Jily Oneshot#19: Freunde

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Lily verließ, flankiert von Marlene und Alice die Große Halle nach dem Frühstück. Die drei machten sich auf den Weg zu Slughorns Unterricht. Während ihre Freundinnen darüber stritten ob Zentauren menschliche Organe, oder die eines Pferdes hatten, wandte sie sich um als sie hastige Schritte hinter sich hörte. Sirius und James sprinteten auf sie zu, die Krawatten wie immer ungebunden und die Haare ungezähmt.
„Wer hat denn wieder mal verschlafen?", grinste Lily schadenfroh.
„Nicht unsere Schuld wenn Moony wegen seines kleinen pelzigen Problems im Krankenflügel liegt und uns nicht aufwecken kann.", rechtfertigte sich James. „Zudem braucht Tatze immer ewig bis er den perfekten 'gerade-aus-dem-Bett-gefallen-Look' hinbekommt, der seiner Meinung nach unwiderstehlich ist."
„Darum musst du dich ja zum Glück nie kümmern oder?", entgegnete Lily. Ihre Bemerkung unterstrich sie, indem sie James durch die wirren Locken fuhr - wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Als sie bemerkte, dass er unter ihrer Berührung sofort zusammenzuckte, zog sie ihre Hand schnell zurück. James' Augen ruhten eine Sekunde zu lange auf ihre, ehe er sich losriss, da Sirius lautstark rief: „Wer zuerst unten angekommen ist darf als Erster einen Werwolfwitz machen wenn wir Moony besuchen!"
Sirius sprintete die Treppe hinunter, wobei er vier Stufen auf einmal übersprang. Als James ihm augenblicklich verfolgen wollte, nahm Lily die Herausforderung ebenfalls an, setzte sich auf das Treppengelände und rutschte die Treppe, die zu Slughorns Klassenzimmer führte, hinunter.
„Kluges Mädchen.", murmelte James und sprang ebenfalls hinauf.
Vor Vergnügen lachend sauste er an Sirius vorbei, so schnell, dass dessen erhobener Mittelfinger nur noch verschwommen zu sehen war. Allerdings verpasste er dadurch das Ende des Geländes und wäre geradeaus in eine steinerne Büste von Merlin hineingebrettert, hätte Lily ihn nicht reflexartig am Umhang gepackt und hinuntergezogen. So landete er mit dem Gesicht voran inmitten der wartenden Schüler und hatte zudem nicht gewonnen. Kein besonders anmutiger Auftritt.
„Das hast du davon, wenn du versuchst meine Ideen zu klauen,", sagte Lily triumphierend. Trotzdem zuckten ihre Lippen belustigt und sie streckte die Hand aus um ihm hochzuholen.
„Wie ich sehe versuchst du wieder einmal mit aller Kraft Idiot des Jahres zu werden.", spottete Bellatrix.
„Hast du etwa Angst den Titel abgeben zu müssen?", fragte James unschuldig. Lily versuchte vergebens ihr Lachen durch ein vorgetäuschtes Husten zu kaschieren. Bellatrix' schwarze Augen blickten verächtlich auf sie hinab.
„Wenn du mich fragst,", mischte sich Sirius ein, „könnte man den Orden ruhig mal uns verleihen. Immerhin hat Bella schon die für die schrecklichste Familie, schlechtesten Beleidigungen und dümmsten Mitläufern."
„Nicht zu vergessen die minimalistische Gehirnfunktionen und das eingeschränkteste Weltbild.", murmelte Lily.
Sofort wurde es im Gang totenstill. Am liebsten würde sie es zurücknehmen. Nicht weil es ihr leidtat oder sie es nicht verdient hätte, sondern weil jede negative Bemerkung gegenüber von Reinblütern sie und ihre Familie auf der Abschussliste weiter nach oben wandern ließ. Wie erwartet zuckte Bellatrix' Hand augenblicklich zu ihrem Zauberstab. Ehe sie diesen jedoch zu fassen bekam, schoss James' Hand mit dem Reflex eines hervorragenden Suchers vor und schloss sich eisern um ihr Handgelenk. An ihrer steinernen Miene war es unmöglich abzulesen ob er ihr wehtat.
„Das würde ich dir nicht raten.", zischte James so leise wie möglich. Bellatrix starrte ihn mit unverhohlenem Hass aus ihren großen furchteinflößenden Augen unverwandt an, doch er senkte den Blick nicht.
Sirius beobachtete die beiden angespannt. Lily fragte sich ob er nichts unternahm, weil er wollte dass sie weiter gekränkt wurde oder ob er wusste, dass es zwecklos war James zu beruhigen. Da auch niemand sonst sich bewegte, tippte Lily eher auf Letzteres. Er wurde wirklich nicht oft ernsthaft wütend, doch wenn es einmal so weit war, wollte man nicht ins seiner Nähe sein.
Mit ihrer freien Hand löste sie sanft seine Finger um Bellatrix' Handgelenk und unterbrach die angespannte Stille mit leiser Stimme: „Komm. Das ist es nicht wert." Für einen flüchtigen Moment drückte Lily seine Hand. Es war genug um seinen Puls wieder beständig schlagen zu lassen. Erschrocken über sich selbst blickte er auf die roten Striemen welche er auf Bellatrix' blasser Haut hinterlassen hatte.
Lily bemerkte die verwunderten Blicke der anderen, kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern setzte sich einfach stumm neben ihn. Er wollte nicht reden und sie brauchte Zeit um nachzudenken.

Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt