Scorose Oneshot#16: Weihnachtsball

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Es war ihr aller letztes Jahr in Hogwarts. Und somit auch das allerletzte Weihnachten dort. Vorausgesetzt, sie würden nicht Lehrer werden, aber das hatte Scorpius ganz sicher nicht vor. Einige der Streber aus Ravenclaw vielleicht, aber die waren sowieso dazu berufen. Albus riss ihn aus seinen Gedanken, als er ihn einen Polster an den Kopf warf.
„Sag mal spinnst du? Ich war gerade in ein wichtiges Gespräch mit philosophischen Gedanken versunken!", fuhr Scorpius ihn an, und schoss gleich zwei Kissen zurück.
„Die werden froh sein, dass sie dich los sind und sich jetzt mit jemandem unterhalten können, der fähig ist überhaupt philosophisch zu denken", grummelte Albus, begraben unter den beiden Pölstern, die ihn unglücklicherweise und sicher nicht beabsichtigt in den Koffer hinter ihm gedrängt hatten, und bedeckt von vielen weißen Federn, die sich über ihn gelegt hatten, wie der Schnee auf den Ländereien über die ehemals grünen Hügel Schottlands.
„Ach? Mit dir etwa? Da sterben sie noch eher, als bei mir!", stellte Scorpius fest, nicht ohne noch hinzuzufügen „Du denkst sowieso nur an die nächste Chance Madison irgendwie eifersüchtig zu machen damit sie zurückkommt. Ach genau...weißt du wo mein Festumhang ist?"
Darauf erhielt er keine Antwort. Sie beide wussten, dass der gerade erst getrennte, und somit am Ball partnerlose, Gryffindor immer noch an nichts anders denken konnte, als seine Ex-Nicht mehr Ex-Wieder Ex-Nicht mehr Ex-freundin. Im Gegensatz zu Scorpius, der sich wirklich auf seinen Umhang konzentrieren musste.
Albus hatte es geschafft. In seiner ganzen Panik hatte er jetzt auch Scorpius an die Grenze der Geduld gebracht. Schon vollständig angezogen, aber zerzaust und verschwitzt kroch er auf dem Boden herum. Unter Albus Bett. Auf der Suche nach einem verdammten Socken. EINEM socken!
„Hast du ihn endlich?", erklang Albus Stimme angespannt aus dem Badezimmer, wo er sich noch immer mit seinen Haaren beschäftigte.
„Nein, und das wird sich auch in fünf Stunden nicht ändern! Wetten du hast ihn nicht einmal mit? Accio würde ja sonst funktionieren!", schnappte er zurück. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich? Ihn einfach so anzuschnauzen, wo er seit Stunden nur noch auf ihn wartete. Sie hätten schon fünf Runden Zauberschach spielen können. Aber nein, Mister Potter wollte unbedingt seinen verdammten Socken finden!
Langsam reichte es ihm. Nach einem kurzen Blick auf Albus Jackett warf er ihm ein frisch gewaschenes Paar seiner Socken an den Kopf. Die wie immer dort gewesen waren, wo er sie eingeräumt hatte.
„Zieh doch einfach die an!"
„Aber die anderen hat mir..."
Scorpius reichte es: „Es ist mir EGAL ob dir diese Socken deine Mum, deine Schwester oder deine Ex geschenkt haben! Es ist mir so was von egal! Zieh die verdammten Socken an, scheiß auf die Enten und komm jetzt endlich!" nachdem er tief Luft geholt hatte und sich an seine ohnehin schon verstrubbelten Haaren festhielt um nicht die Beherrschung zu verlieren und seinem besten Freund etwas Anderes als Socken an den Kopf zu werfen, zog er seinen Zauberstab, und im Nu war zumindest an Albus Jackett alles gebügelt und gerade. Stumm stieß er ein Dankgebet an seine Mum aus. Haushaltszauber konnten doch nützlich sein. Nachdem er sich gerade wieder zu Türe gewandt hatte, um seinen Umhang, den er glücklicherweise doch noch gefunden hatte (unter einem ganzen Haufen von Albus Schulzeug- hing er plötzlich kopfüber an der Decke.
„Atmen Scorpius...Atmen...nicht durchdrehen...Sei dein Anker Scorpius...", murmelte er leise vor sich hin, bevor er die Augen öffnete und seinen besten Freund, der ihn wütend von einem halben Meter Sicherheitsabstand anstarrte so von Sinnen anschrie, dass ganz Hogwarts es gehört haben musste.
„Was FÄLLT DIR EIN du Idiot, mich einfach so an die Decke zu hängen! LASS MICH RUNTER DU VERDAMMTES ARSCHLOCH!"
Einige Sekunden Stille folgten, bevor Scorpius, immer noch von der Decke hängend, perplex die Augen aufriss und seinen Gegenüber fassungslos anstarrte. Was war denn hier passiert? und dann begann Scorpius zuerst lautlos, dann ohne sich zurückzuhalten, zu lachen.
Scorpius musste immer noch grinsen, als er so schnell es ging, ohne über den Saum seines Umhangs zu stolpern, die Stufen hinuntereilte, um die nächste Stiege noch zu erwischen. Ständig mussten er und sein Freund hinter ihm Mistelzweigen ausweichen, unter denen sich scharen von kichernden Erst- bis Drittklässlern versammelt hatten, die ohne Begleitung nicht auf den Ball gehen durften. Aber Scorpius hatte nicht vor jemand anders als, hoffentlich, Rose Weasley zu küssen. Vielleicht war sie heute so großzügig ihm nicht bei den kleinsten Anstalten es zu versuchen die Zauberstabhand abhacken zu wollen. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Die zahlreichen Geister stoben vor der letzten Stiege zur Vorhalle vor der großen Halle panisch auseinander, als der, für den Ball angemessen gekleidete Zauberer mit Jackett, eisblauem Hemd und schwarzer Robe, und sein bester Freund hinter ihm mit schwarzen Jeans und einem weißen Shirt, das er unter der ebenfalls schwarzen Robe zu verbergen versuchte daher stürzten. So einige hochgezogene Augenbrauen und einige antike Schimpfwörter folgten ihnen, was die beiden einfach gekonnt ignorierten. Ganz anders als die wütenden Blicke von Scorpius Ballbegleitung. Hätten Blicke die Kraft „Avada Kedavra" zu ersetzen, wären sie schon tot umgefallen.
„Oder so wie dein Jackett einfach zu Staub zerbröselt", sinnierte Scorpius leicht grinsend und warf Albus einen Blick zu, bevor er sich noch einmal mehr beeilte, die letzten Stiegen hinter sich zu bekommen.
„Was hast du gesagt?", knurrte Albus hinter ihm leise und gab ihm einen leichten Stups. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber Albus Rache war nie so, dass man sie erwartet hätte.
Während draußen die Schneeflocken wunderschön und langsam vom Himmel heruntertanzten, sich die Pakete langsam wieder von selbst neu stapelten, rutschte Scorpius Malfoy auf der allerletzten Stufe auf und fiel Rose zu Füßen. Der lachende Albus verstummte sofort, als er den Blick von Scorpius hob und dem Blick einer gewissen Schülerin am anderen Ende der Halle begegnete. Wie es schien wollte heute bei beiden nicht so wirklich alles richtig laufen. Bloß konnte Scorpius mit alles umwerfendem Charme, der zu Weihnachten merkwürdigerweise noch ausgeprägter war und zu mehr Keksen als sonst führte, noch halbwegs retten. Hoffte er zumindest.
„Wie Sie sehen meine Dame, bin ich so schnell ich konnte zu Ihnen gestürzt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte niemals die Absicht Sie hier länger als nötig auf einen ungeschickten Tölpel warten zu lassen. Würden Sie mir verzeihen, meine Rose?"
„Nein. Und jetzt komm du Idiot...", obwohl er sich sicher war, ein leichtes Grinsen in ihren Worten gehört zu haben, sah er sie erst an, als sie ihm die Hand reichte um ihm vom Boden hoch zu helfen.
„Danke vielmals für Ihre Großzügigkeit Madame!", wollte er mit einer Verbeugung sagen, was allerdings schon wieder schiefging, da sie seine Anstalten einfach ignorierte und den immer noch halb gebückten Schüler mit sich zog, so dass er beinahe in den Direktor rannte.
„Sorry Professor!", rief er noch immer leicht stolpernd, und versuchte sich zu fangen.
„Seit wann kannst du so schnell laufen?", keuchte er, nach einigen weiteren Entschuldigungen.
„Seit ich mit meinem Freund nicht die letzte Eröffnung vor unserem Abschluss verpassen will...", murmelte sie, angestrengt versuchend an einem Pulk Viertklässler vorbeizukommen.
Um das plötzliche, überglückliche Hüpfen seines Herzens zu überspielen, das ihre Worte, und die Tatsache, dass sie ihn gerade ihren Freund genannt hatte, sah er sich gespielt interessiert um und wandte sich dann zu ihr um: „Wo ist denn dein Fr-..."
Sie unterbrach seinen Satz mit einem flüchtigen, aber sanften Kuss, der ihn vollständig aus der Bahn warf.
„Halt einfach kurz deinen Mund, ja?" Ihr Lächeln war das Schönste, das er je gesehen hatte. Wenn sie so lächelte, dann begann ihr Gesicht zu leuchten, und ihre Augen strahlten wie die hellsten Sterne am Nachthimmel. Einfach wunderschön.

Erst das Einsetzen der Musik riss ihn aus seinen Gedanken, und warf ihn in die unangenehme Überlegung, wie er sich für seine nicht vorhandenen Tanzkenntnisse entschuldigen konnte.

„Entspann dich Scorpius. Wenigstens habe ich ein bisschen in den Tanzstunden aufgepasst. Und ich bin nicht so nachtragend wie Maddie. Und den Bügelzauber bringe ich dir auch noch bei. Damit du wegen verbrannter Wäsche, die du zu heiß gebügelt hast, das nächste Mal nicht zu spät kommst. Und jetzt komm endlich!"

Die Eröffnung des Winterballs begann mit einem wütenden Blick seines Vordermanns und dem zerknirschten „Sorry" von Scorpius Seite. Und später am Abend, nachdem sie die Lage bei dem erneut glücklichen Ex-Wieder-zusammen-Paar Maddie und Albus gecheckt hatten, und das Licht in der Großen Halle bereits gedimmt worden war, tanzten sie, fast ohne sich gegenseitig auf die Füße steigen, zusammen, während draußen im schottischen Hochland ein Schneesturm tobte.

Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt