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Leise drückte Tayanara sich an die Containerwand und schlich daran entlang. Sie versuchte, keinerlei Geräusche zu machen. Wer auch immer da in Felipes Container war, es war besser, wenn er sie nicht bemerkte.

Taya hatte allerdings keine Ahnung, wo sie anfangen sollte zu suchen. Hier standen unzählige Container, es arbeiteten auch viele Männer hier. Aber sie hatte keine Wahl. Sie musste die Container nacheinander absuchen. Sie begann mit denen, die ganz hinten in der Nähe des Waldes standen, da die Container neben Felipes sicher von anderen Männern bewohnt waren.

Seinen Namen traute sie sich nicht zu rufen, sie wollte nicht, dass jemand auf sie aufmerksam wurde. Viele der Container weiter hinten hatten keine Fenster. Diese konnten also nicht zum Wohnen gedacht sein. Wohl eher zum Lagern von Dingen. Oder um unschuldige Leute darin einzusperren.

Was hatte Felipe nur getan, dass er eingesperrt worden war? Die Papiere, die er Taya einst gezeigt hatte, konnten doch kaum der Grund dafür gewesen sein. Oder doch?

Taya hielt inne und lauschte, ob jemand in der Nähe war. Doch bis auf die Geräusche des Regenwalds im Hintergrund, hörte sie nichts Auffälliges. Sie huschte geduckt zum nächsten Container, als sie plötzlich ein leises Pochen hörte. Es war ein ihr unbekanntes Geräusch. Aber es schien aus der Nähe zu kommen.

Vorsichtig versuchte sie, das Geräusch zu orten. Ihre Schritte führten sie immer mehr zum Rande des Regenwaldes. Nun konnte sie es deutlicher hören. Es klang metallisch. Fast so, wie es geklungen hatte, als sie das erste Mal einen Pfeil auf die gelben Bagger geschossen hatte. Es klang, als würde jemand gegen die Wand eines Containers hämmern.

Taya drückte sich um eine Ecke. Da hörte sie deutlich eine Stimme. Sie klang wütend und verzweifelt und sehr vertraut.

"Heeey! Hört mich jemand?! Lasst mich raus!"

Sofort vergaß Taya jegliche Vorsicht und rannte auf die Tür des Containers zu. Sie war von außen mit einem großen Riegel verschlossen. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um den Riegel zu bewegen. Im Inneren des Containers war es still geworden.

Mit Schwung zerrte Taya nochmal an dem Riegel und riss dann die Tür auf. Sie quietschte viel zu laut, aber das war egal. Tayas Blick irrte durch die Dunkelheit im Inneren des Containers und versuchte, etwas zu erkennen.

"Taya?", hörte sie da plötzlich eine leise, ungläubige Stimme. Unwillkürlich erschien ein Lächeln in ihrem Gesicht, da brauchte es nicht mehr als den Klang seiner Stimme. Etwas weiter hinten im Raum konnte sie eine Bewegung ausmachen.

"Tayanara? Bist du es?", fragte die Stimme wieder. Sie klang heiser und müde. Taya schluckte. Ihr Herz klopfte wie verrückt.

"Felipe."

Sie hörte, wie Felipe sich aufrappelte und näher kam. Endlich konnte sie ihn wieder sehen. Doch sie erschrak. Vor ihr stand ein müder, erschöpfter Mann mit herunterhängenden Locken. Felipes Augen aber strahlten trotz seinem müden Aussehen freudig.

Taya wurde von ihren Gefühlen überrumpelt. Sie riss sich aus ihrer Starre und stürzte sich in seine Arme.

"Felipe!"

"Um Gottes Willen, du bist es wirklich, was machst du hier?", nuschelte er in ihre Haare. Aber Taya antwortete nicht, sie löste sich aus seiner Umarmung und drückte ihm die Lippen auf den Mund. Er war kurz überrascht, das spürte sie an seinem Zögern, dann aber nahm er seine Hände von ihrem Rücken und legte sie um ihr Gesicht. Dann zog er sie näher an sich heran und küsste sie fest zurück. Taya schloss die Augen und klammerte sich sehnsüchtig an ihn. Wie hatte sie das vermisst. In der Zeit, in der sie ihn nicht gesehen hatte, hatte sie sich eingeredet, keine Gefühle mehr zu haben, doch jetzt flammten alle wieder regelrecht in ihr auf. Als wären sie die ganze Zeit noch da gewesen und nur auf kleiner Flamme gelaufen.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt