Nächtliche Konsequenzen

1.8K 59 13
                                    

Wir fahren zurück und ich warte nervös auf das nun folgende Donnerwetter. Luke hat kein Wort gesagt, seit wir aus dem Hyatt raus sind.

Ich kenne ihn jetzt lange genug, um zu wissen, dass er kurz vor der Explosion steht. Auch Alek scheint die angespannte Stimmung nur zu gut wahrzunehmen und schweigt die ganze Zeit über. Er ist sehr weise, wenn er jetzt etwas sagt, geht Luke noch im Auto hoch.

Als Luke den Wagen vor meinem Haus hält, atme ich zittrig aus.

„Alek, würden Sie mich und Ana einen kurzen Moment alleine lassen?", höre ich ihn fragen und wappne mich.

Ich bin der Boss, versuche ich mir zu sagen, aber das ist eine Illusion. Ich fühle mich drei Jahre alt und hatte die Hand in der Bonboniere, während ich erwischt wurde. Verflixt. Aber allein Elenas Gesicht war es wert gewesen.

Luke ist nicht mein Angestellter, sondern mein Freund, der sich sorgt und dem ich heute Abend mit der Beteiligung an dieser Auktion wohl ziemlich zugesetzt habe. Dass er zusätzlich noch für meine Sicherheit verantwortlich ist, macht es nicht einfacher. Er ist in zweifacher Hinsicht eine Glucke, die über mich wacht. Aber ich wollte nicht zusehen müssen, wie Christian mit Mrs. Robinson tanzt. Auch ich habe Grenzen. Und nach allem, was sie mir und meinem Kind, und auch meiner Ex-Familie und meinem Mann zugemutet und angetan hat, war es keine Alternative, ihr diesen Tanz zu überlassen. Sie ist von Christian besessen und hat deswegen mein Leben zerstört! So, wie ich ihres zerstören werde. Sie wird nie wieder auf eine Familie Einfluss nehmen, und schon gar nicht auf meine Familie.

Luke schweigt und die Stille im Wagen wird immer erdrückender.

„Himmel, Luke, jetzt sag es schon", bricht es aus mir heraus, auch meine Nerven liegen nach dem heutigen Abend blank.

„Er weiß es."

Ich fühle mich, als würde mir jemand die Luftröhre zudrücken. Das kann nicht sein! Das darf nicht sein. Angst überrollt mich, unerklärlich und heftig. Und Gefühle, die ich nicht haben will, reiten auf dieser Angst und machen aus mir in Sekundenschnelle ein Wrack.

Er darf es nicht wissen! Ich habe nichts getan, was mich verraten würde, also, wie kann das sein? Trotzdem zweifele ich nicht an Lukes Aussage. Er liegt nie falsch.

Ich bekomme keine Luft und taste halbblind vor Tränen nach dem Türgriff. Ich muss hier raus, ich ersticke.

Am Rande bekomme ich mit, wie die Tür aufgerissen wird und Luke mich aus dem Auto zieht. Ein reißendes Geräusch und ich kann besser atmen, Luke hat mir kurzerhand mein Kleid hinten aufgerissen und drückt meinen Kopf an seine Brust.

„Ruhig atmen", höre ich ihn sagen, und versuche es, aber es fällt mir schwer.

Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, sehe aber vor meinem inneren Auge nur das wutverzerrte Gesicht von Christian – damals im Krankenhaus.

„Verdammt, Ana, ruhig atmen", Luke klingt nun doch besorgt, und komischerweise hilft mir das, mich ein wenig zu fokussieren.

Die Nachtluft ist klar und füllt meine Lungen und langsam beruhige ich mich.

Als ich normal atme, schiebt Luke mich ein von sich und sieht mich böse an.

„Komm, wir reden drinnen", sagt er und ich folge ihm mit wackeligen Knien ins Haus.

Als wir eintreten, ist von Alek nichts zu sehen, und ich kann es ihm nicht verübeln. Der Abend war bestimmt auch für ihn nicht einfach.

Luke geht in die Küche und ich gehe ihm langsam nach, wobei ich mir die Maske abstreife. Himmel, was habe ich mir nur gedacht. Ich weiß doch, wie scharfsinnig Christian sein kann. Aber Luke könnte sich irren, oder?

50 Shades of DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt