Jily Oneshot#40: Amortentia 2

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A/N: Das ist eine Fortsetzung vom allerersten Jily Oneshot, damit der Kreis sich schließt.

Slughorn klatschte fröhlich in die Hände: "So, nach diesem Erfolgserlebnis wollen wir gleich weitermachen. Räumt bitte auf und wechselt auf die Seite 17. Dort findet ihr den Gegentrank für dieses verräterische Gebräu namens Amortentia." Zwinkernd schob er seinen wuchtigen Bauch wieder nach vorne an die Spitze der Klasse. Fassungslos beobachtete Lily wie alle einfach weitermachten, seelenruhig ihre Kessel lehrten, verschwiegen tuschelten oder hoffnungsvoll auf die Uhr sahen. Inmitten von all diesen normalen Abläufen stand Lily, den Rührlöffel noch immer in der Hand. Sie musste hier raus, sie konnte nicht einfach hier stehen und eine unerklärliche Wut auf all jene hegen, deren Leben gerade nicht über ihren Köpfen eingebrochen war. "Professor, mir ist etwas übel, dürfte ich kurz nach draußen gehen?"
"Oje, meine Liebe, Sie sehen tatsächlich etwas blass aus, gehen Sie nur."
Lily verzichtete auf jedweilige Höflichkeiten, sondern rannte ohne ein weiteres Wort hinaus, weg von dem Raum in dem James' Geruch in der Luft hing, hinein in die frische Novemberluft, welche die einzigartige Mischung von Duftnoten, die James zusammensetzten, endlich vertrieb. Gierig sog Lily die Luft ein, die so kalt war, dass ihre Nase danach schmerzte. Erst dann entspannte sich ihr ganzer Körper wieder und sie spürte die Kälte zum ersten Mal, die sofort durch ihre Schuluniform unter ihre Haut kroch. Sie fröstelte für einen Moment, bis jemand seine Finger um auf ihre Schulter legte. Von dort aus breitete sich in sekundenschnelle Hitze über ihren Körper aus, als James sie sanft zu sich umdrehte, tausend Fragen in seinen Augen. Lily hätte die Antworten für alle davon, aber sie war nicht bereit, diese preiszugeben. Sie wusste, dass sie es ihm nicht antun konnte schon wieder wegzulaufen, also schüttelte sie bloß stumm den Kopf, in der Hoffnung er würde es verstehen.
"Nein. Nein, Lily, du wirst jetzt mit mir reden. Du hast kein Recht dazu alles wegzuwerfen und mir nicht einmal eine Erklärung abzuliefern. Also wieso?"
"Es ist nur ein Zaubertrank. Vielleicht haben wir was falsch gemacht, vielleicht hat Marlene was getrickst damit sie ihre Wette gewinnt, keine Ahnung."
"Das war nicht meine Frage. Meine Frage war, wieso du nicht einmal Rückgrat beweisen kannst um dazu zu stehen, dass du dich in mich verliebt hast. Und der Zaubertrank war nicht manipuliert und es geht auch nicht nur darum, sondern auch um den Fakt, dass unsere Patroni zueinanderpassen und darum, dass du meinen Namen vor dich hinmurmelst, wenn du im Gemeinschaftsraum einschläfst und darum, dass deine Augen immer das Gegenteil davon zeigen, was du sagst. Du liebst mich und ich dich, wieso kann dich das nicht freuen? Es sollte etwas Schönes sein und nicht der Weltuntergang."
"Weil zwei zerbrochene Dinge zusammen kein Ganzes ergeben können.", flüsterte Lily.
"Was redest du da?"
"Es ist vielleicht einfach mich aus der Ferne zu lieben, aber man sollte nicht näher kommen. Nicht, wenn ich von Todessern gejagt werde, nicht, wenn ich ein ganzes Haus mit meiner Magie ungewollt verwüsten kann, sobald ich wütend bin. Du siehst, dass ich klug und hübsch und freundlich bin, aber ich weiß, dass ich egoistisch und aufbrausend bin und ständig so viel Wut in mir trage, die ich dann auf Menschen verteile, die es nicht verdienen. Und du sollst nicht einer davon sein, weil du es nicht verdienst und ich dir nicht noch mehr aufbürden kann. Ich weiß, dass du nach all den Nächten mit Remus in der Heulenden Hütte Angst vor der Dunkelheit hast, ich weiß, dass du nachts schreiend aufwachst, wenn du von deinen Eltern träumst, ich weiß, dass du selbst bei mir bleiben würdest, wenn ich dich mit meinen schlechten Eigenschaften in den Wahnsinn treibe."

Mit großen traurigen Rehaugen beobachtete James sie einige Sekunden nachdem die Stille sich wieder über sie gelegt hatte. Sie wusste, dass er über ihre Worte nachdachte und Gegenargumente suchte, nur um schlussendlich zu dem Ergebnis zu kommen, dass er nichts widerlegen konnte. Sie waren Kinder die inmitten von Krieg und Tod und Angst aufgewachsen waren, wie hätten sie in diesem Prozess heil bleiben sollen? Wieder fiel die Kälte über Lily herein, als wolle sie alle guten Gedanken aus ihrem Körper vertreiben. 
Noch immer wartete sie James' Antwort , in welcher er ihr hoffentlich sagen würde, dass sie recht hatte. Doch stattdessen blieb er weiterhin stumm, trat einen Schritt nach vorne und nahm sie in seine Arme. Sie war um einiges kleiner, also fühlte es sich an, als würde sich eine schützende Decke über sie legen, die Wärme und Vertrautheit ausstrahlte. Als könnte sie einfach hineinsinken und müsse sich um nichts Sorgen machen, denn solange sie hier war, kamen die Monster unter dem Bett nicht an sie heran und die Monster in ihrem Kopf wurden endlich besiegt. Lily klammerte sich an ihn und drückte ihn so fest an sich, bis die kein Platz mehr für Kälte oder böse Träume war. 
"Wir haben die Wahl Lily. Wir können entweder getrennte Wege gehen und gebrochen bleiben, oder versuchen uns gemeinsam zusammenzuhalten. Ich kann alles aushalten was du mit dir herumträgst und es wird mein Privileg sein dir deine Probleme abzunehmen. Und du glaubst mir vielleicht nicht, aber du kannst mir besser helfen als irgendjemand sonst. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber wenn ich dich nur ansehe hältst du mich zusammen, weil anstatt dunkler Gedanken macht sich Musik in meinem Kopf breit. Ein ganzes voll besetztes Orchester und mit jeder Minute die wir zusammen verbringen kommt ein Instrument hinzu bis sich eine Melodie entfaltet, die Art von Musik, bei der einem die Tränen kommen. Wenn wir zusammenbleiben, kann alles gut werden. Denn wenn du das willst, werde ich dich so lange festhalten, bis sich all deine zerbrochenen Stücke wieder zu dem Mädchen zusammensetzen, dass Freude in ihren Augen, Musik in ihrem Kopf und Hoffnung in ihrem Herzen hat."
Lily nickte kaum merklich.
"Ja, das will ich. Alles wird gut werden."

Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt