Kapitel 30

564 15 0
                                    

  Tobias


Ich wache auf und bemerke, dass Tris noch schläft.
Es ist so schön, ihr zuzusehen.
Ihr Gesicht ist ganz entspannt und sie hat ein Lächeln auf den Lippen.
Vorsichtig stehe ich auf, um sie nicht zu wecken, dann gehe ich ins Bad und dusche gemütlich.
Nach der letzten Nacht habe ich es mir auch wirklich verdient.
Ich habe entdeckt, dass man den Wasserstrahl einstellen kann: in Massage, Normal und Wellness.
Jetzt habe ich auf Massage geschaltet und lasse das warme Wasser in dicken Tropfen auf meine Schultern prasseln. Es ist sehr angenehm, wie die Tropfen meine Muskeln entspannen und gleichzeitig regelrecht durchkneten.
Danach trockne ich mich ab, ziehe mich an und während ich zurück zu unserem Zimmer gehe, rubble ich meine kurzen Haare mit einem weichen Handtuch trocken.
Tris schläft noch immer eingekuschelt in unsere Bettdecken.
Ich beschieße Frühstück für uns beide holen zugehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie einen riesigen Hunger haben wird.
Ich trete gerade aus dem Fahrstuhl, als mich jemand ruft.
„Four!" Ich schaue mich verwirrt in der Halle um und sehe Jill und Tess auf mich zulaufen, dahinter geht ganz gemächlich Wellcott.
„Warte mal kurz, Four!", ruft Jill und legt einen Zahn zu.
„Four! Shi ist nicht zufällig bei euch, oder?", Tess klingt ganz krank vor Sorge.
„Nein, wieso? Sie weiß noch nicht wo wir sind und sie würde sich sicherlich noch nicht in Evelyns Herrschaftsgebiet begeben.", sage ich und runzle die Stirn.
Ich kenne Shilo noch nicht ganz so gut, aber das passt so gar nicht zu ihr.
„Okay. Das wird dir vielleicht nicht gefallen, aber sie ist schon eine kleine Weile nicht mehr da, meinten Christina und Uriah.", meint Jill zögerlich.
Angst und Sorge um meine kleine Halbschwester schrillt in mir auf.
„Ich wecke schnell Tris oder sage ihr Bescheid, dann werde ich sofort nach ihr suchen!", verspreche ich und betrete wieder den verdammten Fahrstuhl.
Jetzt muss ich ohne Frühstück das blöde Ding wieder hochfahren.
Die Türen rollen leise auseinander, doch Tris sitzt aufrecht, aber verschlafen im Bett und murmelt: „Was ist denn los? Wo warst du?"
Ich gehe auf sie zu, nehme ihr Gesicht zwischen meine Hände und gebe ihr sanft einen Kuss.
„Guten Morgen meine Liebe. Ich wollte uns Frühstück besorgen. Doch ich wurde von Tess, Jill und Wellcott davon abgehalten. Sie sagen, dass Shi seit einiger Zeit verschwunden ist. Willst du im Bett bleiben und noch ein bisschen Schlafen oder kommst du mit?", frage ich sie.
Tris wirkt sofort wacher.
„Natürlich komme ich mit! Warte, ich zieh mich schnell an, dann können wir los!"
Ich helfe ihr, die Anziehsachen, die sich wie von Zauberhand wieder einmal im ganzen Zimmer verteilt haben, zusammenzusuchen.


Keine fünf Minuten später sitzen wir alle in einem Pick-Up und fahren zum Widerstand.
Jill und Tess haben Tris und mir in den fünf Minuten ein paar Sandwiches aus der Kantine geholt, die wir jetzt genüsslich in uns verschwinden lassen.
Wir springen von der Ladefläche und staunen nicht schlecht.
Es wartet schon eine Traube aus etwa zwanzig bis dreißig Menschen, darunter Caleb, Cara, Zeke, Uriah, Christina, Peter, Sara, Lawie, Cody und Right.
Ich kann es nicht fassen! Zeke ist hier!
Ich schiebe mich durch die Menge und rufe: „ZEKE!"
Er dreht sich um und macht große Augen.
„FOUR! Alter, jag mir noch einmal so einen Schrecken ein und du fängst dir eine!", lacht er und wir stoßen unsere Fäuste zusammen, umarmen uns und er schlägt mir auf die Schulter.
Ich schüttle meinen Kopf.
„Ich hab dich vermisst, Alter.", sage ich ernst und schlage ihm ebenfalls auf die Schulter.
„Ich hab da was für dich. Ihr seid ja bestimmt nicht bewaffnet, oder?", meint er und reicht mir ein Klappmesser.
„Danke Mann." Ich klopfe ihm wieder auf den Arm und er nickt mir lächelnd zu.
Right macht ein Zeichen und zusammen mit Right, Cody, Lawie und Sara und den zehn Freiwilligen, die ich nicht kenne, gehen sie zu einem Lastwagen.
Währenddessen sagt Tess: „So, alle aufsteigen!", und deutet einladend auf die Ladefläche des Pick-Ups.
Tess fährt, Uriah und Christina sitzen vorne, aber Chris dreht sich zu uns um und kniet auf der Sitzfläche.
„Tobias?", fragt sie und fährt fort, sobald ich sie ansehe. „Wir, also Uriah und ich haben Shi zuletzt gesehen. Das war gestern Vormittag. Also, eigentlich Mittag. Sie hat gesagt, dass sie noch kurz Spazierengehen will. Und seitdem hat sie niemand gesehen und mit ihr gesprochen. Nur irgendwer hat sie angeblich in Richtung Stadtmitte gehen sehen .Aber er hat auch gesagt, dass es eine andere gewesen sein könnte."
„Ok, dann schauen wir doch da mal nach." Ich versuche, meine Besorgnis mit Gelassenheit zu überspielen, aber es gelingt mir nicht so gut, wie ich es vorhatte.
Chris kauft es mir ab und dreht sich wieder nach vorne um, aber Tris sieht mich fragend an.
Ich lege einen Arm um sie und ziehe sie sanft an mich.
Tris rutscht näher und setzt sich seitlich auf meinen Schoß und lehnt ihren Kopf an meine Schulter.
„Man muss ja nicht alle kirre machen. Oder noch mehr, als sie es eh schon sind.", flüstere ich leise in ihren Haarschopf, sodass nur sie mich versteht.
Sie nickt leicht, vergräbt ihren Kopf an meinem Hals und schlingt ihre Arme um meinen rechten Arm, damit sie sicher sitzt.
Ich lege meinen zweiten Arm auch noch um sie, und so genießen wir die Zweisamkeit, die keine ist, bis ich einen Zug irgendwo vorbeidonnern höre.
Ich habe keine Idee, es ist mehr ein Bauchgefühl, doch es ist stark genug, dass ich mich ruckartig umdrehe, sodass Tris vor Schreck leise aufschreit.
„Tess? Fahr mal zum Hauptgebäude der Ferox!", sage ich ihr.
„Warum das denn? Jetzt ist nicht die Zeit um in Erin-", fängt sie an, aber ich unterbreche sie.
„Ich hab so ein Bauchgefühl, dass Shi dort war.", sage ich energisch.
Tess murmelt ein „Schon gut, schon gut" vor sich hin und biegt ab.
Glücklicherweise fahren wir vor dem Lastwagen, sonst hätten wir den anderen irgendwie Bescheid sagen müssen, aber so folgen sie uns einfach.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt