Jily/Scorose Oneshots

Ending - Special: Die Bucketlist

Jilys POV:

Die meisten anderen aus ihrem Jahrgang verbrachten ihre letzte Nacht in Hogwarts damit eine legendäre Party zu feiern, oder all die verbotenen Dinge zu tun, für welche man sie nicht mehr strafen konnte. So campierte eine Gruppe am See, erkundete den Verbotenen Wald oder sauste auf Rollschuhen durch die Gänge. Doch Lily hatte beschlossen auf all diese Aktivitäten zu verzichten. Sie war hier oft genug bei Feiern oder Regelverstoßen dabei gewesen um einige Geschichten erzählen zu können, es wäre schwer gewesen etwas Neues zu finden. Deshalb hatten sie und James beschlossen die letzte Nacht zusammen an ihrem Lieblingsplatz zu verbringen, nämlich auf dem ausladenden Sofa vor der gläsernen Wand in ihrem Schülersprecherzimmer. Von hier aus hatte man einen magischen Ausblick auf die leuchtenden Sterne, den funkelnden See und die dunklen Bäume des Waldes. Hier waren sie immer am glücklichsten gewesen, unter einer Decke aneinandergeschmiegt, mit heißer Schokolade und frischen Keksen.

James fuhr ihr durch die Locken während er beobachtete wie sie leicht lächelte als unten am Seeufer Marlene jemanden in das Wasser warf, welcher eine verdächtige Ähnlichkeit mit Sirius hatte. Vom Gryffindorturm hallte gedämpft Musik zu ihren Räumen, sodass die Stille mit John Lennons Stimme gefüllt wurde. Es war perfekt, einer dieser Momente bei welchen man nicht reden musste, doch ihm brannte eine Idee auf der Zunge.
"Lily.... was werden wir eigentlich nach Hogwarts machen?"
Leicht verwirrt wandte sie sich zu ihm um. "Darüber haben wir doch schon gesprochen. Dem Orden beitreten, Todesser bekäm-"
"Ja schon, aber das sollte nicht unsere einzigen Ziele sein, dann werden wir eines Tages noch verrückt. Außerdem wird der Krieg eines Tages vorüber sein. Was wollen wir dann tun? Und ich meine keine großen Dinge, Karriere oder kleine Miniaturausgaben von uns, sondern einfach kleine Abenteuer auf die wir uns freuen können."
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Darüber habe ich tatsächlich noch nie nachgedacht, ich habe mich einfach immer auf den Orden und dich konzentriert."
"Dann lass uns aufhören so planlos morgen hier abzufahren...wir könnten eine Liste schreiben, von Dingen die wir tun wollen, bevor wir in achtzig Jahren unseren letzten Atemzug erreichen."

"Achtzig Jahre? Bei deiner Ernährungsweise ein wenig sehr optimistisch, findest du nicht?", grinste Lily. "Aber die Idee ist wirklich toll, das sollten wir machen."
Sie schwang ihren Zauberstab, bis Feder, Tinte und Pergament verstreut zwischen ihnen lagen. Wie schon oft sah James ihr dabei zu wie ihre Miene sich zu einem konzentrierten Ausdruck verzog uns sie mit achtsamer Präzision schwungvoll eine Überschrift schrieb. "James' und Lilys Bucketlist.", las er halblaut vor. "Was genau ist eine Bucketlist?"
"Genau das, was du gesagt hast. Nur haben die Muggel einen eigenen Ausdruck dafür, der ein bisschen kürzer ist als deiner. Also, los geht's...wir wechseln uns ab. Was ist deine Nummer eins?"
Ohne lange überlegen zu müssen, schoss James heraus. "Picknick auf dem Big Ben."
"Notiert. Ich möchte den Eiffelturm in Frankreich sehen."
"Bungee-Jumping.", fügte James hinzu.
"Mit Delfinen schwimmen.", schrieb Lily danach auf.
"Dumbledores Bart flechten."
"Auf ein Beatleskonzert gehen."

So ging es immer weiter, bis der Mond vom Himmel leuchtete, das Pergament vollgeschrieben war und 101 Punkte auf ihrer Liste standen.
Zufrieden las Lily sich alles noch einmal durch und verspürte bereits jetzt eine Vorfreude auf jeden einzelnen davon.
"Wo wollen wir die Liste eigentlich sicher aufbewahren? Bei uns zu Hause wird es dank Experimenten und Duellierübungen immer drunter und drüber gehen.
"Dann lass uns die Liste hier verstecken. Jedes Jahr beim Klassentreffen schleichen wir uns hierher und haken alle Dinge ab, die wir indem vorherigen Jahr gemacht haben."
"Gute Idee.", meinte James und schnappte sich die Liste sofort. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, belegte das Papier zur Sicherheit mit einem feuerresistenten Zauber und versteckte es hinter einem losen Stein am Kaminsims. Dort hatte er auch immer Lilys Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke aufbewahrt, auch wenn dabei oft ein Verkleinerungszauber nötig gewesen war.
Zufrieden küsste er Lily auf die Wange und mit dem Blick zum Kamin sagte er: "Ich freue mich auf unser Leben."
"Ich mich auch.", erwiderte Lily sanft lächelnd.

Scorose' POV:

Es war ihr letzter Tag in Hogwarts, für immer, vermutlich. Die Prüfungen lagen hinter ihnen und morgen würden sie in einen neuen Abschnitt ihres Lebens starten. Die Party der Abschlussschüler in der Großen Halle war genauso ausgelassen wie sich Rose in dem Moment fühlte. Sie hatte ihr Zeugnis, und somit ihren Abschluss in der Tasche, ihre Freunde waren bei ihr, und am Wichtigsten, Scorpius war auch bei ihr. 
Sie hatten schon geplant, was sie nach Hogwarts machen würden. Es hatte gedauert, bis sie sich sicher waren, aber schließlich hatten sie es doch noch so beschlossen. 
Morgen, wenn ihr Zug in Kings Cross ankäme, dann würden sie erst einmal nichts tun. 
Und am ersten September.....da würden sie wieder nach London fahren. Und in einen Flieger steigen. 
So sollte ihre Reise um die Welt beginnen.

Scorpius zog Rose sanft an der Hand etwas aus dem Gewirr von Händen und Füßen, das sich auf der Tanzfläche gebildet hatte. Es war laut, überall waren lachende Gesichter, aber man hatte nirgends seine Ruhe. 
Also liefen die beiden aus der Großen Halle, ließen die anderen hinter sich, um den Abend, der so wunderschön begonnen hatte, noch schöner ausklingen zu lassen.

Im Raum der Vertrauensschüler, den Rose und Scorpius etwas umdekoriert hatten, ließen sie sich schließlich erschöpft aber glücklich auf das Sofa vor der gläsernen Wand fallen. Wie oft hatten sie hier gesessen, ob in guten, oder in schlechten Zeiten.
"Irgendwie irreal, dass das alles morgen wirklich vorbei ist, oder?", fragte Rose leise in die angenehme Stille hinein, während sie auf den See sah, der zu ihren Füßen dunkel funkelte. 

Scorpius nickte leicht. Und dann zog er sie mit einem leichten Lächeln hoch. Plötzlich war der Raum mit Musik erfüllt, Rose Lieblingslied und er zog sie auf die Füße. 
"Dürfte ich Sie um den letzten Tanz bitten, Miss?", fragte er leise und sah sie an.
Wenig später hatte Rose ganz vergessen, dass sie Morgen nachhause fahren würde, zu sehr hatte sie sich verloren in Scorpius Armen, der mit ihr durch den Raum tanzte, als gäbe es kein Morgen. Es war wunderschön. 

So lange, bis sie bei der berühmt berüchtigten Hebefigur am Schluss beinahe das Gleichgewicht verlor, und sich am Kaminsims abstützen musste. Wo einzig noch das Foto von ihnen beiden stand, dass sie vor etwa einem halben Jahr aufgenommen hatten. 
Mit einem Splittern landete es am Boden.
"Ups.....", murmelte Scorpius schuldbewusst, und schwang kurz seinen Zauberstab. An ihn gelehnt beobachtete Rose, wie sich die Splitter vom Boden und vom Kaminsims hoben und sich in der Luft in einem funkelnden Bogen wieder zu einem vollständigen Bild vereinten.
Zu einem Bild, bei dem Rose Gesicht von einem Zettel abgedeckt war. 
Im Kaminsims war ein Loch, und am Boden lag der fehlende Stein.

Die Geräusche der Party, die durch Hogwarts schallten waren bereits leiser geworden, als Rose und Scorpius von dem Zettel, den sie vor sich am Sofa ausgebreitet hatten, aufsahen. 
"James' und Lily's Bucketlist. 30. Juni 1977. 101 Punkte....", fasste Scorpius leise zusammen.
Rose lächelte leicht. Das konnte kein Zufall sein. Ihr Onkel Harry hatte ihr immer erzählt, dass seine Eltern beide Vertrauensschüler gewesen waren, und dass das ein gutes Zeichen für sie und Scorpius war. Seine Eltern waren mit 21 gestorben, 1981. Was hieß, dass sie am 30. Juni 1977, an ihrem allerletzten Tag in Hogwarts genau diese Bucketlist erstellt hatten, die sie, Jahre später, am 30. Juni 2024, gefunden hatten.

"Sie haben Dumbledore's Bart geflochten...", las Scorpius mit einem Lachen vor. 
"Und sie waren auf einem Beatleskonzert.", ergänzte Rose, deren Lächeln etwas wehmütig wurde. "Aber so viel sie davon abgehakt haben....den 101. Punkt konnten sie nicht abhaken."

"Diese Bucketlist fertig haben", las Rose leise vor und Scorpius gab ihr mit einem aufmunternden Lächeln einen Kuss.
"Du weißt, was wir in unserem Frei-Jahr und auch später machen werden?", wisperte er leise in ihr Ohr. Er drückte Rose sanft an seine Brust. "Wir haben eine Liste zu vervollständigen."