Scorose Oneshot#14: Schnee und Verwirrungen

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Vor ihrem Zimmerfenster tanzten die Schneeflocken in einem langsamen, wunderschönen tanz. Unzählige weiße Flocken suchten sich ihren Weg aus den dicken, schweren Schneewolken die grau über den Türmen von Hogwarts hingen, den ganzen Weg bis hinunter zur gefrorenen Erde. Der See war zugefroren, die Krake schon lange in die untersten Ebenen hinuntergewandert und die Hügel rund um das Schloss waren weiß gesprenkelt. Der Schnee begann liegen zu bleiben. Was bei diesen Temperaturen nicht verwunderlich war. Schon seit längerem verließ sie ihr Bett nur noch mit einem dicken Kuschelpulli, den selbst gestrickten Socken ihrer Gran, die ihr endlich keine kratzigen Pullis mehr zu Weihnachten schenkte, und oft auch noch mit einer der dicken, roten Decken die es im Gemeinschaftsraum zu Winterzeiten hunderte gab. Heute aber war es besonders kalt. Zu den obligatorischen warmen Sachen hatte sich noch ihre Bettdecke gesellt. Aber was gab es denn auch schöneres als am warmen Feuer zu sitzen, dick vermummt in den wärmsten Decken die sie hatte finden können, und den weißen Zauber draußen zu beobachten?

Eine Viertelstunde später wusste sie es. Eine aufgeregt schreiende beste Freundin, die in den Raum gestürmt kam, alle Türen offen ließ, das Feuer zum Flackern brachte und strahlend verkündete, dass das Hogsmeade Wochenende vorverlegt worden war, um dem Schneesturm am Wochenende zu entgehen. Ihr übergedrehtes Lachen und ihre Nervosität zur Beeilung ließ schließen, dass sie beide heute Begleitung haben würden. Nicht, dass sie das stören würde. Solange mit ihrem nervigen Cousin auch Scorpius Malfoy mitkam, würde sie den nervigsten Potter sogar einen ganzen Tag aushalten. Hoffentlich. Aber was sollte sie anziehen? Alle ihre schönen Sachen waren viel zu kalt, um sie auch nur eine Sekunde tragen zu können. Und wenn sie ihre schöne neue Jacke anzöge, wäre sie binnen eine Augenblick ein Eiszapfen. Das wollte sie niemandem zumuten, sich mit einem Eiszapfen beschäftigen zu müssen. Nicht einmal Al.

Erschrocken fuhr sie aus ihren Überlegungen hoch, als Madison erzürnt hereinstürmte, sich vor sie stellte und sie dann scharf musterte.

„Wir gehen in fünf Minuten los. Ich will weder einen Eiszapfen sehen, noch einen Eskimo. Schnapp dir doch einfach deine Daunenjacke und Handschuhe. Passt doch! Aber mach schnell! Wir wollen doch nicht ewig warten! Scorpius und wir stehen schon gefühlt eine halbe Stunde!"

Als der braunhaarige Wirbelwind schließlich wieder verschwunden war, stöhnte Rose leicht auf. Das war doch ekelhaft...Wir Wir Wir...Sie schwor sich nie in diese Phase zu kommen. Das war doch ekelhaft. Genauso ekelhaft wie sie, wenn sie sich inklusive dieses Pullovers, de so wunderbar flauschig warm war in die Enge Daunenjacke zwängen müsste. Sie würde aussehen wie eine übermäßig große Mettwurst. Am Ende mit den Nerven stürzte sie schließlich zu Madisons Truhe, schnappte sich die Jacke, die ihr ihre vergessliche Großmutter letztes Jahr zu Weihnachten drei Größen zu weit geschenkt hatte, so dass sie mit dem Pulli und ihrer Höhe locker hineinpasste, und ließ noch die Handschuhe und Haube mitgehen, die am Bett lagen. Ihre waren von der gestrigen Matschschlacht noch ganz nass und schmutzig. Den sonst nie vergessenen Blick in den Spiegel an der Türe überging sie kurz, ihren Anblick konnte sie sich heue wirklich ersparen. Leider nicht Die Rutsche, die sie für fünf Sekunden vergessen hatte. Dieser Typ sah schon wieder so verdammt unverschämt gut aus. Die zerzausten, hellblonden Haare lugten unter seiner Haube heraus, seine blaugrauen Augen funkelten voller Schalk, da Albus rote Haube hoch oben am Kamin hing, und bei Merlins quergerippter Spitzenunterhose...an diesem Malfoy würde sogar Trelawneys Strickjacke heiß aussehen, ganz klar. Obwohl die nichts im Vergleich zu seiner ebenfalls blauen Jacke war. Die natürlich genau an den richtigen Stellen etwas spannte. Und wunderbar nach Pfefferminz duftete, so nebenbei bemerkt. Und weich war. Rose beschloss diese Rutsche zu hassen. Sie bescherte ihr immer so unglaublich peinliche Auftritte, die dann in den Armen von gewissen Personen endeten. Und ihr schmerzende Pobacken bescherten.

Sie wusste nicht ob es nur Einbildung war, oder ob der Schnee gleich noch tausend Mal schöner war, nur, weil sie neben Scorpius ging. Und im Gegensatz zu Madisons Prophezeiung war ihr nicht kalt, sondern warm. Sehr warm. Maddie sollte wirklich einmal ihr inneres Auge trainieren. Oder war es das dritte Auge gewesen? Oder...Egal. Die Tatsache, dass ihr warm war, könnte vielleicht auch an Scorpius liegen. Und wieder einmal war Rose erstaunt, wie leicht sie doch mit ihm reden konnte. Er brachte sie zum Lachen, aber ohne die kleinste Mühe. Und er erzählte tolle Geschichten von Pinguinen. Oder waren es Eisbären gewesen? Die Geschichte war zumindest toll gewesen. Fast so toll wie das Butterbier mit Ingwer, das er ihr spendierte. Aber nicht annähernd so toll wie er selbst. Erst nach Rose Fußtritt sah sie von ihrem Keks auf. In Gedanken war sie noch vollkommen bei demjenigen gewesen, der ihr gesagt hatte, diese Kekse hätten ihm besonders gut geschmeckt. Erst nach und nach nickte sie leicht. Genau...Madison hatte gerade gesagt, wir wollten noch ins Madame Puddifoot. Mit wir waren natürlich sie und Albus gemeint. Offensichtlich. Und absolut lächerlich. Rose bemerkte zu spät, dass sie, wenn die zwei gingen mit Scorpius alleine wäre. Schon klingelte das Glöckchen, die Türe fiel ins Schloss und Madison ließ sie ganz alleine mit Scorpius und einem neuen, eiskalten Schwung Luft zurück, der sie frösteln ließ, so ganz ohne Jacke.

Anscheinend hatte er es bemerkt. Zumindest sah er sie mit schief gelegtem Kopf an, und fragte sie, ob sie nicht lieber zurückgehen sollten, ihm schiene ihr sei kalt.

Es brauchte etwa 5 Minuten in denen sie ihn anstarrte und er geduldig zurückstarrte, dann endlich kamen die Wörter nach und nach bei ihr an und bildeten einen Satz. Vorsichtig nickte sie.

„Jaaah...ist vielleicht...eine gute Idee..."

Sein Lächeln könnte Lockhart seinen legendären Rekord, den Award des schönsten Lächelns 10 Mal gewonnen zu haben, streitig machen. Hundertprozentig.

Sie hatte sich gerade erst die Haube aufgesetzt, da öffnete Scorpius auch schon die Türe. Er zog sich die Haube erst über den Kopf, als die Türe schon hinter ihnen wieder zugefallen war. Handschuhe hatte er gar keine an. Rose versuchte gerade noch endlich den zweiten Handschuh über die Finger zu bekommen. Aber ohne Handschuhe kam gar nicht in Frage. Sie würde keine fünf Meter schaffen, ohne dass ihre Finger blau werden würden. Und es war wirklich so. schon jetzt begannen ihre Finger klamm zu werden. So klamm, dass sie es einfach nicht hinbekam den Handschuh anzuziehen. Sie hatte ihre Schritte verlangsamt und war schließlich stehen geblieben. Scorpius kam eben lachen zurück.

„Tut mir leid... ich dachte du bist nur ein Stück hinter mir und bin wie ein Idiot vor mich hin quasselnd schon vorgegangen. Brauchst du Hilfe?"

Er war anscheinend nicht besonders weit gekommen. Vorgegangen war für ihn anscheinend zwei Meter zu gehen. Interessant. Und was hatte er noch gerade gefragt? Sie durfte ihn nie wieder ansehe, wenn er eine Frage stellte. Ständig vergaß sie alles!

Erneut konnte sie nur kurz nicken, da stand er schon vor ihr, nahm ihr vorsichtig den Handschuh aus der Hand und sah sie auffordernd an. Ihre Hand wollte ihr nicht gehorchen. Ihr war warm. Verdammt warm. Sie hatte schon wieder vergessen, was sie tun sollte. Hand ausstrecken. Riet ihr ein kleiner Teil ihres Gehirns. Und ihre blöde Hand gehorchte. Auf ihre Weise. Exakt in dem Moment, als Scorpius den Handschuh einfach achtlos fallen ließ, noch die letzten Zentimeter überbrückte und so Rose paralysierter Hand den Dienst erleichterte. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Haare so weich sein konnten. Genau wie sie nicht gewusst hatte, dass eine Haube so dermaßen stören konnte. Wie sie nicht gewusst hatte, dass eine Steinmauer im Winter gar nicht so kalt ist, wenn einen gerade jemand ganz nahe an sich hält. Und am wenigsten hatte sie gewusst, dass Lippen so wunderbar weich, Hände im Winter nicht immer eiskalt, und ein Kuss im Schnee das allerbeste sein könnte. Aber Rose hatte nicht vor all das je wieder zu vergessen.


Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt