"Ich konnte mir nicht alles anhören, was die Ärztin mir sagen wollte.", unterbrach ich das Schweigen. "Sie erzählte mir nur, dass Michael in Lukes Zimmer kam, ihm die Schläuche vom Körper riss und ihn zuerst mit einem Kissen ersticken und dann erwürgen wollte.", begann mein Herz zu weinen. Schon wurde meine Sicht verschwommen. "Als sie ihn fanden, hatte er wohl keinen Puls mehr und war blass." Meine Stimme wurde immer leiser und brüchiger. Die kleine Hand der Krankenschwester legte sich tröstend auf meinen Unterarm. Ein winziges Lächeln zeichnete sich auf ihren schmalen Lippen. "Wären Sie doch nur länger geblieben.", sprach sie sanft. "Gehen Sie mal auf die Intensivstation. Zimmer 3.86 auf Etage 7." - "Danke."
A S H T O N
Er hang an Beatmungsmaschinen. Schläuche und dieses monotone Piepen um mich herum. Gerade erinnerte er mich an Collin. Seine Hand war genauso kalt, die Blässe, nur noch Haut und Knochen. Ich wünschte, ich könnte ihn helfen. Nicht einmal sprechen konnte er. Seine trüben Augen waren geschlossen, als würde er schlafen. Ich glaubte nicht einmal daran, dass er überhaupt bei Bewusstsein war. Und trotzdem war ich ganz ruhig und strich solange über seine Hand, bis meine Hand langsam taub wurde und ich mit meiner anderen Hand weitermachte. "Oh, Lukey.", kam es leise über meine Lippen, welche direkt danach seinen Handrücken küssten. "Eigentlich hatte ich vor auf dich aufzupassen. Ich wollte dich nicht auch noch verlieren." Es war mir klar, dass er keine Reaktion zeigen würde. Auf der Intensivstation ging es entweder direkt bergauf mit dir oder geradewegs bergab. "Du bist das Einzige, was ich habe. Was ich liebe." Meine Augen wurden schwerer, meine Sicht immer unklarer. "Du weißt gar nicht, was ich alles tun würde, damit alles wieder wie früher ist. Oder ich wenigstens noch einmal in deine blauen Augen sehen darf.", sprach meine Stimme zerbrechlich. Ich hatte schon fast vergessen, wie blau seine Augen waren. Wie es war, mit ihm auf dem Sofa zu liegen. Ihn quicklebendig in meinen Armen zu halten. Zu küssen. Ich spielte sogar kurz mit dem Gedanken, einfach alles hinter mich zu lassen. Es zu beenden. Erst, als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, bemerkte ich die Tränen auf meinen Wangen. Hastig wischte ich sie mir weg und drehte mich beschützend um. "Oh, Entschuldigen Sie, ich wollte nicht stören.", kam eine tiefe Stimme zum Vorschein. Stirnrunzelnd musterte ich den gut gebauten Mann vor mir, hielt Lukes Hand fest in meine, damit ihm niemand etwas antun konnte. Der blonde Mann befasste sich nicht länger mit mir und sah zu Luke herunter. Sofort hörte man Schniefen seinerseits, sein Blick senkte sich. "Was wollen Sie?", fragte ich etwas genervt. Ohne sich vorzustellen, kam er einfach ins Zimmer. Eigentlich hatte ich den Krankenschwestern gesagt, dass ich Zeit brauchte, mit Luke alleine sein wollte. "Ich bin Lukes Vater, Andrew Hemmings.", antwortete er geistesabwesend, sah mich nicht einmal richtig an. "Wunderbar. Und jetzt kommen Sie also Ihren Sohn besuchen, ja? Wo waren Sie, als er sie gebraucht hat? Wirklich gebraucht hat?!" Ich wurde wütend. Solche Menschen waren mir die Liebsten. "Raus.", knurrte ich ihn an, doch er sah mich nur mit leerem Blick an. "Jetzt." Er blieb wie angewurzelt stehen. Mein Instinkt sagte mir, dass ich aufstehen und ihn rausbringen sollte, aber ich hatte Angst Luke von der Seite zu weichen. "Gehen Sie bitte. Jetzt." Ich wusste, dass es nichts bringen würde, wenn ich mit dem Arzt drohte. Dieser fremde Mann schien wohl sein leiblicher Vater zu sein, Ähnlichkeiten waren auf jeden Fall da. Familienangehörige wurden nicht rausgeschickt. Sie hatten Anspruch darauf. Mit müden Augen gab ich auf, als er mir keine Reaktion mehr zeigte. Vorsichtig legte ich meinen Kopf neben Lukes Arm und küsste jeden seiner Finger. "R-raus..", hörte ich Lukes Stimme erstickend von oben herab. Mit riesigen Augen schaute ich auf, konnte es kaum fassen. "Lukey.", kam es kaum hörbar von meinen trockenen Lippen. Kurz sah ich zu Andrew, welcher Luke nur mit riesigen, grauen Augen anstarrte und nicht wusste, wie er sich nun zu verhalten hat. Ich merkte, wie mein Blondschopf sich versuchte aufzusetzen und bereit war, seinen Vater lauthals anzuschreien, doch ich fuhr ihm langsam durch sein trockenes Haar, drückte ihn sanft zurück aufs Bett und küsste seine Stirn. "Ich werde ihn raus begleiten und eine Schwester holen.", waren meine ruhigen Worte, bevor ich Lukes Vater mit verachtenden Blicken bestrafte. Er folgte mir wortlos, als ich zur Tür hinausging und mit einem breiten Lächeln, sowie glasigen Augen, einer Krankenschwester, die mir entgegenkam, klarmachte, dass Lukes wieder wach sei und ich seine blauen Augen, wieder zum ersten Mal seit Wochen, zu Gesicht bekommen durfte. Andrew verschwand, ich sah ihn nicht mehr, als eine ältere Krankenschwester in Lukes Zimmer stürmte und meinte, ich solle draußen warten.
Meine Gedanken waren bei Collin und Michael, der seine Beerdigung plante. Schon seit knapp fünf Stunden saß ich vor der Intensivstation. Ich durfte nicht im Flur sitzen, weil ich andere Patienten leicht anstecken könne, so der Stationsleiter. Ich hörte Schritte die Treppen im Treppenhaus hochkommen. Blaue Haare strahlten um die Ecke. Michael lächelte mich schuldbewusst, aber erleichtert an. "Geht's ihm gut?", fragte er mit seinen Händen in den Taschen seiner Jeans-Weste, als er sich neben mich, auf der Fensterbank, fallen ließ. "Der Ausblick ist wunderschön." Schweigen. Michael sah runter zu seinen Füßen, dann wieder zu mir. "Man, Ashton. Du weißt, dass es mir leid tut.", murmelte mein damaliger bester Freund. "Keine Entschuldigung wird die Vergangenheit je wieder gut machen. Keine Entschuldigung wird Lukes Zustand wieder zurücksetzen, so, wie er früher war.", kam es von meinen angebissenen Lippen. Michael und ich hatten eine innere Verbindung miteinander. Wir kannten uns in- und auswendig. Als wären wir ein einziger Mensch. Und er wusste, dass ich ihn nicht hassen konnte. Er mich genauso wenig. "Wie läuft die Planung?", fragte ich den Blauhaarigen, um auf ein anderes Thema zu kommen. "Gut. Nur, ich finde, dass wir Lukes Entscheidung mit einfließen lassen sollten. Wenn er nur.." Ich merkte, wie Michaels Stimme abbrach, diese erstickte und seine Augen sich mit neuen Tränen füllten. Sofort nahm ich ihn in den Arm, lenkte seinen Blick auf die Panorama Aussicht vor uns. "Ihm geht's gut. Er ist wach geworden.", sprach ich behutsam in Michaels Ohr. Er hatte es nie einfach. Und ich wollte es ihm auch nicht schwerer machen, als er es ohnehin schon hatte. Auf einmal öffnete sich die Tür zur Intensivstation und der Vater von Luke sah mich eindringlich an. "Du kannst rein."
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Call me daddy {Lashton ff}
FanficNachdem der braunhaarige Lockenkopf Sozialstunden abarbeiten muss, anstatt für seine mehrfachen Diebstähle und Körperverletzungen ins Gefängnis zu müssen, schickt ihn sein Betreuer zu einem allein erziehenden Vater, der mit seinem Kind letzten Endes...