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"Naira, ich traue mich nicht."

"Ach was. Jetzt sind wir hier, jetzt wird kein Rückzieher mehr gemacht." Naira schob ihre Freundin Tayanara zielstrebig weiter. Es war dunkel und die Mädchen waren auf dem Weg zum großen Platz. Taya blieb auf dem Weg immer wieder stehen und hatte mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Naira war schon sichtlich genervt, denn beide wussten, dass Taya die Versöhnung mit Felipe mehr wollte als alles andere. Normalerweise war sie jedoch nicht so zögerlich, sondern nahm die Herausforderung an.

"Und was, wenn er mich nicht will?" Diese Frage hatte Taya schon mindestens dreizehnmal gestellt. Das sagte Naira ihr auch.

"Du siehst wunderschön aus. Er kann nicht nein sagen.", bestärkte Naira ihre Freundin.

Taya sah wirklich schön aus. Naira hatte sie wirklich herausgeputzt. Ihr Haar war gekämmt und fiel ihr in großen Locken über die Schultern und umrahmte ihr Gesicht. Auf der rechten Seite hatte Naira eine Strähne geflochten, an deren Ende kleine bunte Federn angebracht waren.

Sie trug einen Lederschurz, nicht den alten, den sie beim Jagen getragen hatte, sondern einen neuen, glänzenden, den Naira weiß Christo wo, aufgetrieben hatte. Zusätzlich dazu hatte sie auch noch ein besticktes Brusttuch mitgebracht. Alles passte wunderbar zusammen. Taya hatte sich gewaschen und mit ein wenig Schminke hatten sie ihr Gesicht, vor allem die Augen, hervorgehoben. Naira hatte vor Freude gequietscht, als sie ihr Ergebnis gesehen hatte. Das Tolle war, dass Taya großartig aussah, es aber nicht zu gewollt wirkte. Sie konnte sich wirklich sehen lassen. Felipe würde hingerissen sein.

"Ich weiß nicht. Ich fühle mich nicht wohl dabei.", sagte Taya nachdenklich. In Wirklichkeit fühlte sie sich einfach noch nicht bereit, ihm gegenüber zu treten. Wenn sie an die Worte dachte, die sie ihm unterstellt hatte, überkam sie eine Welle des schlechten Gewissens. Sie hatte es einfach versaut. Sie würde Felipe an seiner Stelle vermutlich nicht verzeihen. Nie wieder würde sie wahrscheinlich solche Gefühle verspüren, wie bei ihm. Das Herzklopfen, das Kribbeln im Bauch und im ganzen Körper, als wären ihr die Gliedmaßen eingeschlafen, und vor allem, das Gefühl von seinen Lippen auf ihren. Sie waren so weich gewesen und hatten so gut zu ihren gepasst. Bei den Gedanken wurde ihr heiß.

"Ich weiß nicht, was du gerade denkst, aber denk weiter daran. Und wenn du das, an was du jetzt denkst, nicht verlieren willst, solltest du jetzt deinen hübschen Hintern zu seinem Container rüber schwingen und ihn zurückerobern", holte Naira sie aus ihren Gedanken. Konnte man in ihrem Gesicht so klar lesen, was sie dachte?

Naira hatte Recht. Sie konnte jetzt nicht kneifen. Auch wenn er sie nicht wieder wollte. Aber dann konnte sie wenigstens sagen, sie hatte es versucht. Taya kniff die Augen zusammen und atmete tief durch.

"Also gut, ziehen wir es durch.", sagte sie ganz leise. Naira schien es trotzdem gehört zu haben. Sie grinste.

"Was hast du gerade gesagt?" Nun war die alte Taya wieder da. Die Taya, die nicht aufgab und sich von ihrer Angst zurückhalten ließ.

"Ziehen wir es durch.", wiederholte Tayanara.

"So gefällt mir das." Naira folgte Taya, die entschlossen auf den Platz zu lief. Plötzlich blieb sie am Rand aber stehen.

"Was ist?", fragte Naira und stellte sich neben Taya. Sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Wenn man von der riesigen kahlen Lichtung und den Baggern absah.

"Es ist... wo sind denn...?"

"Taya? Was ist denn?"

"Die Lichtung ist noch größer geworden. Jetzt fangen sie an, in diese Richtung abzuholzen. Beim Christo." Taya wusste gar nicht, was sie sagen sollte.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt