schaden. Mir fällt niemand außer Hyde ein, aber der kann das unmöglich alleine durchgezogen haben.

Und Ana hätte allen Grund, uns und vor allem mich zu hassen. Und jeden Grund, einen anderen in ihr Leben zu lassen und sich an uns zu rächen.

Ana war nicht untätig. Sie hat Grace zugesetzt, Mias Restaurant aufgekauft, Elena vernichtet – ein beeindruckender Rachefeldzug, der mit meiner Sub – die mittlerweile bei Lincoln Timber ein Praktikum macht – und dem Erhalten des von mir begehrten Auftrages seinen Höhepunkt hatte. Und legal war, dummerweise. Sogar der Vertrag mit Carrick ist nicht anzufechten, nicht mal, dass sie ihre Identität nicht ehrlich zugegeben hat.

50 Shades of DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt