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Mühsam schleppte sie sich und Felipe vorwärts. Felipe konnte nur noch humpeln und er schien fast das Bewusstsein zu verlieren.

Der Kampf war in vollem Gange. Von überall waren Schreie, Grunzen und Stöhnen der Kämpfenden zu hören. Taya sah, wie die Krieger der Tukuta die Holzarbeiter angriffen. Doch auch diese wussten sich zur Wehr zu setzen. Im Moment konnte Taya nicht sagen, wer die Oberhand hatte. Sie wusste aber, dass sie diesen Kampf nicht stoppen konnte. Sie wäre verrückt, sich zwischen die kämpfenden Krieger zu werfen. Und das noch als Frau.

Außerdem, warum sollte sie? Diese Holzarbeiter hatten ihren geliebten Regenwald zerstört, nur um die Bäume zu verkaufen! Ein bisschen Genugtuung spürte sie schon, als sie sah, dass einer der Holzarbeiter zu Boden ging.

Felipe aber musste sie in Sicherheit bringen. Bei ihm war das etwas anderes. Bei ihm wusste Taya, dass er den Wald nicht freiwillig tötete, sondern dazu gezwungen wurde. Trotzdem würde ihr Volk nicht zwischen ihm und den anderen Männern unterscheiden. Für sie waren sie Feinde - Fremdlinge, die es zu besiegen galt.

Das Beste würde es sein, Felipe in den Wald zu bringen und dort zu verstecken. Einen anderen Plan hatte sie nicht.

"Tayanara!" Fluchend blieb Taya stehen. Sie brauchte sich nicht herumzudrehen, sie hatte schon an der Stimme erkannt, wer jetzt hinter ihr stand. Es war Don, der sich von seiner Überwachungsaufgabe wohl immer noch nicht befreit fühlte.

"Lass den Mann los."

Taya beschloss, ihn zu ignorieren und zog Felipe weiter. Er wollte murmelnd wissen, wer da sprach.

Wütend rief Don erneut ihren Namen. "Diese Leute sind gefährlich. Geh sofort weg von ihm!"

Nun wirbelte Taya doch herum und wurde von Felipes Gewicht fast umgerissen.

"Felipe ist nicht gefährlich. Lass uns einfach gehen."

"Das kann ich nicht. Wo ist Cyr? Er soll dich zur Vernunft und zurück ins Dorf bringen."

Taya seufzte. Keiner schien zu verstehen, dass sie nicht vorhatte, jemals wieder ins Dorf zurückzukehren. Sie würde bei Felipe bleiben. "Cyr hat nicht über mich zu bestimmen. Das habe ich ihm gesagt. Er hat mich freigegeben." Don schnaubte amüsiert, als würde Taya Witze erzählen.

"Nein, das kann ich nicht. Es tut mir leid." Wie aus dem Nichts war Cyr wieder aufgetaucht. Er schien aus seiner Trance erwacht zu sein. Sein Gesicht zierte ein wütender und verletzter Ausdruck. Bevor Taya es verhindern konnte, war Cyr auf sie zugesprungen, riss Felipe von ihr und bog ihm die Arme auf dem Rücken nach oben. Ohne ihre Stütze konnte Felipe sich nicht auf den Beinen halten und sackte auf seine Knie.

Taya schrie und wollte Cyr angreifen, aber Don packte sie fest an beiden Armen und zog sie weg. Tayanara wehrte sich und trat um sich, aber Don war mindestens einen Kopf größer als sie und leider doppelt so stark. Er würde sie nicht wieder loslassen.

"Cyr, kümmere dich um ihn.", wies Don ihn an. Cyr nickte.

Taya traten die Tränen in die Augen. "Warum, Cyr? Warum? Er hat dir nichts getan."

"Doch. Er hat dich mir gestohlen. Ich kann nicht anders. Ich liebe dich."

Tayas Mund wurde trocken.

"Aber ich dich nicht. Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich habe dir schon vor unserer Hochzeit oft genug gesagt, was ich davon halte. Akzeptiere es bitte einfach, dass ich dich nicht liebe, Cyr. Das weißt du und ich habe es dir immer wieder gesagt. Hör bitte auf, mich an dich binden zu wollen. Ich werde nicht bei dir bleiben, weil mein Herz bei jemand anderem ist. Für jemand anderen schlägt.", redete sie sich in Rage. Sie sah Cyr an, wie ihn die Kraft verließ, als sie das sagte. Aber es war die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. Und er hatte die Wahrheit verdient.

Amazona GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt