Scorose Oneshot#17: Wandlungen

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Irgendwie wusste Rose schon, dass etwas passieren würde, noch bevor es irgendwelche wirklichen Anzeichen dafür gab. Die letzten Wochen waren sehr stressig für sie alle gewesen: Die Lehrer schoben ihnen eine Prüfung nach der anderen in den Stundenplan, um den Posten des Zaubereiministers wurde nach Kingsleys Tod heftig diskutiert und noch dazu ging es seit dem Tod eben dieses wichtigen Mannes die Zaubereigemeinschaft den Bach hinunter. Sowohl in Hogwarts als auch draußen wurden die Spannungen mehr als fühlbar. Oft betrat man einen Raum, sofort verstummte das Gespräch und die Spannung in der Luft war beinahe zu sehen. Leider ging es nicht nur der englischen Gesellschaft so. Irgendetwas lag in der Luft, und niemand konnte genau erklären was. Nur dass etwas geschah, das wusste jeder. Am besten fast sie. Rose Weasley, ehemals eine von den meisten Personen geschätzte Siebtklässlerin, die ihre Freunden beim Quidditch zusah, Nachhilfe gab, und an ruhigen Wochenenden mit ihrem Freund auf der Couch kuschelte. Rose Weasley, die Tochter der besten Freunde von Harry Potter. Rose Weasley, die seit neustem am meisten gehasste Schülern von ganz Gryffindor. Aber sie würde ihn nicht loslassen. Nicht Scorpius, mit dem sie erst seit einem Vierteljahr zusammen war. Und in diesem Vierteljahr hatte sich so viel geändert. Von johlen, wenn sie zusammen in dir Große Halle kamen, weil Scorpius es nun doch geschafft hatte sich sie unter den Nagel zu reißen, waren die Menschen, denen sie zusammen oder alleine begegnete nun zu misstrauischen Blicken gewechselt. Was natürlich nichts war, im Gegenteil, sie war noch gut dran. Zwar hatte Scorpius sie, Albus und Madison...aber der Rest der Schüler mied ihn, als leide er an einer ansteckenden Krankheit, oder, wenn sie ihn gezwungenermaßen ansahen mussten, bedachte ihn mit Blicken, die schlimmer als jedes „Avada Kedavra" waren. Sogar die Lehrer vermieden es in seine Richtung zu sehen. Es lag alleine an Direktor Longbottom, dass er noch in Hogwarts war. Und all das bloß, weil sein Nachname Malfoy war.

Sie hätte die ganze Welt bekriegen können, jedes Mal wenn sie ihn wiedersah, erinnerte sie sich nur noch genauer an alles, dass sie ihm angetan hatten. Sie hatten ausgemacht sich in der Freistunde im Raum der Wünsche zu treffen. Scorpius war zuerst dort gewesen. Es war ihr Glück, dass sie von dem Raum wussten, anders hätten sie keine Minute zusammen verbringen können, ohne von den Blicken der anderen erdolcht zu werden. Nur in diesem einen Raum, den auf ihren Wunsch hin niemand außer ihnen beiden betreten konnte, und der mit seinen großen Fenstern einen wunderschönen Weitblick besaß waren sie ungestört. Aber dieses Versteckspiel und die ständigen Anpöbelungen der anderen hinterließen ihre Spuren an Rose' Freund. Seine Schultern waren herabgesunken, die Wangen eingefallen, tiefe Augenringe lagen unter seinen blaugrauen Augen, die jeglichen Ausdruck verloren hatten, und er hatte sein Selbstvertrauen, mit dem er sie gefühlt tausend Mal um ein Date gebeten hatte, schon lange verloren. Er hatte nicht gehört, dass sie eingetreten war. Leise schloss sie die Türe hinter sich und trat vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu. Er saß in der Ecke, die am weitesten von der Türe entfernt war, den Kopf auf den Knien. Er sah noch immer nicht auf, auch nicht als sie leise seinen Namen flüsterte. Etwas in Rose begann sich zu regen und ihr wurde von einer Sekunde auf die andere mulmig zu Mute. Normalerweise sah er spätestens dann, wenn sie seinen Namen rief, auf und schenkte ihr mit einem winzigen, millisekundenlangen Aufleuchten seiner Augen, die einst wie die Sonne nach einem stürmischen Sommertag geleuchtet hatten, ein kleines bisschen Hoffnung, dass alles wieder gut werden könne. Nicht so heute. Etwas war anders. Etwas stimmte mit ihm ganz und gar nicht.

Sie dachte zurück an den Moment, als sie die Türe geöffnet hatte. Sie war so darauf bedacht gewesen, dass sie die Türe leise schloss, damit niemand von ihrem Treffen hier wusste und sie danach abfangen und belästigen würde, als dass sie darauf geachtet hätte, ob er sich anders benahm. Sie hatte versucht ihm einen weiteren aussichtlosen Kampf, in dem er müde mit dem Zauberstab wedelte, um doch mit den merkwürdigsten Auswüchsen im Krankenflügel zu landen, zu ersparen. Anscheinend trug er gerade einen anderen Kampf aus. Alles an ihm schien verkrampft, seine Schultern angespannt, als ob er sich davon abhalten müsse, irgendeine Regung zu zeigen. Seine blonden Haare waren noch verstrubbelter als je zuvor. Und neben ihm am Boden lag ein gefalteter Bogen Pergament. Achtlos ließ sie ihre Tasche fallen und kümmerte sich nicht darum, ob die Bücher herausfielen oder ob ihre Feder abgeknickt wurde. Sie wollte nur zu ihm, er brauchte sie, alles andere war unwichtig. Als sie neben ihm auf die Knie sank zog sich ihr Herz zusammen. Irgendetwas war passiert. Und es hatte Scorpius den letzten Rest an Kraft geraubt, ihn zusammenklappen lassen, wie ein Klappstuhl unter zu großer Belastung.

Jily/Scorose OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt