Jily/Scorose Oneshots

Jily Oneshot#10: Die Schatten des Krieges

Verzweifelt umklammerte Lily James' Ellbogen und riss ihn zurück. Sie spürte wie er um Beherrschung rang. An dem Versuch nicht laut zu werden scheiterte er kläglich: „Lily, lass mich los! Es ist mir egal dass ich noch ein Schüler bin, ich lasse sie da draußen nicht alleine!''
„Dumbledore wird das richten, deine Eltern würden nicht wollen dass du dich ihretwegen in Gefahr begibst!", schrie Lily zurück. James versuchte sich aus ihrem eisernen Griff zu befreien doch sie packte noch fester zu.
„Hätten wir das Gespräch nicht mitgehört hätte Dumbledore es nicht für nötig gehalten mich über die Schlacht zu informieren, ich werde ihr Leben nicht in seine Hände legen!"
„Die Todesser sind in der Überzahl, du weißt das! Es ist ein Selbstmordkommando!"
„Ich sterbe lieber kämpfend an ihrer Seite als mich hier im Schloss zu verstecken!"
„Kannst du nicht einmal für mich zurückbleiben?", flüsterte Lily. Sie konnte sehen wie James' Augen sanfter wurden und sein Widerstand bröckelte. Dennoch schüttelte er den Kopf: „Seit Jahrhunderten besteht meine Familie aus Auroren. Ich wurde so erzogen, Lil. Selbst du kannst das nicht ändern."
Lily schloss für einen Moment geschlagen die Augen. Vor ihren Augen spielten sich grausame Bilder ab. Todesser die blutige Spuren in die Reihen der Auroren zogen, James der alleine mitten im Getümmel am Boden lag, hunderte Leichen, erstickte Schreie.

„Dann komme ich mit dir!"
„Tu mir das nicht an. Bitte Lily." Flehend sah James sie an, der Nachthimmel über ihnen spiegelte sich in seinen hoffnungslosen Augen wieder. „Bitte."

„JAMES!", rief eine Stimme über ihnen, begleitet von einem lauten Knattern. Im Sturzflug raste Sirius auf seinem fliegenden Motorrad auf das Paar zu und stoppte quietschend neben ihnen. Darin saß Sirius, die Augen voller Sorgen, der Zauberstab kampfbereit.
Für den Bruchteil einer trafen sich James' und Lilys Blicke. Sie versuchte stumm so viel Entschlossenheit und Liebe auszudrücken wie möglich. James schien zu verstehen denn er hob sie hoch und setzte Lily neben sich in den Beiwagen.
Augenblicklich drückte Sirius das Gaspedal durch. Der Motor heulte auf sobald Lily saß.

Scheinbar nur Sekunden später kam das Trio am Rand des Verbotenen Waldes an. Sie standen noch nicht, da brüllte James durch den tosenden Wind: „Piccadilly Circus!", ehe er gefolgt von einem ,plopp' apparierte. Lily und Sirius sprangen ebenfalls ab. Lily hatte kaum Zeit sich ihr Ziel vor Augen zu führen, da wurden ihre Füße schon vom Boden weggerissen.

Dennoch wusste Lily dass der Zauber funktioniert hatte bevor sie überhaupt die Augen öffnete. Das Zischen von Flüchen, das Peitschen von Zauberstäben, das Aufschlagen von Körpern, all dies war Lilys Ohren vertraut. Aber bisher nur aus dem Unterricht. Hier tobte ein echter Kampf, mitten im Herzen Londons. Obwohl das Stromnetz wegen der Magie zusammengebrochen war konnte man die Todesser und Auroren erkennen, die Straße war von grünen und roten Funken hell erleuchtet. Lily hatte schon vorher gewusst dass es auf der Seite der Ministeriumsleute schlecht stand, aber zu sehen wie viele verwundet oder gar tot am Boden lagen raubte ihr den Atem als hätte ihr jemand mit aller Kraft in den Bauch getreten.

Es benötigte einen Fluch der Lily nur um Millimeter verfehlte um ihrer Trance zu entkommen.
Ohne weitere kostbare Zeit zu verlieren nahm James ihre Hand. Gemeinsam liefen sie auf die Duellanten zu um sie in den Kampf zu stürzen.
Anfangs war Lily gelähmt von Angst. Doch die kalten Augen hinter den Masken der Todesser entfachten eine Wut in ihr die sich wie ein Lauffeuer ausbreitete. Mit einem wütenden Aufschrei peitschte ihr Zauberstab durch die Luft, schneller als dass ihre Gegner reagieren konnten.
Neben ihr tat James dasselbe. Gemeinsam schnitten die beiden eine Schneise zwischen die Angreifer. Aber mit jedem Todesser der fiel, schienen zwei neue aufzutauchen. Außerdem waren weder James' Eltern noch Dumbledore in Sicht.

Langsam aber stetig wurde Lily müder, ihre Flüche verloren schneller ihre Wirkung und bald hatte sie nur noch genug Kraft um sich so gut es ging zu verteidigen.
Angst verdrängte ihre Energie als ihr Schutzschild einen sichtbaren Riss bekam welcher sich durch viele kleine Sprünge weiterzog.
Ein Blitz zuckte aus dem Zauberstab ihres Duellanten, zu mächtig und grell. Lily wusste dass sie schon zu schwach war um dagegen anzukämpfen. Sie kniff die Augen zusammen und hob reflexartig schützend ihre Arme über den Kopf. Hätte sie doch noch einmal zu James geblickt! Ihre Gedanken hingen an seinen sanften, lebhaften braunen Augen. Der Schutzschild zersprang. Ein Schrei entkam ihren Lippen.
Doch der erwartete Schmerz blieb aus. Kein Aufschlag, keine Wunde, kein Blut. Zaghaft blickte Lily auf, James' erschrockenes Gesicht direkt vor ihrem eigenen. Der Todesser lag reglos am Boden.
„Nicht aufgeben.", flüsterte James. Er nahm ihre Hand.
Wieder erwachte Hoffnung erweckte Lilys Kampfgeist erneut. Noch immer Hand in Hand stellten sie sich neuen Gegnern, feuerten Rücken an Rücken unermüdlich Flüche ab.

Plötzlich zog ein maskierter Untergebener Voldemorts Lilys Aufmerksamkeit auf sich. Lange schwarze Locken flogen im Wind, das Kinn stolz erhoben, ein irres Glitzern in den Augen, ein Zauberstab der auf Sirius' Rücken zielte.
Ehe Lily ihn warnen konnte fuhr dieser herum.
„Schön dich auch mal wieder zu treffen, Bella.", knurrte Sirius zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Schade dass unsere Familientreffen immer so ein blödes Ende nehmen."
Bellatrix lachte schrill auf. „Schade dass ein fauler Apfel wie du unseren Stammbaum verdirbt. Zum Glück hat Regulus den richtigen Weg gewählt, trotz seines schlechten Vorbildes."
Bei der Erwähnung seines kleinen Bruders verzerrte Wut sein Gesicht. Bellatrix wehrte seine Flüche spielerisch leicht ab und schien das Ganze ziemlich amüsant zu finden.
Lily erhob ihren Zauberstab um ihren Freund beiseite zu stehen passierten zu viele Dinge gleichzeitig.

Ein weißer Strahl blendete die Kämpfenden. Der Kampf wurde unterbrochen, jeder starrte gebannt auf die Erschenung. Dumbledore trat aus dem Licht. Er sah die hoffnungslose Situation. Zum ersten Mal versuchte er nicht mit Worten zu schlichten, sondern eröffnete den Kampf gegen drei Todesser die innerhalb kürzester Zeit an Lily vorbeisegelten.

Beinahe hätte Lily laut gejubelt und wäre James um den Hals gefallen. Da ließ eine Stimme sie herumfahren.

„James, Sirius, Lily, was tut ihr denn hier?", rief Mrs. Potter schrill.
„Ihr müsst sofort verschwinden!", befahl James' Vater.

Dumbledore zerstörte den letzten Verteidigungskreis der Todesser, nur noch vereinzelte waren übrig geblieben und nicht aus Angst vor dem mächtigen Zauberer geflohen. Darunter war auch Sirius' Cousine Bellatrix Black, die noch verzweifelt zurückschlug. Dennoch wussten beide Seiten dass der Kampf vorüber war.

„Aber wir haben sie besiegt!", strahlte James.
,,Ich weiß, wir sind auch stolz auf dich James,-''
Ein Knacken war zu hören. Lily fuhr herum, öffnete den Mund, aber es war zu spät. Grünes Licht erhellte die Nacht, spiegelte sich in James' aufgerissene Augen, zischte an ihnen vorbei...und traf Mr. und Mrs. Potter in die Brust.
Ihre Blicke waren noch auf ihren Sohn gerichtet, ein leichtes warmes Lächeln lag auf den Lippen seines Vaters. Lily konnte und wollte es nicht glauben, doch ihre leblosen Körper schlugen mit einer vernichtenden Endgültigkeit auf den Boden auf.

James' zufriedenes Grinsen verwandelte sich in eine starre Maske. Lilys Herz zog sich krampfhaft zusammen als sie in seine gebrochenen Augen sah, voller Schmerz und Tränen. Er ließ alles fallen, blickte sich nicht einmal nach der disapparierenden Bellatrix um, sondern stürzte auf seine Eltern zu, schüttelte sie und schrie sie an. Ihre Augen blieben trotz seiner verzweifelten Versuche starr gegen den Himmel gerichtet. Zurück blieben nur ihre Hüllen die auch ihr einziger Sohn nicht mehr retten konnte.

Tränen liefen ununterbrochen über Lilys Wangen. Zaghaft legte sie eine Hand auf seine Schultern.
„James,", sagte sie mit erstickter Stimme die wie zerbrochenes Glas klang, „sie sind fort."
„Nein!", schrie er in die stille Nacht. Der lodernde Hass in seinen Augen brachte Lily dazu einen Schritt zurückzutreten.
Hilflos sah sie zu wie er auf den Boden einhämmerte, daneben Sirius der mit leerem Blick am Boden saß.
„Sie!"; brüllte James auf einmal Dumbledore an. „Wo waren Sie? Es ist ihre Schuld Sie hätten es früher beenden können!" Außer sich vor Trauer und Wut stürzte er sich auf den erschütternd aussehenden Schulleiter.
Endlich kam wieder Leben in Lily. Sie hielt ihn zurück, ignorierte die Gefahr dass er sie in diesem Zustand ebenfalls verletzen könnte und umarmte ihn von heftigen Schluchzern geschüttelt.
Dies war der Moment in dem James vollständig zusammenbrach. Er klammerte sich an Lily und zitterte unkontrollierbar, unfähig etwas zu sagen.
Obwohl Lily sich selbst fühlte als wäre ihr Herz entzweigerissen worden sagte sie: „Es ist ok. Es wird alles gut werden."
„Sie sollen dafür bezahlen!", flüsterte James.
„Das werden sie.", gab Lily zurück und wiederholte „Es wird alles gut werden." Immer wieder, wie ein Mantra, dabei glaubte sie selbst nicht an ihre Worte, aber sie musste stark bleiben.
James brauchte sie, er hatte nur noch Lily und Sirius. Sie wusste dass sie alles war was ihn im Moment davon abhielt hinter den Todessern herzurennen, auf Dumbledore einzuschlagen oder schlimmeres zu tun. Lily war alles was ihn davon abhielt endgültig auseinanderzubrechen.

Während sie haltlos weinte und ihr Gesicht in James' Umhang vergrub um die Leichen seiner Eltern nicht länger ansehen zu müssen, legte Lily ein Versprechen ab. Stumm schwor sie sich die Menschen zu jagen die James das angetan hatten, immer bei ihm zu bleiben und ihm niemals dasselbe anzutun. Sie würden zusammen in diesem Krieg kämpfen und zusammen überleben...oder sterben.