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Die Augen geschlossen, alle Glieder von sich gestreckt, trieb sie auf dem Rücken im See. Sie war völlig entspannt und genoss es, wie die Sonne durch die Blätter auf ihr Gesicht fiel.

"Hallo!"

Sie zappelte erschrocken, ging kurz unter und bekam Wasser in die Nase. Prustend tauchte sie wieder auf.

"Cyr! Musst du mich so erschrecken?"

"Entschuldige, Süße.", sagte er grinsend. Er schien es witzig zu finden, wie Taya schon fast Schmerzen hatte, das Wasser aus ihrer Nase zu kriegen.

"Nenn mich nicht so. Nicht, solange ich noch frei bin.", knurrte sie. Sie konnte es nicht ertragen, wenn sich jemand über sie lustig machte, wenn sie Schmerzen hatte. Schon gar nicht Cyr. Dieser schlenderte näher ans Wasser, die Hände in die Hüften gestemmt. Sein Gesichtsausdruck war komisch, sie konnte ihn nicht deuten.

Cyr war in ihrem Alter und wenn sie ehrlich sein musste, auch gutaussehend. Sein muskulöser Oberkörper wurde durch nichts verdeckt, seine Brust zierte eine abstrakte Tätowierung, die eine Geschichte erzählen sollte. Und Cyr erzählte sie immer gerne und stolz. Sonst wurde er von nichts verdeckt, außer sein Intimbereich von einem Bananenblatt. Taya musste immer grinsen, wenn sie daran dachte, dass sie diese Blätter auch zum Einpacken von Essen verwendeten. Sie waren eben vielseitig einsetzbar. Cyr war zwar nett. Aber manchmal einfach ein bisschen zu aufdringlich. Sie sah ihn höchstens als Freund. Er sie als seine zukünftige Ehefrau.

Cyr war zusammen mit Taya und Naira aufgewachsen, sie waren alle im gleichen Jahr geboren. Leider war Cyr schon immer sehr nervig und aufdringlich gewesen; wollte immer der Beste sein. Cyr und Taya waren sich schon seit ihrer Geburt versprochen. Taya hatte es mit zwölf Jahren erfahren und danach zwei Wochen nicht mehr mit ihren Eltern geredet. Und auch zu Cyr hatte sie seitdem noch mehr Abstand genommen.

Sie konnte es nicht ändern, sie hatte da selbst nichts mitzureden. Cyr hatte nie ein Problem damit gehabt, er war ja auch der Mann. Nur je älter sie wurden, umso näher kam die arrangierte Hochzeit. Taya bekam immer mehr Hemmungen vor ihm, wenn sie daran dachte, dass erwartet wurde, dass die beiden Kinder in die Welt setzten. Cyr hingegen schien das nicht zu kümmern. Er versuchte immer wieder, Taya zu beeindrucken und ihr näher zu kommen. Als würde das irgendetwas an ihrer Meinung ändern.

Tayanara kam aus dem Wasser und zog sich ihren Rock über. Bei jedem Schritt spürte sie Cyrs Blick auf ihrem Körper. Sie fühlte sich unwohl, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen.

"Was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht jagen?", fragte sie, als sie ihre Locken auswrang.

"Eigentlich sollte ich das, aber ich habe dich vorhin in den Wald gehen sehen und wollte sicher sein, dass dir nichts passiert." Taya nickte, verdrehte aber für ihn nicht sichtbar die Augen. Seit ein paar Wochen hatte er auch noch begonnen, sich wie ihr Beschützer aufzuspielen. Sie hatte ihm schon mehrfach gesagt, dass das nicht nötig war, aber auch das schien Cyr nicht zu kümmern.

"Wie lange bist du denn schon hier?", fragte sie stattdessen.

"Ich... ähm... ich... gar nicht lang.", stammelte Cyr und wurde rot.

"Ja genau.", Taya lachte abwertend. Mit dem Rücken zu Cyr setzte sie sich auf einen der flachen Steine. Er setzte sich ungefragt neben sie. Den Köcher mit den Pfeilen und den Bogen nahm er ab und legte sie neben sich. Unauffällig warf Tayanara einen sehnsüchtigen Blick darauf.

"Und warum bist du hier?", fragte Cyr. "Alle anderen arbeiten schon."

"Keine Lust."

"Du weißt, dass das kein Argument ist." Er ließ aber auch wirklich nicht locker. Warum konnte er es nicht gut sein lassen? Es ging ihn schließlich nichts an, was sie hier machte. Sie wollte alleine sein. Er sollte auf die Jagd gehen und nicht hier sitzen und sie mit seinen Fragen nerven.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt