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"Lukey, atme nochmal ganz tief durch.", unterbrach ich den stotternden Blondschopf. Sanft drückte ich ihn wieder an mich, damit er meinem Herzschlag zuhören konnte. Langsam atmete er ein und wieder aus, das mindestens fünf mal. "Ich liebe dich, Lukey.", flüsterte ich an seinen Kopf. Er schniefte, fing langsam an zu zittern. "Ich dich auch.", antwortete er ruhig. "Collin war also hier?", fragte ich ihn vorsichtig. Luke nickte jetzt einfach. "Ich habe ihn überfahren?", kam es unsicher von ihm. Ich merkte, wie sich die Tränen in seinen Augen ansammelten. "Lukey, weißt du was? Ich hab Lust auf ein Schokoeis." Ich war kurz davor zusammenzubrechen. Warum machte er es mir nur so schwer? "Sollen wir in die Cafeteria und uns ein Eis holen?", fragte ich sanft, streichelte ihn liebevoll über seinen knochigen Rücken. Er nickte stumm.

A S H T O N 

Wenn man denkt, es könnte nicht schlimmer kommen, schafft das Schicksal es doch noch einen drauf zu packen.

Hand in Hand gingen wir in die Krankenhauscafeteria im Erdgeschoss. Immer wieder küsste ich seinen Handrücken, behielt ihn ganz nahe bei mir. Wenn ich ihn auch noch verlieren würde, verliere ich mich selbst. "Willst du Schokosoße dazu?", fragte ich mit einem sanften Lächeln auf meinen Lippen, woraufhin er nickend seine Mundwinkel hochzog. Ich holte mir noch einen frischen Kaffee dazu. So setzen wir uns an einen Ecktisch am Fenster. Kaum hatten wir uns hingesetzt, aß Luke zufrieden sein Schokoeis, was mich unglaublich glücklich machte. Doch als ich mich umsah, entdeckte ich Michael, der alleine an einem Tisch saß, Pfannkuchen aß und gerade gezielt in meine Augen blickte. Der nun dunkelblondhaarige Typ hatte aber weder seine Jeans Weste, noch seine schwarze Skinny Jeans an. Er trug Krankenhauskleidung und war blass im Gesicht. Seine grünen Augen strahlten trotzdem, als sich unsere Blicke trafen. Sollte ich zu ihm? Nein. Mein Blick ruhte wieder auf Luke und ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis Michael uns ansprach oder welche Menschen er auf uns hetzt. "Ash?", holte Luke mich wieder zurück in die Wirklichkeit. "Mhm?" - "Dein Kaffee wird kalt." Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Ah ja, danke." Kurz nippte ich an der weißen Tasse, sah kurz wieder zum Tisch, wo Michael saß, aber er war weg. Instinktiv nahm ich Lukes Hand, woraufhin er aufblickte und lächelte. "Schmeckt's?", fragte ich sanft und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. Er nickte zufrieden und hielt mir einen Löffel mit Eis vor die Nase. Langsam öffnete ich meinen Mund und war so glücklich, dass es Luke auf irgendeine Weise doch gut ging. Als er sein Eis aufgegessen hatte und ich nochmals an meinem Kaffee nippte, sah mich der Blondschopf etwas schüchtern an. "Wo ist Collin?", fragte er mich traurig. Mein Herz brach wieder in tausend Stücke. Ich holte tief Luft. "Hör mal, Lukey.." Ich nahm mit beiden Händen seine Hände, drückte sie sanft zusammen, als würde Luke auseinander fallen, wenn ich sie nicht hielt. "Pass auf, Kleiner..", kam es von meinen trockenen Lippen. Mein Blick senkte sich etwas, suchte aber dann wieder Blickkontakt zu Lukes blauen Augen, die mich gespannt anfunkelten. "Wir waren unterwegs, zusammen. Wir beide. Wir sind mit dem Auto durch die Stadt gefahren und im Radio lief Green Day, weißt du noch? Es war alles richtig schön, wir hatten echt Spaß an diesem Tag. Aber.." Es fiel mir so schwer, ihn anzulügen. Die Wahrheit würde ich aber nicht übers Herz bringen. "Aber, als wir nachhause gekommen sind, war deine Mutter dort und hat auf uns gewartet. Sie hat gesagt, dass das Krankenhaus angerufen hat und uns konnte man nicht erreichen." Ich machte eine kurze Pause und sah Luke dabei zu, wie er zugrunde ging. "Sie sagten, dass Collin im Krankenhaus liegen würde, da er auf einmal einen Kreislaufzusammenbruch hatte." Dicke Tränen liefen Lukes Wangen hinunter. Ich hielt seine Hände immer noch fest in meine. "Als wir dahin gefahren sind, lag er auf der Intensivstation. Er hatte einen Zusammenbruch und ein paar Organe haben auf einmal ausgesetzt. Und als wir dort einige Nächte verbracht haben, ist er auf einmal.." Luke zerbiss sich seine Unterlippe. ".. eingeschlafen.", beendete ich meinen Satz. Er sagte nichts, sah mich einfach nur wie versteinert mit wässrigen Augen an. Hoffentlich hatte ich es nicht schlimmer gemacht. "Eingeschlafen?", kam es erstickend von Luke. "Ja, eingeschlafen. Weißt du, er schläft jetzt gaaanz lange. Aber er kann nichts träumen, weil er so lange schlafen kann. Stell dir mal vor, er träumt die ganze Zeit, dann kann er uns später ja gar nicht mehr erzählen, was er geträumt hat. Das wäre viel zu viel!", versuchte ich es ihm wie ein kleines Kind zu erklären. Ich merkte, wie sein Gesicht sich verzog und seine Hände sich immer mehr an meine drückten. Sein Blick senkte sich. "Du solltest Schauspieler werden, Irwin.", hörte ich Michaels amüsierte Stimme hinter mir. Er applaudierte sarkastisch. Luke war total verwirrt. "Schauspieler?", meldete er sich etwas verärgert zu Wort. "Ash würde mich niemals anlügen.", knurrte er, was mich überraschte. "Das ist aber gelogen, Kleiner.", grinste Michael und verschränkte seine Arme vor der Brust. Sofort sprang ich auf, drehte mich zu Michael, sodass wir auf Augenhöhe waren. Leise knurrte ich an seine Lippen: "Ich warne dich, Clifford. Wenn du Luke nur ein Haar krümmst oder irgendeine Scheiße von dir lässt, ich schwöre dir, ich werde dich-" - "Du hast ihn überfahren, Luke.", kam Michael mit der Wahrheit raus. Lukes Augen vergrößern sich schlagartig. "Du bist Schuld, dass euer Sohn jetzt tot ist. Du hast ihn eiskalt überfahren, du Mörder." 

Die nächsten Sekunden war ich einfach weg. Es war so, als hätte ich nicht existiert, wäre nur Zuschauer in einem Film. Michael grinste dreckig, als Luke aufsprang und den Tisch zur Seite warf, die Stühle um ihn herum zertrümmerte. Er schrie, trat und schlug wie wild um sich. Dann trafen sich unsere Blicke. Michael amüsierte sich fantastisch, während Luke ihn einfach zur Seite schubste, sodass er auf den Boden fiel und dort liegenblieb. Langsam kam ich wieder in die Realität zurück, spürte wieder was. Ich spürte Lukes Blick auf meinem, seine Hand an meinem Arm. Die Tränen in seinen Augen. "W-warum hast du mich angelogen?", kam es weinerlich von ihm. "Ich wollte dich beschützen, Luke. Du bist nicht Schuld, dass er gestorben ist.", versuchte ich es sanft, doch auf einmal kamen Männer mit weißen Klamotten und einer Zwangsjacke um die Ecke. Sie verpackten Luke, welcher sich nicht wehrte. "Ich hasse dich.", sprach er voller Hass und Enttäuschung in seiner Stimme, bevor sie ihn wegtrugen. Und nun stand ich da. 

Es ging immer noch schlimmer. 

Call me daddy {Lashton ff}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt