Carrick bleibt über Nacht in der Klinik, und als ich ins Hotel zurückkehre, von Sawyer mit einem Auto abgeholt, das die obligatorischen verdunkelten Scheiben hat, bin ich erschöpft.
Emotional und körperlich macht sich langsam alles bemerkbar, was ich mir zumute. Und Carricks kurzzeitiger Zusammenbruch macht mir klar, dass ich vorsichtiger sein muss. Zum einen, um mich zu schützen, zum anderen, um nicht über das Ziel hinauszuschießen. Trotzdem will ich nicht aufgeben oder meine Pläne alle verwerfen. Dafür haben sie mich zu sehr gequält und verraten. Dafür habe ich zu viel vorbereitet und geplant – und sie verdienen einen Dämpfer.
Und das Versprechen Linc gegenüber, Elena zu vernichten und Christian bis zum Schluss im Dunkeln tappen zu lassen, werde ich auf gar keinen Fall brechen. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich empfinden soll, gerade was ihn angeht. Da ist eine brennende Sehnsucht in mir, und trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, diesem Mann je wieder zu vertrauen. Nie hatte ich gedacht, dass ich so tief verletzt werden könnte, aber er hat es geschafft. Sein Verhalten hat mir mehr zugesetzt als alles, was Elena und Hyde mir angetan hatten. Ich hoffe wirklich, wenn ich rehabilitiert bin, einen Schritt nach vorn machen zu können. Egal was wird, ich sehne mich nach jemandem an meiner Seite. Und mir sind sowohl die Blicke von Claude als auch die von Sylvester nicht entgangen. Und trotzdem, jedes Mal, wenn ich mir vorstelle, einen von ihnen zu küssen, schiebt sich sein Gesicht in meine Gedanken und macht es mir unmöglich, mich etwas neuem zu öffnen. Dieser Mann hat mein Leben in mehr als nur einer Hinsicht zerstört. Nicht mal in der Zeit, als ich in Washington gearbeitet habe, konnte ich mich zu Dates oder einem Flirt hinreißen lassen.
Mein Kopf weiß, dass es keine Zukunft für ihn und mich gibt, keine geben darf!
Wenn nur mein Herz auch dieser Ansicht wäre. Ich bin einsam, auch wenn ich versuche, das zu verdrängen. Ich möchte Halt und eine Familie. Und irgendwann ein zweites Kind, unter besseren Voraussetzungen, als Teddy diese hatte.
Luke, der gerade die Koffer in mein Schlafzimmer getragen hat und sich in der Suite umsieht – als ob mir hier jemand auflauern würde – mustert mich nachdenklich an und kommt dann ohne ein weiteres Wort zu mir.
Er zieht mich in seine Arme und ich weine los, während er mich sanft hält. Nur er kennt diese Seite an mir und seit heute ist da noch Carrick, der einen Blick auf Ana werfen durfte.
„Du hättest von vornherein in Washington bleiben sollen. Scheiß auf Linc!", brummt Luke und setzt mich nach einer Weile auf der Couch ab.
„Ich bestell dir jetzt was zu essen, dann nimmst du ein langes, entspannendes Bad und hörst auf mit dem Grübeln. Morgen kommt Carrick aus der Klinik und wir fliegen nach Washington, und dort musst du in Hochform sein, wenn du diesen Wahnsinn wirklich weiterhin verfolgen möchtest. Du bist einfach nicht der Mensch, der anderen ohne Gewissensbisse das Leben zur Hölle macht, obwohl du darin eine wahnsinnige Kreativität an den Tag legen kannst."
Die letzten Worte sagt er mit einem Lächeln, welches ich unter Tränen erwidere. Wenn man vier Jahre um jeden Tag, jedes kleine Bisschen kämpfen muss, bekommt man die ein oder andere Rache-Idee, und Luke findet einige davon wirklich amüsant.
„Und Carrick ist alt genug, Ana. Er weiß, was er tut. Lass dich von seinem zerknirschten Gesicht und einem kleinen Herzanfall nicht davon täuschen, er ist gerissen und ein harter Hund. Wenn er seine Familie nicht informieren will, ist es seine Entscheidung."
Luke hat Recht und so kommt es, dass ich unter seiner strengen Aufsicht eine Suppe und ein Sandwich zu mir nehme und anschließend in die für mich vorbereitete Badewanne sinke, als er geht. Ohne ihn wäre ich verloren und er ist mein bester Freund. Er hat mir nie verraten, warum er an mich geglaubt hat, er hat nur gesagt, er würde einen schlechten Menschen erkennen, wenn er einen sieht.
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50 Shades of Desire
FanfictionNach dem Vorfall mit Hyde läuft alles aus dem Ruder. Ana gerät in eine Intrige, die dafür sorgt, dass ihr Leben in Trümmern liegt und sich sogar Christian von ihr abwendet. Ohne Hoffnung auf eine Zukunft kommt Hilfe von einer unerwarteten Seite. Und...