Kapitel 5

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Tris 

„Wir sollten es tun.", meint Tobias. „Ich will nach Hause. Koste es was es wolle. Wobei. Nein. Nicht was es wolle, sondern was ich bereit bin zu geben. Und das ist nicht viel." Dabei sieht er jeden von uns der Reihe nach an. Bei mir verweilt er allerdings. 

Tris

Das Wasser läuft mir lauwarm über den Rücken und entspannt meine Muskeln. 
An der Stelle wo mich die Kugel damals getroffen hat, fühle ich die unebene Haut der Narbe. Ich bin froh, dass das Altruan-Zeichen nicht beschädigt wurde. Auch wenn es die Fraktionen nicht mehr gibt, werde ich immer ein wenig Altruan bleiben. Ebenso ein wenig Ferox. 
Ich habe im letzten Jahr so viele meiner Freunde und Familie sterben sehen. Bin selbst fast gestorben und in einer Simulation wirklich gestorben. Es hat sich dort so echt angefühlt. Nicht so wie in der Simulation bei den Ferox, als ich mich von Jeanine Matthews erschießen lassen habe.
Ich war bei meiner Initiation die erste. 
Ich habe Peter geschlagen und Molly und Drew aus der Fraktion gedrängt. 
In solchen Momenten wie diesem, wünsche ich mir ein ganz normales Leben bei den Ferox. 
Ich wünsche mir zu wissen, wie es wäre in einer Gemeinschaft zu leben, die so ist – war – wie die Ferox. Nur werde ich das nie wissen. 

Ich stelle das Wasser ganz kalt um die Gedanken an ein glückliches Leben, das es so niemals geben wird, zu vertreiben. 
„Tris?", fragt Tobias, der in der Kabine neben mir ist und ebenfalls duscht. 
„Ja?
„Könntest du bitte das kalte Wasser zu drehen. Ich werde hier gekocht."
Ich lache und drehe das warme Wasser wieder auf. 

Ich bin schon lange mit dem eigentlichen duschen fertig, genieße aber das Wasser zu sehr. 
Ich stehe mit dem Gesicht zur Duschdüse und stütze mich mit beiden Händen an der Wand ab. 
Nach der kalten Dusche tut das warme Wasser gut und wärmt mich wieder auf. 
Meine Haare reichen mir mittlerweile wieder bis zur Schulter. 
Vielleicht sollte ich sie wieder abschneiden. 

In meinem Kopf gehe ich wieder die Situation von eben durch.
Die wollen ein verbessertes Fraktionssystem.
Wir nicht.
Die wollen dass wir kooperieren.
Wir nicht.

Wir müssen uns was überlegen.

Ich stelle das Wasser ab und wickle mich in das Handtuch ein, dass ich mir bereit gelegt hatte.
Im Vorraum der Duschen gibt es kleine Kabinen, in denen man sich anziehen kann, die allerdings alle nicht wirklich sauber sind. Die denken wohl wir würden nichts auf Hygiene geben. Frechheit. 
Deshalb ziehe ich meine Unterwäsche, umständlich an und versuche alles mit meinem Handtuch zu verdecken. Sobald ich meine Unterwäsche an habe lege ich das Handtuch weg. Davor schäme ich mich nicht mehr. 

Ich nehme gerade mein T-Shirt von der Ablage, als Tobias, mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt und noch vom Wasser glänzend, aus der Dusche kommt. 

Ich spüre sofort wie mir das Blut ins Gesicht steigt. Das letzte Mal, als wir uns so nahe waren, war die Nacht, die wir zusammen auf der Couch verbrachten. 
Ich wende den Blick ab und versuche mein Shirt anzuziehen, stelle mich aber, weil Tobias' Anwesenheit mein Gehirn vernebelt, ungeschickt an.
Als ich seine Hände an meiner Taille spüre und er mich in den Nacken küsst, ist es um mich geschehen. Ich lege das Shirt weg, drehe mich um, setzte mich dabei auf die Ablage und ziehe Tobias zu mir. 
Er stöhnt auf und packt mich fester.
Ich verkralle mich in seinen nassen Haaren und küsse ihn an der Stelle unter den Ohren und wandere mit meinen Lippen seinen Hals hinunter. 
Tobias hebt mich an den Oberschenkeln hoch, ich schlinge sofort meine Beine um ihn, und er geht mit mir wieder in eine der Duschen zurück, wo er das Wasser wieder aufdreht.


Tobias

Die anderen schauen uns vielsagend an.
'Warum wir so lange zum Duschen gebraucht haben', steht sehr deutlich auf deren Stirnen, sagen aber nichts. Und Tris und ich ebenso.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt