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Schon jetzt schmerzte der Gedanke, ihn diese Nacht nicht sehen zu können. Doch es war für beide das Beste, das wusste Taya. Felipe und sie waren stark übermüdet von ihren nächtlichen Treffen und am Tag mussten sie auch noch hart arbeiten. Gestern Nacht war es ihnen merklich schwergefallen, nicht einzuschlafen, als sie gemeinsam in Felipes Bett im Container lagen und sich weiter unterhielten. Wie sie dort hingekommen waren, wusste Taya schon gar nicht mehr, vor lauter Informationen, die sie gestern bekommen hatte. Wichtig war nur, dass das Bett wunderbar weich und bequem war. Wenn sie an ihre Schlafmatte auf dem harten Boden dachte, war sie schon ein wenig neidisch, dass Felipe darin schlafen durfte.

Und da sie beide so müde waren, hatten sie sich darauf geeinigt, sich eine Nacht nicht zu treffen, um eine Nacht durchzuschlafen. Langsam wurde die Müdigkeit auch auffällig, das hatten sie eingesehen. Während Felipe erzählt hatte, dass er in seinen Pausen immer wieder einnickte, war Taya heute beim Süßkartoffeln schälen eingeschlafen. Sie hatte ihre Augen kaum noch offenhalten können. Fast wäre sie kopfüber in den Schalen gelandet. Naira hatte sie nur ausgelacht und gefragt, was letzte Nacht passiert war.

Eigentlich war nichts Großes passiert. Sie hatten noch Spaß gehabt. Taya hatte nun aber mit einer großen Fülle an Informationen zu kämpfen, die sie bewältigte, in dem sie ihre Werkzeuge und Gegenstände, mit denen von Felipe verglich. Zumindest die Dinge, die sie erkannte, die einigermaßen gleich aussahen oder dem gleichen Zweck dienten.

Als sie zurück im Dorf war, hatte sie noch einmal nach Anehi gesehen, die ein bisschen besser aussah als gestern und gab ihr noch einmal eine der Tabletten, die Taya in einem kleinen Beutel aus Tierleder aufbewahrt hatte. Taya hatte ein gutes Gefühl, dass Anehi überleben würde. Hoffentlich wirkten die Tabletten auch.

Nun lag Taya nach einem weiteren arbeitsreichen Tag, während dem sie eigentlich fast nur wieder an Felipe gedacht hatte, auf ihrer Schlafmatte und träumte von Felipes weichem Bett. Wie gerne wäre sie jetzt bei ihm, in seinen Armen, wie in der letzten Nacht. Es war so schön, sich mit ihm zu unterhalten, und da sie jetzt seine Welt und damit auch ihn besser kannte und verstand, fühlte sie sich ihm gleich noch viel näher.

Was dachte wohl Felipe? Wünschte er sich jetzt auch, sie in seinen Armen zu halten? Die Vorstellung ließ Taya ganz warm ums Herz werden. Sie mochte ihn wirklich, hatte sich vermutlich über beide Ohren in ihn verliebt. Aber wie denn auch nicht, mit seinem wunderschönen Lächeln, den braunen Augen und seinen klugen Sprüchen. Und nicht zu vergessen, seine weichen Locken, die Taya berühren durfte. Taya war überzeugt, dass jeder ihm sofort verfallen würde.

Mit Felipes Gesicht vor ihrem inneren Auge ließ sie die Augen zu fallen und versank in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

»»»«««

Jemand rüttelte sie an der Schulter wach.

"Taya! Tayanara! Wach auf!" Murrend drehte sie sich auf die andere Seite. Sie hatte gerade so gut geschlafen. Und geträumt...

Als die Person ihren Namen weitere Male rief und an ihr rüttelte, erbarmte sie sich schließlich und öffnete die Augen. Vor ihr saß ihre Mutter. Das erste, was Taya auffiel, war, dass ihre Augen rot umrandet waren. Hatte sie etwa zu wenig geschlafen? Nein, hatte sie geweint?

"Taya, steh jetzt auf. Wir haben einen Todesfall."

Schlagartig war Tayanara wach. Todesfall? Wer war.... Oh nein, bitte nicht! Ruckartig sprang sie auf, wobei sie sich fast den Kopf an der niedrigen Decke gestoßen hätte und rannte nach draußen. Es war noch nicht ganz hell, aber das gesamte Dorf war versammelt. Alle sahen traurig aus. Die meisten Menschen hatten sich vor Cyrs Hütte versammelt. Tayas Vermutung und Angst waren damit bestätigt. Anehi war tot.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt