Jily Oneshot#29: Happy new year

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Bumm. Bumm. Bumm. Lily wachte mit einem unschönen Gefühl auf, welches sich anfühlte, als würde ein kleines Männchen in ihrem Kopf mit einem Hammer gegen ihre Schläfen schlagen. Mit aller Kraft. Und einem Hammer aus Stahl. Der mit Nägeln bestückt war. Kurz gesagt, es war grässlich. Blinzelnd öffnete sie ihre Augen. Die wenigen Lichtstrahlen, die durch die zugezogenen Vorhänge fielen, verschlimmerten den Schmerz.
„Sieh mal, wer wieder unter den Lebenden ist.", kicherte Alice von der kleinen Couch in ihrem Zimmer. „Frohes neues Jahr! Das habe ich zwar heute Nacht schon gesagt, aber das hast du wohl schon wieder vergessen, oder?"
„Sprich ein wenig leiser, bitte.", stöhnte Lily auf. „Warum sind kleine Wesen mit Hämmern in meinem Kopf?"
Alice ließ sich süffisant grinsend neben Lily auf das Bett fallen, streckte sich genüsslich und erwiderte: "Meine Liebe, das nennt man einen Kater! Wurde auch mal Zeit!"
„Aber ich trinke doch gar nicht."
„Das sah gestern etwas anders aus. Vor allem als du um zwei Uhr nachts auf dem Tisch getanzt und 'God save the queen' gesungen hast."
„WAS?"
„Reg dich ab, ich mache nur Spaß. Es war 'Jingle bells'."
„Alice! Das ist nicht lustig!"
„Keine Sorge, um zwei Uhr hast du schon tief geschlummert."
„Puh...aber warum?"
„Oh, du weißt es wirklich nicht? Du hast dich um Mitternacht mit einer Flasche Feuerwhiskey in die Ecke verzogen, nachdem du gesehen hast wie James irgendein Mädchen geküsst hat. Er hat dich eine halbe Stunde später schlafend gefunden, dich in dein Zimmer gebracht und ich durfte ab dort übernehmen und dir die Haare beim Übergeben halten. Eine magische Nacht."
„Wer war das Mädchen? Und wieso sollte ich mich deshalb betrinken?"
Lucy irgendwas. Sie ist auch in Gryffindor, aber erst in der Sechsten. Zu deiner zweiten Frage, weil du grün vor Eifersucht warst."
Lily überging die letzte Bemerkung, sie hatte wichtigeres zu tun. „Lucy Mitchell? Eure Ersatzjägerin?"
„Ja, kommt hin." Gespielt beleidigt fügte Alice mit einem Schmollmund hinzu: "Ein Dankeschön für meinen Job als Babysitterin ist natürlich nicht nötig."
„Vielen, vielen, vielen Dank, ohne dich könnte ich keinen Tag überleben.", bedankte Lily sich theatralisch. „Allerdings wäre ich dir noch viel dankbarer, wenn du etwas gegen diese schrecklichen Kopfschmerzen unternehmen könntest. Und mach das Licht bitte aus."
„Das ist die Sonne, dagegen kann ich wenig machen. Gegen den Rest allerdings schon, die Hauselfen und Sluggi haben bestimmt ein paar brauchbare Sachen zusammengemixt, damit du in einer Woche für den Schulstart wieder auf den Beinen bist."
„Muss ich dazu etwa in die Große Halle?"
„Ich befürchte schon. Sieh es positiv, du musst dich nicht einmal umziehen, dafür war nämlich auch keine Zeit."
Ohne auf Lilys Protest zu achten, zerrte Alice sie aus dem Bett, durch die ausgestorbenen Gänge, bis zur schwach besetzten Halle, in der jüngere Schüler von den älteren wegen des Lärms verscheucht wurden und kaum ein Bissen gegessen wurde. Allerdings klammerten sich viele an Tassen, deren Geruch an Kaffee mit Zimt erinnerte, doch der aufsteigende blaue Dampf ließ vermuten, dass es sich um einen Zaubertrank handelte.
Alice drückte Lily zuerst auf ihren Platz, dann gab sie ihr einen dieser mysteriösen Behälter. Eigentlich hätte Lily sich zuerst gerne darüber informiert, was genau sie da trinken würde, doch die energischen Männchen in ihrem Kopf zwangen sie dazu, alles hinunterzustürzen und auf das Beste zu hoffen.
Als sie keine bemerkbare Veränderung spürte, warf sie Alice einen fragenden Blick zu.
„Vermutlich setzt die Wirkung ein wenig später ein. Kann ich dich kurz alleine lassen? Ich darf mir den Anblick von Bellatrix nicht entgehen lassen! Sirius meinte, sie hätte es so übertrieben, dass sie schlimmer aussieht als normalerweise."
Ohne Alice' Worte wirklich zu verstehen, winkte Lily bloß ab. Hauptsache der Redeschwall war gestoppt.
Sie genoss die Ruhe und versuchte krampfhaft ihre Gedanken abzuschalten. Der Nachteil an dem Gebräu war, dass es einem zwar schrittweise besser ging, doch da die Männchen weg waren, war in ihrem Kopf wieder Raum für Gedanken. Durch diese Gedanken realisierte Lily jedoch, wie peinlich ihr Verhalten gewesen war und dass sie vermutlich grausam aussah, mit der zerknitterten Kleidung, der Frisur, die schon keine Frisur mehr war, und dem halben Makeup. Die andere Hälfte war vermutlich auf ihrem Kissen verteilt. Gerade als sie versuchte, wenigstens ihre Haare halbwegs in Ordnung zu bringen, nahm James den leeren Platz von Alice ein. Er hielt gleich zwei Tassen mit Slughorns Trank. Ihm ging es anscheinend noch schlechter als ihr, doch bei James machte es vom Äußerlichen her ohnehin keinen Unterschied, die Haare waren wie immer durcheinander, das Hemd hing ihm halb aus der Hose und Kissenabdrücke zeichneten sich auf seinen blassen Wangen ab. Dennoch brachte er ein Lächeln für Lily zustande. „Happy new year! Hätte nicht gedacht, dass du es schon aus dem Bett schaffst."
„War es wirklich so schlimm?", seufzte Lily.
„Nun ja...ich habe vermutlich dreimal so viel getrunken wie du, aber du bist so klein, kein Wunder, dass du gleich weg warst."
„Bitte sag mir, dass ich nicht wirklich singend auf den Tischen getanzt habe."
James lachte laut auf, stoppte jedoch sofort und griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf. Erst nach einem großen Schluck aus dem halb leeren - oder halb vollen - Becher, antwortete er: "Nein, du hast bloß ein wenig auf meinen Umhang gesabbert. Und mich gefragt, warum ich nicht dich um Mitternacht geküsst habe, sondern Lucy."
„Sehr lustig.", meinte Lily. Ihr war nach wie vor nicht zum Scherzen zumute.
„Ähh...das war kein Sarkasmus."
Stöhnend ließ Lily ihren Kopf auf den Tisch sinken. James rieb ihr bloß lachend die Schulter und versicherte ihr, dass er schon viel schlimmere Dinge gesagt hatte, wenn er zu tief ins Glas geblickt hatte. Von einem romantischen Heiratsantrag an Sirius, bis hin zu einer Enthüllung von Remus' pelzigen kleines Problems an Severus, war alles dabei gewesen. Zum Glück hatten ihn beide nicht ernst genommen...hoffte er zumindest.
Danach ging es Lily zwar ein wenig besser, doch sie entschuldigte sich dennoch immer wieder für ihr Verhalten, was James alle bloß lachend abwehrte.
„Hey, Krone, ich fliege vor dem Training schon ein wenig. Kommst du mit?", fragte Sirius, als er schlitternd neben ihnen abbremste."
„Klar, ich hole nur noch meine Jacke und Besen."
„Du hast für heute ein Training angesetzt? Es hat Minusgrade und ihr hattet vermutlich nicht mehr als drei Stunden Schlaf."
„Na und, beim Spiel nächste Woche haben wir wahrscheinlich die gleichen Bedingungen.", sagte James schulterzuckend. „Außerdem vertreibt ein Flug am Morgen Kummer und Sorgen!"
„Ich glaube, das Sprichwort lautet ein wenig anders.", warf Lily ein.
„Kann sein. Aber auf jeden Fall vertreibt es auch Kopfschmerzen. Bist du dabei?"
„Unbedingt."

Zehn Minuten später saß Lily vor James auf seinem Feuerschweif 3000, dick eingepackt in Mütze - um ihre Haare zu verbergen, Handschuhe - damit ihre Finger nicht am Besenstiel anreisten, und einer dicken Jacke - weil es wirklich Minusgrade hatte.
Nach wenigen Sekunden merkte Lily, dass er tatsächlich recht gehabt hatte. Die Kopfschmerzen waren sofort vergessen. Ob es jedoch an der frischen Luft oder dem Adrenalin lag, blieb ein Rätsel. Genauso wie die Frage, ob ihre Rufe bei Loopings Freuden- oder Angstschreie waren. Nichtsdestotrotz war sie ein wenig enttäuscht, als sie mit wackeligen Beinen absteigen musste, weil das Training offiziell begonnen hatte und die anderen Spieler so schnell wie möglich wieder ins warme Schloss zurückkehren wollten.
Sirius trug die Kiste mit den Bällen auf Spielfeld, als James Lily kurz festhielt, bis sie sich zu ihn umwandte.
„Was ich dir noch sagen wollte-"
„Alle auf die Besen!", rief Sirius.
„Der Grund,", fuhr James fort „wieso ich Lucy geküsst habe war, weil-"
„Bereit?", unterbrach Sirius' Stimme ihn.
„Die Richtige mich verhext hätte, wenn ich es bei ihr getan hätte. Naja, und der Feuerwhiskey", fügte er zwinkernd hinzu. „Aber vielleicht-"
„LOS!"
„- kann ich es ja am nächsten Silvesterabend tun."
Bevor Lily realisieren konnte, was er gesagt hatte, verschwand James schon im Nebel, auf der Suche nach dem freigelassenen Schnatz. Als ihr Gehirn es endlich verarbeitet hatte, stahl sich ein Grinsen auf ihr Gesicht, während die Männchen in ihrem Kopf zu tanzen begannen.

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Wir wünschen euch allen ein schönes Jahr 2017!💚💙

Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt