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Tayanara war spät dran, das wusste sie. Sie hatte sich viel zu lange mit Felipe unterhalten und dabei die Zeit vergessen. Anders hätte sie es trotzdem nicht gewollt. Er hatte sie küssen wollen! Tayas Körper bebte noch immer und wurde von kleinen Schauern überzogen, als sie daran dachte. Er hatte sie berührt, ihre Wange gestreichelt. Sie konnte seine Berührungen fast noch spüren. Taya musste unwillkürlich lächeln, wenn sie an Felipe dachte. Er war wirklich...besonders.

Nun durfte ihre Aufmerksamkeit aber nicht ihm gelten, sondern sie musste sich eine glaubwürdige Ausrede zurechtlegen. Wenn sie entdeckt und daran angesprochen würde, konnte sie schlecht sagen, dass sie wieder Beeren gesammelt hatte. Das würde ihr niemand mehr glauben.

Sie sprintete durch den Dschungel und machte erst kurz vor ihrem Dorf Halt. Schon von Weitem hörte sie, dass im Dorf etwas passiert sein musste. Es war zu laut für diese frühe Tageszeit, als gäbe es einen Tumult. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Hoffentlich war niemandem aus ihr Familie etwas passiert. Schnell duckte sie sich durch den Eingang, wobei sie sich so unsichtbar wie möglich machte. Zum Glück bemerkte sie niemand. Keiner achtete auf sie. Im Dorf hatte sich vor genau einer Hütte eine Menschentraube gebildet. Es war die Hütte von Cyr und seiner Familie.

Tayas Herz setzte für einen oder sich zwei Schläge aus, als sie das bemerkte. Was war passiert? War Cyr etwas zugestoßen? Hatte er den Schlangenbiss etwa doch nicht überwunden? Tayanara kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum, während sie langsam, fast zögernd, auf die Menschenmenge zu lief. Sie hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. In den letzten Tagen, auch während dem Maskenfest, hatte sie Cyr nicht oft gefragt, wie es ihm ging. Geschweige denn, dass sie ihn in Karis Hütte besucht hatte. Auch wenn sie ihn strikt nicht heiraten wollte, so wünschte sie ihm trotzdem keine Krankheit. Aber bisher konnte sie ihn nicht ausmachen. Da löste sich plötzlich eine Gestalt aus der Menge und rannte auf sie zu.

"Taya!" Im nächsten Moment lag Cyr ihr um den Hals. Stocksteif blieb sie stehen, unfähig etwas zu tun. Schließlich erwiderte sie zögerlich seine Umarmung, als Cyr leise in ihr Haar schluchzte. Obwohl ihre Aufmerksamkeit etwas anderem gelten musste, konnte sie nicht umhin, die Umarmung mit Felipe zu vergleichen, als er ihre Taille gehalten hatte. Bei Cyr spürte sie nichts. Kein Kribbeln, kein Herzklopfen.

"Cyr, was ist passiert?"

"Meine Mutter... das Baby... es... es kommt.... aber es sieht nicht gut aus...", brachte Cry hervor.

"Was?!" Taya erinnerte sich. Cyrs Mutter war schwanger. Und jetzt kam das Kind. Aber...

"Was heißt, es sieht nicht gut aus?", fragte Taya, die Cyr jetzt auf einer Armlänge Abstand hielt und besorgt zu ihm aufsah.

"Ich weiß es nicht. Kari meint, es liegt schief, und wenn sie es nicht gedreht bekommt, sterben beide!" Cyr standen Tränen in den Augen. Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein! Sie konnte nicht zulassen, dass Cyrs Mutter starb. Sie war einer der nettesten Menschen, die Taya kannte und diese hatte sie immer wie eine Tochter behandelt.

Zwar hatte Taya noch nie bei einer Geburt geholfen, aber sie hatte zugesehen, als ihre Geschwister auf die Welt kamen, und sie fasste einen Entschluss. Sie drängte sich durch die Menge und in die Hütte hinein.

"Kari! Kari, lass mich dir helfen." Kari kniete vor ihr auf dem Boden, Cyrs Mutter lag auf ihrer Schlafmatte. Ihre Haare klebten vom Schweiß auf ihrer Stirn und sie sah sehr erschöpft aus.

"Tayanara! Raus hier! Du kannst mir nicht helfen!", rief Kari aufgebracht.

"Doch, ich kann dir helfen! Ich habe schließlich bei meinen Geschwistern auch zugesehen."

"Dies hier ist eine ganz andere Situation, außerdem hast du das nicht gelernt. Also raus jetzt!"

"Bitte Kari!", widersprach Tayanara. "Zeig es mir, ich schaffe das. Alleine schaffst du das nicht."

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt