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A S H T O N

"Einspruch!" - "Verweigert.", sprach der Richter knallhart und schlug mit seinem Hammer auf das Podest. Schnaubend ließ ich mich auf den braunen Holzstuhl fallen und sah meinen Anwalt an, der mir einen tröstenden Blick schenkte, sowie mein Betreuer, der in der ersten Reihe im Gerichtssaal saß. Ich würde lieber ins Gefängnis gehen, als einen Idioten zu helfen, wie man sein Kind erzieht. Deswegen hat seine Frau ihn bestimmt verlassen. Schnell hörte ich auf mir die verschiedensten Szenen auszumalen und seufzte schließlich, während ich die Arme vor meiner Brust verschränkte. Die Krawatte und der graue Anzug störten mich auch, sowas trug ich das erste Mal, aber auch nur, weil ich fast dazu gezwungen wurde. Mein Betreuer tat viel für mich, er zog mich nahezu wie seinen eigenen Sohn auf. Eltern hatte ich ja nie wirklich gehabt. Mein blonder Betreuer schenkte mir ein hoffnungsvolles Lächeln, als ich wieder zu ihm sah. Ich wusste, dass er zufrieden war. Aber sobald ich jemand anderen wieder verletzen würde oder mal wen umbringen würde, dann würde ich sitzen. Eine ganze Weile lang. Aber dann sollten sie mich erstmal kriegen.

Genervt fuhr ich mir durch mein lockiges Haar, welches manchmal nur schwer zu bändigen war. "Ash, hey.", ertönte seine liebe Stimme hinter mir, als ich mich gerade auf mein Zimmer begeben und packen wollte. "Sieh es als Chance.", versuchte er es erneut. "Für was? Jemand anderen den Hals umzudrehen? Außerdem hasse ich Kinder.", knurrte ich, während ich mich wieder umdrehte und mit schnellen Schritten die Zimmertür hinter mir zu knallte. Auf einmal klopfte es, eigentlich nicht anders zu erwarten. Ben ließ nie locker. "Ashton, darf ich rein?", fragte er etwas gebrochen. Seufzend gab ich nach. Nach wenigen Sekunden saß mein blonder Betreuer auf meinem Bett und sah mich durchlöchernd an. "Du wirst sehen, es wird toll. Außerdem kommst du hier mal raus. Musst nicht drei Jahre ins Gefängnis und jeden Tag dasselbe essen. Echt, das Zeug ist total widerlich.", seufzte Ben und ließ sich nach hinten auf mein Bett fallen. "Warst du schon mal da?", fragte ich neugierig, während ich eine schwarze Sporttasche aus meinem Schrank holte und die wenigen Sachen dort drin verstaute, die ich besaß. "Ne, aber mein bester Freund. Diese Anstalt hat ihn verändert. Er ist aber noch schlimmer geworden, als er davor war. Er hätte mich fast umgebracht.", erzählte er locker, als er an die Decke starrte. "Sobald du irgend eine Scheiße baust", fing er plötzlich ernst an, "dann wirst du direkt für fünf Jahre in die Hölle geschickt. Das willst du nicht, das will ich nicht." Da hatte er Recht. Sonst bin ich immer mit einem blauen Auge davon gekommen. Und vielen blauen Flecken, aber mal davon abgesehen, hatte Ben mal Recht. Langsam stand er auf und zog mich in seine Arme. Sollte ich ihn auch.. umarmen? Er löste sich wortlos nach kurzer Zeit und sah mich mit seinem schiefen Lächeln an. "Morgen früh bring ich dich dahin. Und denk dran.", meinte er und hob dabei warnend seinen Zeigefinger. "Wir werden uns nie wieder sehen, wenn du Mist machst. Also reiß dich verdammt nochmal zusammen, Ashton."

Die Nacht war lang und schlaflos. Die Worte meines Betreuers gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Zum Glück gehörte das Zimmer noch mir alleine. Obwohl, es war die letzte Nacht hier, weswegen ich die Kopfhörer aus meinem Handy löste und die Musik laut spielen ließ. "Show me love as we get older.", dröhnte es aus meinem kleinen Smartphone, während meine Gedanken bei der Beerdigung meiner Eltern waren. Das schlimme war, dass es meine Schuld war, dass sie so früh beerdigt wurden. Ich wollte das niemanden mehr antun. Trotzdem versprach ich Ben und mir selbst, dass ich mich zusammen reißen würde. Für mich. Damit ich einmal etwas richtig gemacht habe im Leben. 

Call me daddy {Lashton ff}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt