50 Shades of Desire

Finale

„Warum haben Sie dann Christians Kind abgetrieben? Sie hätten ihn haben können, aber Sie haben sich für Ihre Ehe und Ihren guten Ruf entschieden. Und ein eigenes Kind als Sub, ich denke, selbst Sie haben Grenzen", sage ich, jedes Wort wie Galle in meinem Mund.

Ob Christian es weiß? Ob er ahnt, wie verdorben diese Frau ist, die er als Freundin betrachtet hat? Dass sie sein Kind abgetrieben hat, ein Kind von ihrem gerade mal volljährigen Sub, den sie missbraucht hat?

Sie starrt mich an und scheint nicht zu wissen, wie sie auf diese Frage kontern soll. Hass spiegelt sich in ihren Augen – ohne ein Anzeichen von Bedauern oder Reue.

„Linc hat damals den Fötus einer DNA-Analyse unterziehen lassen. Er wusste es die ganze Zeit. Er hatte Sie im Auge, seit er herausgefunden hat, was Sie mit Christian getan haben. Er war sich Christians Alter und Ihrer Aktivitäten mit ihm durchaus bewusst. Nur war Linc zu feige, um mit der Tatsache, dass er mit einer Phädophilen verheiratet ist, zu leben. Es offiziell zu machen war ihm zuwider. Und Sie haben aus den gleichen Gründen abgetrieben, ein Kind von Christian, von dem er nie erfahren hat. Sie hatten Angst davor, dass herauskommt was sie sind und was sie getan hatten. Und jetzt wollen Sie meines haben? Ich glaube nicht, dass ich das zulassen werde. Sie werden weder Ted noch Christian zu nahe kommen. Wenn Christian das erfährt, wird die Hölle der Ort sein, an den Sie sich wünschen werden. Mal abgesehen davon, dass das Ziel Ihrer Begierden Sie jetzt hassen dürfte, weil Sie ihm seinen Sohn und seine Frau weggenommen haben."

Nur mit Mühe kann ich meine Stimme ruhig halten. 350 Seiten habe ich über diese Frau, mit all ihren Aspekten, ihrer Vergangenheit und nahezu jedem Schritt, den sie in den letzten vier Jahren unternommen hat, gelesen. Psychologische Gutachten, Bestätigungen über ihren Geisteszustand, sie ist eine Soziophatin, und wenn sie keine Domina und Kinderschänderin geworden wäre, würde sie jetzt wahrscheinlich die FBI-Fahndungsliste als Serienkillerin anführen. Sie ist einfach so. Reine Soziophaten sind selten, und sie hat einen Weg gefunden, bestimmte Bedürfnisse zu kanalisieren, aber das ändert nichts an ihrer Natur. Aus diesem Grund konnte sie nichts anderes tun, als hierher zu kommen. Sie ist so gepolt. Eine dissoziale Persönlichkeitsstörung ist nichts, was man beeinflussen oder manipulieren kann, aber Elena hat es lange verschleiert und ich empfinde mit dieser Frau kein Mitleid. Sie hat kein Mitleid verdient, auch wenn sie vielleicht nicht begreift, was sie anrichtet. Sie fühlt sich bei allem im Recht.

Allerdings kann ich nur hoffen, dass sie wirklich so berechenbar ist, wie wir annehmen. Dann sollte es ein Leichtes sein, sie zu einem Fehler zu bewegen. Und Sylvester zum Handeln zu ermächtigen. Ich wollte sie nie wiedersehen, aber es war unabwendbar. Jedem war klar, dass Elena alles tun wird, um mich nicht mit ihrer Vernichtung davonkommen zu lassen.

Laut dem Psychologen gab es zwei Möglichkeiten, nachdem sie auf Kaution frei kam. Sie würde untertauchen und versuchen, allem zu entfliehen, oder eine offene Konfrontation suchen. Und mit ihrem Verschwinden hatte niemand gerechnet. Sie hatte die Wahl, sie hätte nicht hierherkommen müssen – schon gar nicht mit einer Waffe, mit welcher sie immer noch auf mich zielt. Sie wollte es so.

„Christian lag falsch, als er dich geheiratet hat. Er wird es verstehen, er wird...", zischt sie und ich fasse nicht, dass sie das noch glauben kann.

„... Sie hassen, weil Sie ihm sein Kind und seine Frau genommen haben", antworte ich, meine Stimme mit Mühe unter Kontrolle haltend.

Diese Frau ist nicht nur wahnsinnig, sondern komplett irre. Sie wird niemals aufgeben. Sollte ich jemals Zweifel gehabt haben, sie hat die letzten davon effektiv beseitigt.

„Er gehört mir!", giftet sie und tritt einen Schritt auf mich zu und ich weiche ein wenig zurück.

Abstand halten war eins der Versprechen, die ich Sylvester geben musste.