Scorose Oneshot#26: Alpträume und Panther

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Rose konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal solche Angst gehabt hatte. Es war unter anderem die Tatsache, dass leises, beinahe nicht hörbares rascheln in den Büschen zu hören war. Entfernt heute ein einsamer Wolf. Und dann, mit ihrem erschrockenen Schrei, und einem grellen, weiß leuchtenden Zauber der knapp an ihrem Kopf vorbeischoss, begann der Albtraum wahr zu werden.

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Der Abend hatte schon schlecht angefangen. Wo der Tag zuvor eigentlich perfekt gewesen war, da ihr erstes Date mit Scorpius nicht die Definition des erwarteten Desasters gewesen war, hatten sie heute eine Zaubereigeschiche Prüfung gehabt. Rose war müde und unkonzentriert gewesen. Müde, weil sie gestern mit Madison noch stundenlang bis in die Nacht hinein ihr Date analysiert hatten, unkonzentriert, weil sie sich ständig zu Scorpius, der schräg neben ihr saß umdrehte und hin und wieder seinem Blick begegnete, der sie natürlich noch mehr aus der bahn warf.
Das alles endete damit, dass sie ihren bis jetzt vermutlich schlechtesten Test in ihrem ganzen Leben geschrieben hatte, und dann am Nachmittag, nach einer verpatzen Hausübung, die sie abgebrochen hatte, vor dem Kamin saß und sich den Kopf darüber zerbrach, wie ein Tag so schrecklich sein konnte.

Natürlich war auch Scorpius nicht da gewesen, auch wenn sie es bestimmt nicht gewagt hätte sich zu ihm zu setzten und in seinen Armen Zuflucht zu suchen. Was war denn schon ein Date…vielleicht hatte er es nicht so toll gefunden, wie sie. Vielleicht hatte er nicht mehr Interesse an ihr. Vielleicht hatte er andere Dinge zu tun, als mit ihr nachmittags am Sofa zu sitzen, und über Gott und die Welt zu reden. Oder über sich und ihn. Zwar wurden alle diese Argumente von seinem verhalten mehr als außer Kraft gesetzt, immerhin hatte er sich heute beim Frühstück neben sie gesetzt und so ziemlich jede freie Minute mit ihr verbracht. Trotzdem. Und nicht einmal Madison hatte Zeit, um sie in weitere Zweifel hineinzuziehen. So wie gestern Abend. Das war Madisons Lieblingsbeschäftigung. Rose mit ihrer neusten Obsession mit Scorpius aufzuziehen.

Nach ein paar Minuten, die sie zwei zankende Drittklässler beobachtet hatte, schob sie die Decke von ihren Schultern und verschwand im Turm. Wenigstens zeigte ein Fenster in ihrem Schlafsaal zum Quiddtichfeld. Da konnte sie ihn wenigstens mit dem Fernglas beobachten. Mindestens fünf Minuten stand sie am Fenster und suchte die Ländereien nach einem Zeichen von Besen ab. Keine Chance. Niemand war zu sehen. Vielleicht waren sie noch in den Umkleiden und besprachen ihre Taktik. Oder Scorpius hatte wirklich einfach nur eine Ausrede gesucht, um nicht mehr Zeit mit ihr verbringen zu müssen.

Sie wusste, dass sie total bescheuert war, wieso sollte er nach einem ganzen Vormittag, den er immer mehr oder weniger unauffällig ihre Nähe gesucht hatte plötzlich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen? Was hätte er für einen Grund? Also saß sie da und dachte nach, während ihr Fernglas immer noch auf die Ländereien gerichtet war. In Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, dass die Türe der Umkleiden aufging und die Quiddtichmannschaft Richtung Schloss verschwand. Und als sie dann wieder durch das Fernglas sah, schrie sie laut auf und ließ es fallen. Ein riesiges, gelbes Auge hatte sie angestarrt.

Aus fünf Schritten Entfernung, war alles gar nicht mehr ganz so schlimm. Eine graubraune, kleine Eule hockte auf ihrem Fensterbrett und sah sie mindestens genauso erschrocken an, wie Rose sie. Ein kleines Blatt Pergament klemmte in ihrem Schnabel.

Ganz genau so, wie Scorpius in seinem Brief gebeten hatte, stand Rose um viertel nach neun versteckt im Schatten der hohen Bäume am Rande des Verbotenen Waldes. Eigentlich hatte Scorpius ja geschrieben sie sollte um halb zehn dort sein, da er ihr etwas zeigen musste, aber ein wenig früher da zu sein schadete bestimmt nicht. Vor allem, da er sie dann vermutlich wahnsinnig erschrecken würde, sollte sie später als er kommen. Sicher nicht absichtlich, aber einmal hatte er sich Albus Tarnumhang ausgeliehen, und erst abgenommen, als sie beinahe direkt vor ihm stand. Das war zu Halloween letztes Jahr gewesen. Und jetzt stand sie hier, die Hände in den Jackentaschen ihrer Weste vergraben, und wartete. Da Scorpius, wie sie ihn kannte, aber nicht eine Viertelstunde früher, sondern eher später kommen würde, war also ihr frühes erscheinen unnütz.

Das war der Moment, indem das Licht von Hagrids Hütte ausging, sie vollkommen im Dunkeln stand, und ihre rasenden Gedanken zum ersten Mal von dem Rascheln im Unterholz übertönt wurde.

Dass diese Geräusche ihr jedoch keineswegs wohlgesinnt waren, und auch keine Tiere, die sich im Dunkeln herauswagten, fand Rose heraus, als sie leise Lumos wisperte. Anstatt nämlich vor dem Licht zurückzuweichen, wurden die Geräusche lauter und sie bildete sich ein, ein leises Lachen zu hören. Ein menschliches Lachen. Die Berichte über einige abtrünnige Gruppierungen der letzten Wochen fielen ihr wieder ein.

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Der weiße Blitz schoss haarscharf an ihr vorbei. Schnell ließ Rose das Licht ihres Zauberstabes verschwinden, und rannte ein Stück zur Seite. Aber schon wieder erhellte ein Blitz die Nacht. Und Rose konnte ihre Angreifer nicht sehen. Im Mondlicht leuchteten ihre Haare jedoch wie ein Warnfeuer. Rot, als würde ein Pfeil genau zu ihr zeigen, rot, als wollte sie ihnen verraten wo sie stand. Und dann erschienen die Zauberer ebenfalls im Licht. Es waren fünf. Fünf Zauberer, jeweils mit dem Zauberstab auf sie gerichtet, bereit mit ihr zu machen, was auch immer sie vorhatten.

War das alles eine Falle gewesen? Welche Gründe hatte Scorpius denn schon sich hier, in der Sperrzeit, mit ihr treffen zu wollen? Und da sie ihn so dringend sehen wollte, hatte sie nicht einmal länger nachgedacht. Innerlich verfluchte sie sich dafür. So lange, bis sie sich wirklich auf etwas anderes konzentrieren musste. „Protego!“, rief sie, und vor ihr tauchte der Schutzschild auf, der den Zauber abblockte. Aber sie konnte doch nicht…sie alleine gegen fünf ausgewachsene Zauberer…!

Der schlanke Panther schoss aus dem Ende ihres Zauberstabes, noch bevor sie länger nachdenken konnte. Sie wusste nicht mehr, an wen sie gedacht hatte, sie wusste nur, dass der Patronus mit Höchstgeschwindigkeit davonrannte und ein anderer Zauber direkt auf sie zuraste.

Hier abblocken, dort schocken. Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen wie viele der Zauberer es noch waren. Es war ständig irgendjemand da, der einen Zauber auf sie abfeuern konnte. Ständig ein Zauber, dem sie nur mit Mühe ausweichen konnte. Und es wurden einfach nicht weniger. Sie hatte nicht einmal Zeit darüber nachzudenken, mit welchen Zaubern sie die Angreifer am schlimmsten erwischen würde. Sie zauberte einfach, was auch immer ihr gerade einfiel. Auch wenn das einmal einen schwall Seifenwasser beinhaltete, der aus der Spitze ihres Zauberstabes schoss.

Sie wartete auf Hilfe. Sie konnte nicht disapparieren. Sie konnte die Zauberer nicht alleine besiegen. Sie konnte nicht mehr vom Boden aufstehen, wo sie gerade hingefallen war. Sie konnte nicht mehr.

Und gerade, als sie dachte, sie würde aufgeben müssen, sie würde nicht mehr weiterkämpfen können, gerade in dem Moment, schossen über ihren Kopf ein Zauber hinweg, und brachte die Abtrünnigen aus dem Konzept.

Vor ihr tauchte ein Schutzzauber auf, neu und stark. Und eine Hand streckte sich ihr entgegen. „Komm schon Rose! Nicht aufgeben…! Wer ist die beste in Verteidigung gegen die Dunklen Künste..?“,

Sein Lächeln, die Gewissheit, dass er doch noch gekommen war, dass sie das hier nicht alleine durchstehen musste, die Sicherheit, die ihr seine Hand in ihrer für einen Moment verlieh, all das verlieh ihr die Kraft, die sie brauchte, um aufzustehen und wieder weiterzumachen. Für ihn. Für Scorpius.

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Heyyy (:"
Sorry, das Wlan hier ließ mich nicht in diesen Account hier, alsooo kommt das Kapitel erst heute (:'
Nicht mein bester, ich hatte eigentlich was ganz anderes vor, aber egal (:'
Schönen Montag xD
Lily

Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt