Christian - Heikle Gespräche

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Wütend scheint mein neuer Dauerzustand zu werden. Taylor bekommt nur unwichtige Informationen über Stacy Lincoln, der Senatsausschuss weigert sich, meine Einwände gegen die Beauftragung von Innocence Solutions auch nur in Erwägung zu ziehen und mein Gespräch, das ich mit meinem Vater führen wollte, um ihn zur Rede zu stellen, wurde von diesem absolut gnadenlos abgeblockt.

Als ich in sein Büro gekommen war, teilte er mir nur mit, er habe keine Zeit, selbst als ich ihm versicherte, mein Anliegen wäre wichtig, sah er mich nur abwesend an und meinte, ich sollte nach Bellevue kommen, gegen Abend.

Ich kann doch meinen Vater nicht in Gegenwart meiner Mutter nach einer Affäre fragen! Aber er sah irgendwie krank und besorgt aus, und ich konnte schlecht in Anwesenheit seiner Sekretärin das Thema anschneiden. Also bin ich unverrichteter Dinge wieder abgezogen – um kurz darauf zu erfahren, dass er zu Stacy Lincoln gefahren ist.

Er hatte keine Zeit für mich, aber für die schwarze Witwe hatte er Zeit? Ich bin wütend auf Carrick, und das ist ein ungewohntes Gefühl. Er fängt an, meinen Respekt zu verlieren, und als ich es gestern in der wöchentlichen Sitzung Flynn gegenüber erwähnt habe, war dieser besorgt, weil ich mich seiner Meinung nach in etwas verrennen würde und gewohnt wäre, von Menschen nur das Schlimmste zu denken, auch wegen meiner Ehe mit Ana.

Alleine, dass er das Thema – unser einziges Tabuthema – angeschnitten hat, war ein Grund in die Luft zu gehen. Noch nie habe ich Flynn so angeschrien und eine Therapiesitzung vorzeitig abgebrochen, die ich bei ihm hatte. Das Schlimme ist, Flynn hat Recht, ich vertraue niemandem mehr.

Und jetzt nicht mal mehr meinem eigenen Vater, wie es scheint.

Zornig starre ich aus meinem Bürofenster, als Taylor hereinkommt.

„Sir, ich fürchte, ich habe eine Nachricht, die Ihnen nicht zusagen wird", bemerkt er ruhig und ich wende mich nicht einmal um.

„Was ist jetzt?" Meine Stimme ist gepresst, ich muss dringend mit Elena reden, die Werbespots von Natural Women sind wirklich gut und Elenas Kette geht – nach den letzten Zahlen zu urteilen – gerade unter wie die Titanic nach ihrem Zusammenprall mit dem Eisberg.

Außerdem hat die Steuerbehörde eine Anfrage an mein Büro gestellt, in Zusammenhang mit Elenas Prüfung, was mich verwundert. Noch ein Thema, um das ich mich kümmern muss.

„Ihr Vater hat heute mit Mrs. Lincoln den Firmenjet von Lincoln Timber bestiegen, mit Ziel Washington. Er scheint ein paar Tage mit Stacy Lincoln in der Hauptstadt zu verbringen."

Ich fahre herum und registriere trotz der kochenden Wut in meinem Inneren, wie besorgt Taylor aussieht. Das war noch nicht alles, so gut kenne ich ihn. Wieso fliegt Carrick mit einer anderen Frau weg? Und was hat das zu bedeuten?

„Was noch?", fauche ich Taylor an und er sieht mich ruhig an, auch wenn eine steile Falte seine Stirn ziert, die dort nur zu sehen ist, wenn ihm etwas wirklich Kopfschmerzen bereitet.

„Luke Sawyer redet nicht mit mir, er war vier Jahre in New York Sicherheitschef bei einem Großindustriellen, und danach hat er zu Senator Lincoln gewechselt. Zum gleichen Zeitpunkt herum taucht auch Stacy Lincoln das erste Mal auf, damals noch unter ihrem Mädchennamen Lambert. Allerdings bekomme ich außer ihrem Mädchennamen wenig über Stacy Lincoln heraus."

Stacy Lambert? Irgendetwas stört mich, ein Gefühl, als wäre da ein blinder Fleck, als würde ich etwas offensichtliches Übersehen. Aber was?

„Irgendetwas muss es über sie geben, kein Mensch taucht einfach so auf, Taylor!", fahre ich ihn an, während ich mit meinem Gedanken bei meinem Vater bin, der wohl eine Affäre mit der Witwe von Elenas Exmann hat.

50 Shades of DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt