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"Ich freue mich, dass ich ihr gekommen seid." Der Häuptling nickte ihnen knapp zu uns deutete auf die ihm gegenüberliegende Seite des Tisches.

"Setzt euch bitte." Zögernd traten Mutter und Tochter einen Schritt vor. Beide hatten großen Respekt vor dem Häuptling und große Angst, weil sie nicht wussten, was gleich passieren würde. Tayas Herz klopfte wie wild. Sie konnte sich schon denken, um was es ging. Ihr Bogen hatte sicherlich etwas damit zu tun, sonst würde er sicher versteckt in seinem Astloch in seinem Baum liegen. Sie fragte sich nur, wie er hierherkam.

Schließlich ließen sich die beiden Frauen auf dem Boden nieder und Taya griff unbewusst nach der Hand ihrer Mutter. Sie drückte ihre Hand zur Bestärkung und warf ihr einen Blick zu, der wohl heißen sollte: Hab keine Angst. Es wird alles gut. Nur sah sie dabei selbst sehr beunruhigt aus.

"Häuptling, es ist uns eine Ehre, bei Euch zu sein, nur darf ich um den Grund unseres Zusammentreffens fragen? Wir haben nichts Unrechtes getan.", fragte Tayas Mutter dann, das Kinn leicht nach oben gereckt. Das machte Taya Mut. Wenn ihre Mutter sich nicht einschüchtern ließ, dann sie erst recht nicht!

"Ich möchte direkt zur Sache kommen. Du hast nichts getan, Moa. Aber deine Tochter, Tayanara, hat unsere wichtigste und höchste Volksregel gebrochen." Es herrschte ein paar Sekunden Stille, bevor der Häuptling weitersprach. Er strich sich langsam durch seinen grauen, fast weißen Bart, was Taya unruhig werden ließ. Sie rutschte auf ihrem Platz hin und her.

"Tayanara der Tukuta-Leste, du hast die höchste Volksregel gebrochen. Du hast dir als Frau einen Bogen angeeignet und weißt vielleicht sogar damit umzugehen. Doch ein Bogen ist heilig und hat in den Händen einer Frau nichts verloren. Das ist dir sicher bewusst, doch trotzdem brichst du die Regeln. Du weißt, welche Strafe darauf steht. Verbannung!"

Taya riss die Augen auf und verschluckte sich vor Schreck.

"Nein! Nein, Häuptling, ich bitte Euch, tut das nicht. Das hat sie nicht verdient!", rief ihre Mutter entsetzt aus, bevor Taya etwas sagen konnte.

"Sag mir, Moa, warum hat sie das nicht verdient? Als Frau einen Bogen zu besitzen, darauf steht die Höchststrafe. So steht es in den Stammesregeln und ich bin verpflichtet, diese zu befolgen."

"Aber... aber sie ist doch noch ein junges Mädchen. Sie versteht nicht, was für Folgen ihr Handeln hat.", versuchte ihre Mutter es weiter, doch der Häuptling überging sie einfach. Taya war nun auch über ihre Mutter entsetzt. Junges Mädchen? Natürlich war ihr bewusst, welche Konsequenzen ihr Handeln hatte! Doch an diesen Gedanken verschwendete sie nur einen kurzen Moment. Es gab Wichtigeres- nein Schlimmeres! Sie sollte verbannt werden? Verbannt aus ihrem Dorf, aus dem Ort, an dem sie aufgewachsen war? Wo sie ihre einzige Freundin Naira hatte? Wegen dem Besitz eines albernen Bogens?!

"Aber du hast Glück Tayanara, dass du dich jemandem versprochen hast. Dieser jemand hat sich nämlich für dich eingesetzt. Und den Bogen zu mir gebracht hat. Du wirst nicht die Strafe der Verbannung erhalten. Du wirst heiraten. Cyr hat sich bereit erklärt, die Hochzeit vorzeitig stattfinden zu lassen.

Er wird dir die Stammesregeln ins Gedächtnis rufen, wie, ist mir egal. Dann lernst du hoffentlich dich zu benehmen und dein Volk zu respektieren!"

Taya hörte, wie ihre Mutter neben ihr tief Luft holte. Ihr selbst stand der Mund offen. Das war doch wohl nicht sein Ernst! Die Hochzeit war ja sogar noch schlimmer, als die Verbannung, das wirklich letzte, was sie wollte. Ihre Wut kochte hoch, sie konnte kaum glauben, zu was sie der Häuptling hier gerade zwingen wollte.

Da sah sie im Augenwinkel eine Bewegung. Jemand war hinter ihr aus dem Schatten getreten. Sofort erkannte sie, wer es war.

"WIE KANNST DU MIR DAS ANTUN?", schrie sie, während sie das letzte bisschen Fassung verlor, dass sie noch gehabt hatte. Wütend sprang sie auf und baute sich vor ihm auf.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt