Kapitel 33

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  Tris


Etwas fällt zu Boden, auf das Bett, dann wieder und die Schranktür wird leise geschlossen.
Er bemüht sich leise zu sein, doch ich habe ihn schon gehört, als er unter der Dusche stand.
Ich drehe mich auf die andere Seite und schaue Tobias durch meine verquollenen Augen an.
„Hey." Meine Stimme ist vom Schlafen und den vielen Tränen gestern Abend ganz heiser und kratzig.
Ich räuspere mich leicht setze mich auf. Ich fahre über mein Gesicht, durch meine Haare und greife dann vorsichtig mit der linken Hand an meine rechte Schulter und fahre vorsichtig mit etwas Druck über die Narbe.
Erst jetzt bemerke ich, dass er im Grunde noch nackt ist. Er zieht sich gerade eine Unterhose an. Ich wende wieder meinen Blick von ihm ab und schaue auf meine rechte Hand.
„E – es tut m –mir leid.", stottere ich.
„Komm schon Tris. Du hast mich schon vorher so gesehen. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen mich nicht anzusehen, nur weil es gerade nicht – hmm – rund läuft.", sagt er ein wenig belustigt. Ich quittiere das mit einem angestrengten Seufzen und schaue ihn wieder an. Er nimmt sich die Hose, die er eben auf das Bett geworfen hat, und zieht sie an.
„Wo warst du nach dem du mir gesagt hast, dass du weißt, dass ich gelogen habe und dann einfach verschwunden bist?", frage ich leise und beobachte ihn. Er sieht müde und verletzt aus.
Mein Herz fühlt sich an, als würde es zu Eis gefrieren.
„Ich bin durch die Gegend gelaufen. Ich konnte nicht schlafen.", gibt er langsam zu.
„Willst du hier bleiben und schlafen, während ich mit den anderen zu den Ferox fahre?", biete ich ihm an.
„Nein. Ich komme mit. Ihr braucht jede Hilfe, die ihr bekommen könnt. Zeke und ich sind die einzigen, die sich im Kontrollraum wirklich auskennen.", lehnt er ab „Außerdem habe ich noch eine offene Rechnung mit Eric. Und ich muss etwas richtig stellen."
„Okay.", murmle ich. ‚Er will ihn für Shilos Entführung büßen lassen und ihn dann umbringen.', denke ich bitter.
„Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich wollte eigentlich kommen und wieder leise verschwinden. Ich – " Mein zu Eis gefrorenes Herz zerspringt in Millionen kleine Splitter, die sich in meinem ganzen Körper vergraben und einen Schmerz auslösen, der mir Tränen in die Augen treibt.
„... Das hätte ich nicht so sagen sollen.", meint er, als er anscheinend meine Tränen sieht und setzt sich neben mich.
Ich wende meinen Blick von ihm ab. Ich schäme mich, dass ich weinen muss.
Er hat ja in gewisser Weise Recht. Ich hätte ihm von dem Gespräch erzählen können. Aber ich habe es nicht getan und ihn dazu noch angelogen.
Es ist meine Schuld, dass ich jetzt weine und die Nacht allein in diesem Bett verbracht habe.', giftet eine weinerliche Stimme in meinem Kopf.
„Hey, Tris. Schau mich an.", bittet er mich leise, legt seine linke Hand an meine Wange, streicht darüber und dreht meinen Kopf sanft zu ihm um.
„Wir klären das später. Ich werde mich nicht hier drin mit dir streiten." Er beugt sich vor und unsere Lippen berühren sich vorsichtig und sanft.
„Du musst dich fertig machen. Ich denke die anderen wollen früh zum Ferox Hauptquartier fahren.", murmelt er an meinen Lippen und ich seufze.
Er löst sich von mir und ich schäle mich aus der Bettdecke, die ich fest um mich geschlungen hatte, weil mir ohne seinen warmen Körper neben mir, kalt wurde.
Ich mache mich auf den Weg ins Bad und dusche.
Ich beeile mich.
Je länger wir warten, desto weiter sind wir von Eric entfernt. Er ist uns außerdem bestimmt schon wieder einen Schritt voraus.
Ich würde gerne verstehen, warum er es auf Shilo abgesehen hat.
Will er Evelyn erpressen? Will er Tobias verletzen? Oder was auch immer damit erreichen?
Ich würde es wirklich gerne wissen.


Ich stelle das Wasser wieder ab und trete aus der Dusche.
Mist. War ja klar. Ich hab mein Handtuch vergessen.
Ich drehe meine tropfenden Haare aus und überwinde mich.
„Tobias?", rufe ich.
„Ja?", höre ich gedämpft durch die Tür.
„Ich hab mein Handtuch vergessen.", erkläre ich.
„Moment." Einen Augenblick später öffnet sich die Tür und er kommt herein.
Sein Blick ist auf den Boden gerichtet.
„Komm schon. Eben zu mir etwas sagen, aber es dann selbst nicht tun. Es ist ja nicht so, dass du mich noch nicht so gesehen hast.", ziehe ich ihn auf.
Er kommt näher, grinst, kaut auf seiner Unterlippe herum und nestelt an dem Handtuch herum, dass er in seiner Hand hält.
Er lässt seinen Blick einmal komplett über mich schweifen und ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. Hoffentlich ist mein Gesicht von der warmen Dusche schon gerötet.
Tobias beugt sich vor, ich spüre wie er sanft seine Lippen auf die empfindliche Stelle unter meinem Ohr legt und dann ein – und ausatmet. Ein Schauer jagt über meinen Rücken und ich würde ihn am liebsten fest umarmen und die kleine Meinungsverschiedenheit für einen Moment vergessen, aber dann würde ich davor weglaufen und das will ich unter keinen Umständen.
„Es geht mir nicht darum, dass es mir irgendwie unangenehm ist, Tris. Ich will nur nicht riskieren, dass die anderen noch länger warten müssen.", flüstert er an meinem Nacken und im selben Moment wickelt er das Handtuch um mich.
„Und wir haben uns noch nicht ausgesprochen. Vielleicht sollten wir dieses Gespräch noch abwarten und dann können wir uns überlegen, ob wir an dieser Stelle hier weiter machen.", meint er, richtet sich wieder auf und küsst mich.
Atemlos schiebe ich ihn weg von mir und er lacht auf.
„Ich sollte mich vielleicht beeilen.", meine ich und ich lasse ihn im Bad stehen.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt