Kapitel 2

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Tobias

Ich atme tief durch und lege los.


„Hallo Chicago. Hallo Vereinigte Staaten von Amerika. 
Heute ist ein bedeutender Tag unserer Geschichte.
Heute entscheidet ihr euch für das politische System, das euch am besten Verkauft wird.
Ich schäme mich nicht das so deutlich vor euch zu sagen.
Ihr mögt jetzt denken, dass ich sehr mutig bin oder mich zu weit aus dem offenen Fenster lehne.
Aber es ist die Wahrheit. 
Dafür gibt es diese Reden doch. Sie sollen euch helfen zu entscheiden, was das richtige für euch ist.
Ungefähr so wie der Eignungstest für die Fraktionen.
Nur das dumme ist, dass dieser Test für viele nicht wirklich behilflich ist, da schlichtweg nicht alle Menschen gleich denken und nur fünf Fraktionen bestehen.
Ich selbst war ein geborener Altruan. Bei meinem Eignungstest konnte man nicht feststellen, zu welcher Fraktion ich genau passe. Altruan oder Ferox hieß es bei mir. Die Frau, die den Test bei mir durchgeführt hatte trug als Testergebnis Altruan ein, da es gefährlich für Menschen mit mehr als einem Ergebnis war zu leben. Ich entschied mich für die Ferox, da mich nichts mehr zu Hause hielt. Meine Mutter ‚angeblich' gestorben, wie ich mit 19 Jahren erfuhr, und mein Vater, der mich regelmäßig schlug. Ich entschied mich nicht nur für die Ferox um mich selbst zu schützen, nein. Ich wollte auch nie wieder so schwach sein, dass ich mich nicht wehren kann. Ich kämpfte und kämpfte. Mein Ausbilder merkte schnell, dass ich mich von meinen anderen Initianten unterschied. Ich war ein Unbestimmter. Das heißt, dass die Simulationen in meinem Kopf nicht vollends ihre Wirkung erzielten und mir bewusst war, dass das alles was sich in meinem Kopf abspielte nicht real war. Ich wurde der beste Initiant des Jahres. Und der erste von Alturan überhaupt. Ich hätte Anführer meiner Fraktion werden können, entschied mich aber dagegen. Ich nahm stattdessen eine Stelle in unserem Kontrollraum an, da ich mich schon an Computern auskannte. 
Desweitern half mir meine Unbestimmtheit auch darin zu wissen, wie ich wirklich sein will. Nicht nur mutig, sondern auch selbstlos, intelligent, ehrlich und nett. Dass es dumm wäre sich nur auf eines dieser wichtigen Charaktereigenschaften zu fokussieren und die anderen außer Acht zu lassen. 
Dieses außer Acht lassen der anderen Eigenschaften führte beispielsweise dazu, dass die Ferox meinten nur noch angstlos , stark und kämpferisch sein zu müssen, da die Initiation darauf abzielt.
Das ist einer der Gründe, warum von ihnen so viele Tattoos und Piercings haben. Wir sind gröber gestrickt als alle anderen und zeigen damit unseren Mut und unsere Bereitschaft mit Schmerzen umzugehen. Aber im Grunde hat das nicht viel mit den 16 wichtigsten Punkten des Manifests zu tun. 
Es heißt:
- Wir glauben, dass Gerechtigkeit wichtiger als Frieden ist.
- Wir glauben an die Freiheit von Ängsten, in dem wir der Angst die Kraft nehmen, unsere Entscheidungen zu beeinflussen. 
- Wir glauben an einfache mutige Handlungen und die Courage, die ein einzelner aufbringt, um für einen anderen einzustehen.
- Wir glauben an das Anerkennen der Angst, die uns beherrscht, und deren Ausmaße.
- Wir glauben daran, unserer Angst zu begegnen, egal was es unserer Behaglichkeit, Gesundheit oder unserem Glücklichsein abverlangt.
- Wir glauben daran, für diejenigen zu rufen, die nur flüstern können, und die zu verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können.
- Wir glauben, nicht einfach kühne Worte zu benutzen, sondern auch kühn zu handeln.
- Wir glauben, dass Schmerz und Tod besser sind als Feigheit und Trägheit, da wir an das Handeln glauben.
- Wir glauben nicht daran, ein bequemes Leben zu führen.
- Wir glauben nicht, dass Stille hilfreich ist.
- Wir glauben nicht an gute Manieren.
- Wir glauben nicht an leere Köpfe, leere Münder oder leere Hände.
- Wir glauben nicht daran, Gewalt zu beherrschen, oder unnütze Gewalt zu fördern.
- Wir glauben nicht, dass es uns erlaubt sein sollte, untätig daneben zu stehen.
- Wir glauben, dass keine andere Tugend wichtiger ist als Mut.


und zu guter Letzt:

Wir glauben, dass Feigheit der Grund für die Ungerechtigkeit in der Welt ist, und dass Frieden hart erkämpft ist und es manchmal notwendig ist, dafür zu kämpfen.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt