Lilys POV:
Marlene quasselte Lily seit die beiden Sprouts Gewächshäuser verlassen hatten ununterbrochen die Ohren voll. Von dem Klassenzimmer bis hin zum Eingang der Großen Halle waren es etwa fünf Minuten Fußmarsch und dennoch schien ihre Freundin es zu schaffen, diesen Weg ohne auch nur einmal Luft zu holen zurückzulegen. Während sie versuchte mit der einen Hand die Tür aufzustoßen und gleichzeitig ihre Bücher sicher auf dem Arm zu balancieren, wurde es Lily schließlich zu bunt:"Marlene, es interessiert mich nicht welche düsteren Weissagungen Trelawney dir vorspielt, was du übrigens weißt. Also, was willst du wirklich wissen?"
Marlene sah sich kurz um, ehe sie mit gesenkter Stimme fragte, da sie gerade den Tisch der Slytherins passierten:"Weißt du, wie ernst Sirius' Verletzungen sind? Ich habe gehört, er kann dieses Wochenende nicht spielen."
„Bei Merlins Socken, hör auf dich so kindisch zu benehmen und frag ihn selbst, er liegt im Krankenzimmer, er kann also nicht vor dir weglaufen, selbst wenn er wollte. Wer ersetzt ihn dann eigentlich am Samstag? Ich dachte, James' fehlgeleitete Furunkelbombe hätte euren Ersatzjäger ebenfalls außer Gefecht gesetzt?"
„Hat sie, allerdings ist gestern zum Training ein rettender Engel erschienen, der es sich gerade auf Jamies Schoß bequem macht."Lily fuhr so schnell herum, dass ihr Genick geräuschvoll knackte und heißer Schmerz hindurchfuhr. Leises Kichern ertönte von Marlenes Seite, vermutlich als Rache für Lilys Kommentar über Sirius, doch Lily hatte ohnehin keine Zeit dafür. Ihre Augen klebten ungläubig an dem Szenario wenige Meter vor ihr. Ein Mädchen saß tatsächlich übertrieben breit lächelnd auf seinem Schoß, flankiert wurden die beiden von zwei weiteren grinsenden Mädchen, die jedem weiblichen Wesen, welches sich James näherte, giftige Blicke zuwarfen. Der James, der ein Jahr lang null Interesse an Mädchen gezeigt hatte, die nicht Lily Evans hießen, fühlte sich offenbar plötzlich ziemlich wohl mit seinem neuen Spielzeug. Lily hatte kein Recht dazu, was ihr auch klar war, aber heiße Wut entflammte sich wie Feuer in ihr. In einer Kurschlussreaktion, die sie vermutlich bald bereuen wurde, drückte sie Marlene ihr Bücher in die Hand und stapfte kochend auf das Quartett zu, welches am Ende des langgezogenen Tisches saßen. Auf dem Weg dorthin entkrampften Lilys Schultern sie, ihre Fäuste wurden gelöst, der Kopf erhoben und das alberne Lächeln des braunhaarigen Mädchens kopiert. Äußerlich völlig entspannt - zumindest hoffte sie das - setzte Lily sich gegenüber des Pärchens und schnappte sich das erste Essen in Reichweite. Obwohl sie Spagetti zutiefst verabscheute, häufte sie sich reichlich davon auf den goldenen Teller vor ihr.
James, der sie erst jetzt bemerken zu schien, fragte mit hochgezogenen Augenbrauen:"Ich dachte, du hasst Spagetti."
„Tja, Menschen ändern ihre Meinungen eben anscheinend.", antwortete Lily mit zuckersüßer Stimme und stellte sicher, dass ihr Seitenblick auf das namenlose Mädchen offensichtlich war. Ihr Gegenüber verzog angewidert das Gesicht. „Du weißt, dass Nudeln furchtbar viele Kohlenhydrate haben, oder? Davon wird man fett."
Ihre Freundinnen nickten zustimmend, was Lily jedoch ignorierte. „Und du bist?"
„Celine Leclerc, sechstes Jahr, ich springe für Sirius ein.", antwortete das nunmehr nicht namenlose Mädchen mit übertriebenem französischem Akzent. Lily wollte schon antworten, doch James kam ihr zuvor und sagte rasch:"Hey Lils, ich habe gesehen, dass Alice dort oben sitzt, du könntest doch gehen und ihr Gesellschaft leisten."
Beinahe wäre ihr die Gabel aus der Hand gefallen, so geschockt war sie über seine Bemerkung. „Wie bitte?", war das einzige was sie herausbrachte und das klang nicht einmal giftig, sondern bloß traurig.
„Soll ich übersetzen, ma chére?", säuselte Celine mit klimpernden Wimpern. „Du bist hier nicht erwünscht." Ihre manikürten Nägel machten eine wegwerfende Handbewegung. Die anderen beiden nickten schon wieder synchron.
„Au revoir."
„Ich gebe dir gleich au revoir!", rief Lily ohne zu wissen, was sie damit eigentlich sagen wollte. Also zog sie genau wie Celine Sekunden später ihren Zauberstab, bis James sagte:"Hört auf, das ist doch kindisch." Er sah Lily fest in die Augen, als er hinzufügte. „Geh einfach, ok." In dem Wissen, dass nun sämtliche Lehrer und Mitschüler zusahen, stand Lily abrupt auf, nahm ihren noch immer vollen Teller und kippte den gesamten Inhalt auf James und Celine. Letztere kreischte empört auf, als Tomatensauce wie rote Tränen über ihr Gesicht liefen, doch James pflückte sich bloß gelassen eine Nudel, die an seinem Ohr baumelte und aß sie grinsend auf. Was danach geschah, wusste Lily nicht, denn sie machte endgültig kehrt und verließ unter den teils erschrockenen, teils anerkennenden Blicken den Raum.James' POV:
Bis zum Mittagessen war es ein akzeptabler Tag gewesen. Natürlich war Sirius noch immer im Krankenflügel und die spöttischen Kommentare des gegnerischen Teams waren nicht gerade ein toller Start in den Tag, aber so richtig schlimm wurde es erst, als Celine mitsamt ihrem hirnlosen Gefolge auf ihn zumarschierte. Alles an ihr nervte ihn abgrundtief. Ihre Stimme, ihr künstlich verstärkter Akzent, ihre Freundinnen, ihre unbegründete Abneigung gegen Lily und vor allem ihre Selbstüberschätzung. Zugegeben, als Jägerin war sie im Moment unbezahlbar, nicht so gut wie Sirius natürlich, aber durch ihre Würfe hatte ihre Mannschaft wieder eine reelle Chance zu gewinnen. Im Zaubern war sie allerdings vergleichsweise schrecklich. Ihr Zauberstab bestand aus einer gefährlichen Mischung aus Veelahaar und Birke. Solche Kombinationen mussten mit Bedacht geführt werden, doch Celine hatte ein ziemlich aufbrausendes Temperament, welches sich sofort auf ihren Zauberstab übertrug. Schon öfters hatte er Geschichten über unschöne Verletzungen, aufgrund ihrer Unfähigkeit eine solche Macht und Wut zu kontrollieren, gehört.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sie sich wie selbstverständlich auf seinen Schoß fallen ließ. Den Reflex, Celine hinunterzustoßen, musste er gewaltsam unterdrücken. Während zwei tiefen Atemzügen erinnerte er sich daran, dass er nur noch drei Tage nett zu ihr sein musste, dann konnten ihre Wege sich wieder trennen. Aber er brauchte sie wohl oder übel beim Spiel, also setzte er zum wiederholten Mal ein falsches Lächeln auf. Dieses gefror allerdings sofort, als er Lily erblickte. Selbst auf diese Entfernung konnte er ihren wütenden Gesichtsausdruck erkennen. Schon setzte sie sich in Bewegung und schien sich James als Ziel ausgesucht haben. Es blieb nur noch Zeit, „oh merde" zu denken, als Lily schon platznahm. Sie tat alles um ihre Wut zu überspielen, doch James sah die Abdrücke ihrer Fingernägel, die sich auf ihren Händen abzeichneten und die vor Wut geröteten Wangen. Zudem miet sie James' Blick während sie sich aus einem unerfindlichen Grund Spagetti auf den Teller häufte.
Nervös verfolgte er ihre Bewegungen und versuchte die Spannung in der Luft mit einer Frage zum Verschwinden zu bringen. „Ich dachte, du hasst Spagetti?"
Der Plan ging allerdings nach hinten los, genauso wie das gesamte Gespräch zwischen den beiden Mädchen. James startete einen weiteren, etwas subtileren Versuch, indem er sagte:" Hey Lils, ich habe gesehen, dass Alice dort oben sitzt, du könntest doch gehen und ihr Gesellschaft leisten." Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, da bereute er es schon bitter, denn Lilys verletzter Gesichtsausdruck schien ihm die Luft aus den Lungen zu pressen. Subtilität war wohl doch etwas anderes.Mit jeder Sekunde wuchs die Anspannung am Tisch, während die Gespräche um sie herum langsam erstarben. Noch ehe Celine ihren Zauberstab berührte, fing dieser schon an gefährlich zu knistern. Als sie ihre Finger, mit den viel zu langen Nägeln für eine Quidditschspielerin, darum schlossen, umzüngelten den Stab bereits kleine Flammen. Er musste Lily unbedingt aus der Gefahrenzone bringen, ehe sie von dieser Verrückten ernsthaft verletzt werden konnte. Es würde ihr wehtun, aber im Moment war dies eben ein Preis, der bezahlt werden musste. Er machte sich für den Schmerz in ihren Augen bereit, ehe er das sagte, was sie hoffentlich zum Verlassen bewegen würde. „Geh einfach, ok." Kurz aber schmerzhaft. Vergeblich versuchte er Lily mit einem Blick verstehen zu geben, dass er es nicht ernst meinte, doch sie schien blind vor Wut zu sein. Aber immerhin stand sie endlich auf, wie erwartet.
Womit James allerdings nicht gerechnet hatte, war der Teller Spagetti, welchen Lily kurzerhand als Abschiedsgeschenk über ihn auskippte.
Bei Celines Anblick wäre er beinahe in lautes Lachen ausgebrochen, hielt sich jedoch gerade noch zurück. Stattdessen pflückte er eine verirrte Nudel von seinem Ohr und aß diese genüsslich auf, Kohlenhydrate hin oder her. Ein kleines, anerkennendes Lächeln konnte er sich dennoch nicht verkneifen. Lily Evans hatte ihm wie so oft den Tag versüßt und nach dem Spiel würde er ihr hoffentlich alles erklären können. Sie würde zwar noch wütend sein, aber zumindest würde sie wie immer trotzdem ein wenig lächeln müssen und alles würde wieder gut werden. An diesen Hoffnungsschimmer klammerte James sich, während er Lily zusah, welche unter Hunderten neugierigen Augenpaaren mit großen Schritten die Halle verließ.
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Jily/Scorose Oneshots
FanficJily- James Potter und Lily Evans- das wohl schönste Liebespaar das Hogwarts je gesehen hat Scorose- Scorpius Malfoy und Rose Weasley- Konkurrenz für DAS Traumpaar der Rumtreiberzeit. Werden sie es schaffen und zusammen glücklich werden? Oneshots vo...