Kapitel 27

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  Am Tag zuvor


Er sitzt an der Ecke des Hauses und versteckt sich im Dickicht vor den Blicken der Anwesenden.
Wenn er gesehen wird, ist es vorbei.
Wenn er sie erwischen will, darf er einfach nicht selbst erwischt werden.
Sonst ist die ganze monatelange Arbeit umsonst gewesen.
Und das darf er sich, mit seiner Herkunft und Karriere bei den Ferox nicht leisten.
Die zwei verschwinden im Haus.
Er hört hysterisches Weinen.
Vermutlich Evelyn, denkt er.
Er ist angespannt.
Er überlegt sich, wie er dem weißen Lastwagen unbemerkt folgen kann.
Um auf das Dach zu klettern, sind zu viele Leute da.
Hinterher laufen kann er nicht. So schnell ist er nicht.
Es bleibt ihm nur noch sich hintendran zu hängen oder sich an der Unterseite festzuhalten, um unbemerkt mitfahren zu können.


Die zwei kommen wieder.
Sein Opfer hat eine Tasche dabei.
Sie will wohl länger bei den Widerständlern bleiben. Das ist die perfekte Chance für mich, mich bei Evelyn einzuschleimen.


Die zwei steigen auf und die Klappe wird wieder geschlossen.
Der Motor wird angelassen und er springt vorsichtig, auf keine Zuschauer bedacht, aus dem Dickicht der Gebüsche hervor und sprintet dem anfahrenden Lastwagen hinterher.
Er hat Saugnäpfe dabei, die er mit den Händen greift und während er aufspringt an der Klappe befestigt.
Er schafft es guten Halt mit den Füßen zu bekommen und steht jetzt hinten auf dem Lastwagen, der ihn seinem Ziel einen Schritt näher bringen wird.




Heute


Tobias



Okay? Ist das wirklich ihr Ernst? Sie gibt einfach so auf?
So schnell? Ich habe doch gar nichts gemacht!
Ich habe nur zugehört und ihr gesagt, was das Wahrheitsserum aus mir heraus sprudeln lassen hat.
„Schafft den Wassertank weg. Besorgt den beiden frische Kleidung, etwas Ordentliches zu Essen und bereitet ein Zimmer im Wohntrakt vor. Verkündet umgehend, dass ich zurücktrete und dem Widerstand nachgebe.", befiehlt Evelyn ihren noch Untergebenen.


Sofort wird das Wasser aus dem Tank abgelassen und neben Tris abgestellt.
Die Hälfte des Wassers fließt auf den Boden wie eine Welle.
Meine Füße werden noch nass.


Die Wachmänner, die uns gefesselt, die Seren injiziert haben und den Tank über Tris platziert haben, lösen jetzt unsere Metallketten und verschwinden sofort.


Sobald ich befreit bin, stürze ich los und schließe Tris in meine Arme.
Ich habe das Gefühl, dass ich mich nicht mehr wirklich an alles erinnern kann, was ich gesagt habe.
Das Wahrheitsserum verliert langsam seine Wirkung.
Ich kann mir vorstellen, dass ich nicht wirklich freundliche Dinge zu ihr gesagt habe.
„Es tut mir so leid, Tris", murmle ich, als ich sie in den Arm nehme, ihren nassen Körper an mich drücke und meinen Kopf an ihrer Schulter verberge.
„Shh... Alles in Ordnung. Du warst auf Wahrheitsserum. Jetzt sind wir quitt. Ich damals Friedensserum und du heute Wahrheitsserum. Nur dass ich finde, dass das Friedensserum um einiges mehr Spaß gemacht hat." Ich höre, wie sie beim Reden lächelt.
Ich schiebe sie ein wenig weg von mir und nehme ihr Gesicht in meine Hände.
„Es tut mir trotzdem unendlich leid.", flüstere ich und senke meine Lippen zu ihren herab.
Es ist ein sanfter, entschuldigender Kuss.
Sie legt ihre Hände an meine Seite und zieht mich enger zu sich.
Ich spüre, wie meine Sachen das Wasser ihrer Kleider aufnimmt und ich überall, wo sie mich berührt nass werde.
Aber mir ist das egal. Ich liebe sie und wir haben gewonnen.
Hoffentlich...

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt