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"Naira! Naira!" Sobald das Dorf sich regte, sprang Tayanara aus dem Bett. Die ganze Nacht hatte sie nicht geschlafen. Sie musste ihrer Freundin so viel erzählen.

Schnell lief sie hinüber zu der Hütte ihrer Freundin und Naira konnte sie von Weitem hören. Naira war wohl gerade erst aufgewacht und sah deshalb noch sehr verschlafen aus.

"Meine Güte, du bist heute Morgen aber schon früh auf den Beinen." Naira gähnte.

"Los, zieh dich an, ich muss dir was erzählen. Meiner Mutter habe ich gesagt, dass wir Beeren sammeln gehen."

Naira schüttelte den Kopf. Taya wusste, dass Naira keine Ahnung hatte, was sie meinte, aber sie wusste auch, dass Naira gegen sie keine Chance hatte. Taya wartete, bis sie sich ihren Rock übergezogen und ihre Haare zu einem Zopf geflochten hatte. Sie hüpfte ungeduldig von einem Bein auf das andere, während Naira sich richtete.

"Na endlich." Tayanara griff nach Nairas Hand und zog sie in den Regenwald. Anfangs war Naira langsam und ließ sich nur widerwillig mitziehen, aber als sie sah, wie aufgewühlt und strahlend Tayanara war, rannte sie schließlich mit, bis sie an dem kleinen See angekommen waren. Es war ihr gemeinsamer Lieblingsplatz, den sie einmal entdeckt hatten, als sie noch kleiner waren. So oft es möglich war, gingen sie dorthin, um zu baden.

Gemeinsam legten sie die Röcke ab, sprangen ins Wasser und schwammen zu dem kleinen Wasserfall. Hinter ihm befand sich eine kleine Einkerbung, in die sich die beiden Mädchen setzten. Das Wasser rauschte vor ihnen in den See und war so laut, dass sie ungestört reden konnten.

"Also, jetzt schieß schon los.", drängte Naira. Taya konnte sich nicht mehr halten und alle Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Es war, als wäre sie kurz vor dem Platzen gewesen.

"Also ich bin letzte Nacht dem Geräusch gefolgt. Es war zwar nicht mehr zu hören, aber stattdessen war so ein riesiger Platz und so Dinger und dann war da plötzlich einer... Er hatte Locken, so wie ich, nur kurz und er sah wirklich gut aus. Nur sein Lendenschutz war irgendwie komisch." Tayas Stimme überschlug sich fast, so aufgeregt war sie. Naira hingegen starrte sie mit offenem Mund an. Sie schien Taya nicht ganz folgen zu können.

"Warte, warte, warte. Mach bitte langsam! Noch mal von vorne. Wo warst du und wer war da?"

Tayanara seufzte. "Norden. Andere Seite vom Amazonas. Da war ein riesengroßer Platz."

"Was für ein Platz denn?"

"Na, der war kahl. Keine Bäume und Büsche und Pflanzen oder Tiere. Und überall standen gelbe große Dinger, ich habe keine Ahnung, was das gewesen sein könnte. Aber so wie es aussah, würde ich sagen, die fällen da ganz viele Bäume. Wer auch immer."

Naira schnappte nach Luft.

"Am Rand waren da ganze Stapel von Baumstämmen. Möchtest du es sehen? Ich kann dich hinbringen." Insgeheim hoffte Tayanara, dass der gutaussehende junge Mann wieder da war und sie ihn wiedersehen konnte.

"Nein danke. Das ist mir zu gefährlich. Wir müssen das dem Häuptling sagen.", lehnte Naira aus Prinzip ab.

"Na komm schon. Du Langweiler." Naira war schon immer so gewesen. Während Taya alles Neue erkunden musste und von Neugier getrieben wurde, wählte Naira lieber die sichere Seite ohne Gefahren.

"Was ist mit diesen Dingern, von denen du erzählt hast?", wechselte Naira das Thema. Tayanara tat ihr den Gefallen, obwohl sie wirklich lieber zurückkehren wollte.

"Wie gesagt, sie waren gelb und riesig. Vorne hatten sie einen langen Rüssel mit vielen scharfen Zähnen dran. Es hat sich ganz kalt angefühlt."

"Du hast es angefasst?!", kreischte Naira. "Bist du verrückt? Dieses Tier hätte dich beißen und angreifen können."

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt