Kapitel 15

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 Tobias


Ich stehe vor ihrer Tür. Es ist ein paar Stunden nach Mitternacht und ich kann das Gespräch kaum mehr abwarten.
Ich klopfe leise und warte ob sich etwas hinter der Tür regt.
Ich höre die Türverriegelung klicken und Tris öffnet mir die Tür.
Sie hat noch das Kissenmuster auf der Wange und kneift verschlafen die Augen zusammen.
„Komm rein.", flüstert sie und will schon vorgehen, aber ich halte sie schnell auf
„Warte." Ich gehe auf sie zu und gebe ihr einen Kuss.
„Was zur –", fängt sie an, aber ich unterbreche sie mit einem weiteren Kuss.
„Auf dem Flur sind Kameras. Damit alles authentisch bleibt.", flüstere ich an ihren Lippen.
Dann greift sie mit der linken Hand in meine jetzt kurzen Haare und zieht mich zurück in ihr Quartier. Ich schließe die Tür mit meinem Fuß und sobald die Tür im Schloss ist, löst sich Tris von mir.


Sie trägt immer noch ein zu großes schwarzes T-Shirt von mir zum Schlafen und sonst nichts.
Tris schaltet in ihrem Schlafzimmer ein kleines Licht ein, damit es nicht zu hell und nicht zu dunkel ist.
Ich stehe im Türrahmen und beobachte sie. Ihre schulterlangen blonden Haare sind vom Schlafen wirr und das Shirt verknittert.
„Setz dich doch.", murmelt sie, deutet auf ihr Bett und setzt sich ebenfalls.
„Ich stehe lieber.", erwidere ich. Ihr Bett riecht nach ihr. Das könnte ich jetzt nicht ertragen.


Ich habe mir eigentlich geschworen hart und kalt zu bleiben. Sie hat mich heute Morgen beim Training sehr verletzt. Schon davor. Sie behauptet ich wäre nicht fair zu ihr, wenn ich ihr nicht immer alles erzähle. Aber sie ist genauso wenig fair zu mir, indem sie mir das vorwirft.
Aber hart und kalt sein hilft mir jetzt nicht. Uns beiden nicht.


„Also. Was willst du mir so dringend sagen? Warum müssen wir vorsichtig sein?", frage ich Tris.
„Eins nach dem anderen. Ich fange bei meinem Arm an, wenn das okay für dich ist." Ich nicke und sie fährt fort.
„Nach dem du und Christina weg ward haben Peter und Uriah mich ins Krankenhaus gebracht. Dort hat eine Ärztin mich behandelt. Sie hat mir ein Mittel gegeben, das sich um die Nerven in meinem Arm legt und ihn taub macht. Ich darf ihn nicht bewegen wegen der Muskelverwachsungen. Das Mittel soll in einer Woche aufhören zu wirken. Wo wir dann beim nächsten Problem wären.", erklärt sie mir.
„Unserer Flucht.", flüstere ich.
„Genau. Das Mittel hört einen Tag nach der Flucht auf zu wirken. Ich bin somit außer Gefecht gesetzt."
„Ich kann fragen, ob wir es verschieben können."
„Nein. Selbst wenn ihr es verschiebt, müsste ich erst wieder langsam anfangen Muskeln aufzubauen. Das schaffe ich nicht in einem Tag. Ihr müsst das ohne mich schaffen. Ich mag das zwar nicht, aber es ist so."
„Weißt du wie die Ärztin heißt?", frage ich.
„Jane. Sie heißt Jane."
„Jane ist auf unserer Seite. Sie hat Christina gesagt, dass es eine Flucht geben wird.", erkläre ich.
„Oh. Super." Sie wendet ihren Blick von mir ab und spielt mit der linken Hand mit ihrer gefühlslosen Rechten.
„Es tut mir leid.", flüstere ich.
„Was tut dir leid? Dass du Christina mehr vertraust als mir?"
„Tris. Hör mir einmal zu. Nur für einen Moment. Christina weiß nicht mehr, als das was Jane ihr gesagt hat. Das ist genauso viel wie du weißt. Ich habe ihr nichts erzählt. Sie hat versucht mich auszuquetschen, aber es hat nicht funktioniert.", erkläre ich Tris und knie mich vor ihr und nehme ihre linke Hand in meine. Sie zieht sie weg, steht auf und geht zum Türrahmen.
„Und was war dann das was ich da mitbekommen habe? Kannst du mir das erklären?"
„Christina kam vom Krankenhaus zurück und wollte wissen ob das was Jane erzählt hat auch wahr ist. Aber wie du Christina ja vermutlich kennst, hat sie nicht nur einmal danach gefragt, sondern auch ein zweites und drittes Mal. Das hast du dann mit bekommen. Aber ich schwöre, Christina weiß nicht mehr wie du. Das musst du mir jetzt einfach glauben.", flehe ich sie an.
„Das überlege ich mir noch, okay? Ich wollte mich aber eigentlich noch nicht mit dir aussöhnen. Ich wollte dir sagen, dass David euch auf den Fersen ist. Er hat mit mir in Caleb und Caras Labor geredet. Er ist krank, hat Wahnvorstellungen, habe ich ihm gesagt. Aber er ist sich immer noch sicher, dass da etwas gegen ihn läuft. Ich habe versucht dich aus der Schusslinie zu holen aber ich bin mir nicht sicher ob ich es geschafft habe."
„Danke.", flüstere ich und setze mich auf die Bettkante.
„Da gibt es nichts zu danken. Ich möchte einfach niemanden hier zurücklassen müssen. Und schon gar nicht dich oder Christina. Auch wenn es nicht gerade gut läuft, im Moment zumindest."
„Das möchte ich auch nicht. Nur weil wir eine Pause einlegen, heißt das noch lange nicht, dass ich dich nicht mehr liebe. Das musst du wissen. Ich liebe dich Tris." Das Gespräch verläuft in eine ganz andere Richtung, als ich es geplant habe. Aber diese Richtung gefällt mir auch.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt