Kapitel 37

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  Tobias


„Ich komm mit!", wirft Wellcott sofort ein.
„Was?! Warum?", frage ich überrascht und verwirrt.
„Na weil ich sowieso mit deiner Mutter sprechen muss, und warum nicht jetzt.", erklärt er.
„Ich sollte auch mitkommen.", meint Tris.
„Okay. Wenn ihr meint.", stimme ich zu. Warum sollte ich auch widersprechen? Das hätte keinen Sinn.
Wellcott bietet an, dass er uns mit dem Auto fährt, da es keine direkte Zugverbindung gibt und es so schneller geht.
So sitzen wir zu dritt in der Fahrerkabine des kleinen ausgeblichenen Transportes, der wahrscheinlich mal dunkelblau gewesen war.
Wellcott am Steuer, Tris ganz rechts und ich in der Mitte.
Mir ist es immer noch nicht ganz geheuer, dass die beiden so viel miteinander zu tun haben.
Aber ich bin nicht eifersüchtig ... Auf was denn auch bitte?


Nach einer Dreiviertelstunde fahren wir vor dem Haus meiner Mutter vor.
Ich habe jetzt schon ein paar Tage nicht mehr mit ihr gesprochen und ich bin gespannt, wie sie jetzt auf Wellcott, Tris und mich reagiert.
Ich hoffe Shi freut sich. Naja. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich freuen wird. Dieser Gedanke meißelt mir ein Grinsen ins Gesicht. Allein die Vorstellung, wie sie gleich vor Aufregung auf- und abhüpfen, wie ein kleines ungeduldiges Mädchen, ist einfach zu komisch. Ich meine, klar, sie ist sechzehn Jahre alt. Kaum jünger als Tris, aber doch GANZ anders.
Mein Blick wandert zu Tris. Sie schaut sich in der Straße um und mustert die Häuser.
Es ist angenehm hier. Zwar nicht so friedlich wie bei den Altruan, aber ich fühle mich wohl. Irgendwie. Keine Ahnung, warum.


Ich trete neben Tris und verschränke zaghaft ihre Hand mit meiner.
Ich hoffe dieses Gefühl hört bald auf. Ich will nicht, dass es so seltsam unbehaglich zwischen uns bleibt.
Ich Idiot hätte einfach warten sollen. Dann wäre alles gut, so wie vorher. Aber nein, ich muss ja unbedingt einfach ohne nachzudenken, mit dem Kopf durch die Wand rennen.
Ah, vielleicht habe ich es ja auch nicht anders verdient.
Egal. Ich bin jetzt hier um meine Schwester abzuholen und den Tag, der wirklich schön angefangen hat, irgendwie zu retten.


Tris schaut zu mir auf und lächelt leicht.
Ich bin mir sicher, sie spürt die Anspannung zwischen uns genauso wie ich.
Sie ist mal wieder zu sehr die Altruan.
Immer bedenkt sie, wie es den anderen geht, statt an sich selbst zu denken und, in diesem Fall, mein Gewissen vor alles stellen. Nur damit ich später nicht etwas bereuen kann, was ich niemals, unter keinen Umständen bereuen würde. Ich hoffe dass sie irgendwann einmal wirklich verstehen wird, wie viel sie mir bedeutet.


„Lasst uns reingehen. Ich bin mir sicher, die anderen wollen nicht so lange warten.", meint Wellcott und geht an uns vorbei.
Es kommt mir so vor, als wäre ihm das hier genauso unangenehm wie Tris und mir.
Ich würde gerne mitbekommen, ob er etwas von meinem gescheiterten Antrag mitbekommen hat.
Aber vielleicht auch lieber nicht. Wäre vielleicht doch besser, wenn er sich nicht über mich lustig machen würde.
Ich weiß nicht, warum ich mich nicht überwinden kann, mich gegen ihn zu behaupten.
Ich habe schon weitaus mehr erreicht als er.
Ich war auf dem besten Weg, das ganze Land zu regieren.
Das sollte ich definitiv ändern.


Wie auch immer.
Tris und ich gehen Wellcott nach und er klopft an der Tür.



Evelyn öffnet.



Sie sieht perfekt aus, bis auf ihre Augen, die von Tränen verquollen sind und ihre Nase, die rot ist vom Weinen.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt