Scorose Oneshot#31: Hoffentlich gleich

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Es war ein Morgen wie keine andere. Zwar brannte die immer noch sommerlich heiße Sonne auf sie hinab und ließ die Dächer in der Ferne glimmern, der Asphalt schien beinahe flüssig und die Hunde kläfften in den Vorgärten an denen sie vorbeifuhren genauso laut wie sie es gestern getan hatten. Allerdings hatten Rose und ihr Bruder Hugo gestern nicht den Wecker verschlafen. Sie hätten gestern auch nicht ihre Sachen schon am Vortag zusammengepackt haben sollen, sodass sie in der Früh nichts mehr suchen hätten müssen. Und sie hatten sich gestern nicht panisch nach Rose Katze umsehen müssen, weil diese noch in die Transportbox musste.

Es war der chaotischste erste Septembermorgen, der Rose letztes Schuljahr einläutete.

Endlich in Kings Cross, sprangen sie beinahe aus dem Auto, suchten schnell Gepäckwägen für die Koffer und rannten dann schon los Richtung Gleis neun dreiviertel. Rose Katze kreischte frustriert und ängstlich, als Rose beinahe in den falschen Pfeiler rannte, weil sie jemandem ausweichen musste. Beim richtigen angelangt rannte Hugo einfach los Richtung Pfeiler, ohne darauf acht zu geben, ob ihn jemand sah. Zum Glück hatte ihre Mum schnell reagiert und die umstehenden Muggel mit einem Zauber abgelenkt. Hinter Hugo folgten auch schon Rose und ihre Eltern.

Am Bahnsteig angelangt sahen sich ihre Eltern zuerst nach Hugo um, aber der war bei seinen besten Freunden und Lily, die ihm halfen sein Gepäck in den Zug zu bringen. Sie hatten nicht einmal Zeit die restlichen Potters zu begrüßen, bei denen zwar mit James sowieso eine fehlte, da er heute seine Ausbildung beginnen würde, sondern hievten gerade noch rechtzeitig alle Koffer und Taschen und Käfige in den Zug. Kaum hatte Rose den Zug betreten schlossen sich die Türen hinter ihr. Sie konnte ihren Eltern nur noch durch das verschmierte Fenster der Zugtüren zuwinken, dann verschwanden sie bereits aus ihrem Sichtfeld. Der Zug fuhr in einen Tunnel als Rose gerade dabei war ihr gesamtes Gepäck durch einen Gang zu schieben, auf der Suche nach dem Abteil ihrer Freunde. Rechts von ihr waren in regelmäßigen Abständen hell erleuchtete Abteile, in denen sich Schüler gerade begrüßten und Neuigkeiten austauschten. Allerdings fand sie nirgends ihre Freunde. Als sie gerade versuchte in einen anderen Waggon zu gelangen, es war stockfinster und der Zug lag in einer Kurve also war das wirklich kein leichtes Unterfangen, wurde sie plötzlich von kräftigen Armen, die sich fest um ihre Taille schlangen hochgehoben und einmal im Kreis gewirbelt.

Ihr leiser Schrei ging in dem begeisterten „Rosie!" beinahe unter.

Scorpius ließ sie wieder hinunter und kaum hatte sie sich mit vorwurfsvollem Blick umgedreht, um ihm zu sagen, er durfte sie nie wieder so erschrecken, landete sie erneut in seinen Armen. Diesmal allerdings so, dass sie sich zumindest vernünftig an ihm festklammern konnte.

„Wir hatten schon gedacht du kommst gar nicht mehr...", murmelte er leise in ihre Haare, und die Erleichterung, dass sie den Zug nicht verpasst hatte war deutlich zu hören.

Eine plötzliche Welle von Zuneigung erfasste sie und Rose drückte sich leicht lächelnd an ihn. „Ach komm, als würde ich dich alleine Schülersprecher sein lassen!", meinte sie und stütze das Kinn auf seine Brust um ihn ansehen zu können. Die blonden, zerstrubbelten Haare fielen ihm in die Stirn, als er ihren Blick mit einem amüsierten Lächeln erwiderte und die Augenbrauen leicht hochzog.

„Man kann ja nie wissen..." Und erneut zog er sie fest an sich.

„Wie lange willst du noch dastehen und versuchen sie als deinen Besitz zu kennzeichnen?", fragte eine nur zu bekannte Stimme leicht spottend hinter Scorpius und dieser ließ sie schnell los, um Albus und Madison Platz zu lassen. Es war fast schon unheimlich, wie ähnlich ihr Cousin seinem Vater sah. Hinter seiner Brille glitzerten die grünen Augen voller Schalk, und die schwarzen Haare fielen ihm zerzaust in die Stirn, einzig die Blitznarbe fehlte. Er war der einzige, der genau einem Elternteil wie aus dem Gesicht geschnitten war. James kam nach seinem Großvater, groß, schlaksig, dunkle Haare, braune Augen, auch eine Brille. Lily war Ginny sehr ähnlich, hatte jedoch die Augen ihrer Großmutter.

Nach Albus wurde sie von Maddie in eine Umarmung gezogen. Scorpius stand währenddessen im Hintergrund und klopfte einen schnellen Rhythmus auf dem Koffer. Bei solchen Momenten wie vorhin, die sich in letzter Zeit zu häufen schienen, überlegte Rose, was dieser Malfoy dachte. Vorhin als er sie gehalten hatte. Sie hatte sich nichts mehr gewünscht, als dass er sie endlich küsste. Er hatte sie zwar dreimal wieder zu sich gezogen, war nicht bereit gewesen sie loszulassen. Aber er hatte nichts weiter getan um sie hoffen zu lassen, dass das letzte Schuljahr noch besser als das vorhergehende sein würde. Und als er Albus gehört hatte, hatte er sie sofort losgelassen, als hätte er sich an ihr verbrannt. Er war in letzter Zeit merkwürdig geworden. Sie hatte oft erahnen können, was er dachte, fühlte und wollte, nur, weil sie ihn angesehen hatte. Wenn sie ihn jetzt ansah, fühlte es sich so an, als würde er im Auge eines Wirbelsturms aus Gedanken stehen, der ihn permanent von ihnen fernhielt.

Das erste das Rose hörte, als sie aus dem Schlaf gerissen wurde, war lautes Schreien, auch von ihren Freunden rund um sie herum, und ein lang anhaltendes mechanisches Kreischen.
Das erste das Rose roch, als sie versuchte aus dem Halbschlaf zu erwachen, war der Duft nach Wald und Apfel, vermischt mit dem beißenden Gestank verbrannten Plastiks oder überforderter Bremsen.
Das erste das Rose sah, als sie die Augen aufriss, war das angelaufene Fenster, das sie von der Dunkelheit draußen trennte, vor dem sie dem Umriss ihrer besten Freundin ausmachen konnte.
Das erste das Rose spürte, als sie endlich vollständig aufgewacht war, waren Scorpius Arme, der sie fest umklammert hielt, und Sekunden später ein heftiger Ruck, als der Zug endgültig stehen blieb.
Das zweite das Rose spürte, war, dass sich der Waggon langsam nach rechts zu neigen begann.

Rose schrie entsetzt auf. Kurz vor Hogwarts war eine große Brücke über einen Fluss, von der es mindestens 30 Meter senkrecht nach unten ging. Ihr Schrei verstummte, als sie sich wiegende Baumkronen vor dem Himmel ausmachen konnte. Schwierig aber doch. Keine Brücke.

Mit einem lauten Fauchen machte sich eine Box unter einem der Sitze bemerkbar. Im selben Moment schrie Albus: „Nach oben zum Fenster! Aus dem Abteil raus!"

Es war wie ein Ablauf von Bildern, die in Sekundenschnelle an ihr vorbeizogen. Albus, der Maddie in den bereits beängstigend schiefen Gang zog. Scorpius, der sie hochzuheben versuchte sie ebenfalls in den bereits schieferen Gang zu bekommen. King, der in seiner Transportbox panisch kreischte. Die Transportbox, die durch die Luft zu Albus flog. Der Koffer, der sich langsam zu neigen begann. Scorpius, der direkt unter dem Koffer stand und sie nach oben drängte. Ihr Zauberstab, der zerbrochen unter die Sitze gekullert war. Der Koffer, der fiel. Und dann war da für kurze Zeit einfach nichts mehr.

Die kalte Nachlauft strich über ihr Gesicht. Ihr war warm, obwohl der Wind rings herum laut pfiff. Wieder war da der Duft nach Wald und Apfel. Rundherum hörte sie aufgeregte Stimmen, Weinen und Schreie. Und dann spürte sie Hände, die ihre Schultern rüttelten. Die Hände umfassten ihr Gesicht. „Rose!", hörte sie eine Stimme, von weit entfernt versuchte sie zu ihr durchzudringen. „Rose!", die Stimme wurde immer drängender. Und plötzlich war die Stimme ganz klar, obwohl sie nur ein Flüstern war. „Rosie...!"

Scorpius?

Waren es seine Hände, die ihr Gesicht umfassten?
Waren es seine Lippen, die sie sanft auf ihrer Stirn spürte?
War es seine raue Stimme, die klang, als hätte er tagelang geschrien?

Gleich würde sie es wissen.

Gleich würde sie die Augen aufmachen könnten.

Warte Scorpius....

Warte....

Warte....

Gleich....


Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt