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"Wenn du schon jagen gehst, könntest du auch mal was mitbringen." Tayanara zuckte zusammen. Sie hatte gerade die Hütte betreten und ihre Mutter völlig übersehen. Diese saß in der Ecke vor dem Herd und schnitt Beeren klein. Dann drehte sie sich zu ihrer Tochter um.

Taya wusste zuerst gar nicht, was sie erwidern sollte.

"Äh, ja. Ich... ich habe in letzter Zeit wohl nicht viel Glück."

"Wer es nicht kann, sollte es besser lassen." Taya klappte der Mund auf. Was für eine Frechheit!

"Lieber fertigst du dir ein eigenes Brusttuch an, damit du nicht meins nehmen musst.", fuhr ihre Mutter ungerührt fort.

Unfähig, etwas zu antworten, schaute Taya an sich herunter. Richtig, sie trug ja das Brusttuch ihrer Mutter, damit Felipe sich etwas wohler in ihrer Gegenwart fühlte. Wenn er nackt vor ihr stände, würde sie sich wahrscheinlich auch unsicher fühlen...

"Es tut mir leid, dass ich es genommen habe. Ich wollte es mal ausprobieren und hätte dich fragen sollen."

"Hmm..."

"Wenn das Essen noch nicht fertig ist, schaue ich noch schnell bei Anehi vorbei. Hoffentlich geht es ihr besser."

"Warum kümmert dich das so? Du hast ja sowieso kein Interesse an Cyr, warum also an seiner Mutter?"

"Mutter! Warum immer dieses Thema? Es geht doch hier nicht um Cyr, sondern nur um Anehi! Ich möchte ihr helfen."

"Mit was denn bitte? Sie liegt im Kindbettfieber und es sieht nicht gut aus." Taya war erschrocken über den teilnahmslosen Ausdruck ihrer Mutter. Wie konnte sie nur so gleichgültig sprechen. Aber sie ließ sich nicht beirren.

"Anehi ist stark. Sie wird es schaffen. Und deshalb gehe ich jetzt zu ihr." Sie hatte keine Lust, weiter mit ihrer Mutter zu diskutieren, zumal sie nicht wusste, was plötzlich mit ihr los war. Also drehte sie sich um und stürmte aus der Hütte.

Anehi sah ausgelaugt aus, als Taya ihre Hütte betrat. Aber sie lebte noch und konnte sogar die Augen aufmachen.

"Hallo Anehi, ich bin es, Taya. Ich soll dir von Kari diese Medizin bringen." In ihrer Hand konnte Tayanara die Tabletten spüren, als ob sie Steine wären. Anehi lächelte schwach und bedankte sich leise.

Vor der Hütte hatte Taya sich aufmerksam umgesehen. Sie hatte einen Moment gewartet, bis niemand sie beobachtete und in der Hütte war. Dann war sie hineingeschlüpft. Nun hatte sie nicht viel Zeit, bis jemand kam und sie erwischen könnte.

Schnell schob sie ihren Arm unter Anehis Kopf und hob ihn ein wenig an. Anehi öffnete den Mund, Taya ließ eine der Tabletten hineinfallen, ohne dass Anehi sich verschluckte. Dann ließ sie Anehi noch etwas trinken.

"Was ist das?", hauchte sie. Taya wusste nicht was sie antworten sollte. Die Wahrheit sollte sie besser nicht sagen.

"Schlucken. Schluck einfach, Anehi." Es klappte. Die Kranke nickte erschöpft. Sie fragte auch nicht mehr weiter nach.

"Danke Taya. Ich bin froh, dass du dich auch um mich kümmerst", flüsterte Anehi kaum hörbar.

"Kein Problem. Ich mache das doch gerne." Sie legte Anehis Kopf wieder ab. "Jetzt ruh dich einmal wieder aus. Dann geht es dir bald wieder besser."

"Ich frage besser nicht nochmal, was du mir da gegeben hast." Taya stockte kurz, dann setzte sie ein Lächeln auf.

"Nein. Besser nicht." Dann drückte sie Anehis Hand und verließ die Hütte. Natürlich hatte Anehi gemerkt, dass die Tabletten nichts Natürliches gewesen waren, aber Taya hatte ein gutes Gefühl. Anehi würde wieder gesund werden.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt