"Wenn du wieder fit bist, passt du auf Collin auf, verstanden?", kam seine ernste Stimme auf einmal glasklar durch. Langsam nickte ich, denn es machte in meinen Kopf klick. "Ich versprech's.", murmelte ich verschlafen. Ich war mir nicht sicher, ob Luke mir einen Kuss auf die Stirn drückte oder ob ich nun völlig bekloppt geworden war. Das letzte, was ich hörte, war die Stimme des Hosenscheißers. Dann schlief ich wieder ein.
A S H T O N
"Luke?", fragte ich schlapp, doch bekam keine Antwort. Verwirrt stand ich vom weichen Sofa auf, wobei ich mein Knie gegen den Tisch schlug. "Fuck.", fluchte ich schmerzvoll auf. "Fuck!", rief Collin begeistert und klatsche glücklich in die Hände. Mit großen Augen sah ich zu dem kleinen Blonden in der Ecke, der mit seinen Autos herum schmiss und mich vergnügt ansah. So sah Luke bestimmt auch aus, als er sich diesen Job für mich ausgedacht hatte. Seufzend ging ich in die Küche, in der Hoffnung, er wäre doch irgendwo hier, doch es lag nur ein Croissant mit Nutella und ein Zettel auf dem Tisch. "Hey Ash, eh, Daddy. Du musst mir das erklären, mit dem Daddy. Ah ja, heute passt auf Collin auf. Falls es Schwierigkeiten gibt, ruf mich an. - Luke x" Grummelnd zerknüllte ich den Zettel und warf ihn auf den Boden. Ich hatte es ihn aber versprochen. Er hätte mich auch einfach wieder ins Heim schicken können, was hieß, dass ich in den Knast gewandert wäre. Wieso war er so ein guter Mensch? "Ash!", rief Collin aus dem Wohnzimmer. Direkt im Anschluss hörte ich Glas zerspringen. Schnell rannte ich den Flur entlang zum Wohnzimmer, wo ich eine zersprungene Tasse und den blonden Hosenscheißer vorfand, der gerade an eine Scherbe gehen wollte. "Nein, Collin.", wendete ich sofort sanft ein und nahm den Kleinen auf meine Arme. Ich drückte ihn an mich und seufzte leise. "Gewöhn dich nicht dran.", murmelte ich an sein Ohr, als er sich an meine Schulter kuschelte. "Ich bin nicht lange hier.", fügte ich leise hinzu. Auf einmal zog er mir an meine verwuschelten Haare. Mit einem genervten Knurren sah ich zur Uhr. Es war erst eins? Langsam sah ich zu Collin. "Hast du Hunger?"
Nie hatte ich andere angezogen, vor allem Kinder nicht. Ich war auch noch nie in seinem Zimmer, außer jetzt. Bisher kannte ich auch alle Räume hier im Haus, nur dieses eine Zimmer, welches zwischen meinem und dem von Collin lag, war verschlossen. Die Neugier in mir war riesig, aber zuerst musste ich die Tasse aus dem Wohnzimmer entfernen. Während ich die Splitter aufsammelte, setzte ich den schon angezogenen Collin auf das Sofa und starrte immer wieder zur Uhr. Ich wusste wirklich nicht, was ich mit ihm anfangen sollte. Eigentlich mochten mich Kinder auch gar nicht. "So.", lächelte ich den Kleinen etwas schüchtern an und nahm ihn auf meine Arme, als ich meine Schuhe und Lederjacke angezogen hatte. Besaß Luke nicht einen Kinderwagen oder so? "Du kannst mir auch nicht helfen, mh?", fragte ich den kleinen Blonden, der nur süß kicherte und sich an meine Lederjacke krallte. Seufzend zog ich die Tür hinter mir zu und ging um das Haus herum, bis ich die Garage fand. Tatsächlich stand dort ein Kinderwagen, den ich einfach mal nutzte. Er sah nicht dreckig aus, also hatte ihn Luke bestimmt auch schon gebraucht. Nachdem ich Collin zugedeckt hatte, sah ich mich etwas beschämt um und schloss die Garage. Jetzt würden alle denken, ich wäre Vater. Sollten sie doch. Hier kannte mich sowieso keiner. "Also, worauf hast du Lust?", fragte ich den Kleinen grinsend und schob ihn vor mich her. Ich ging einmal um den Block, bis ich die Straße fand, die mir viele Restaurants und Supermärkte bot. Was aßen Kinder eigentlich? "Wie alt bist du, mh?", fragte ich ihn schließlich und machte vor einer Pommes Bude halt. Er hielt mir kichernd einen Finger hoch. Nah, ich hoffte mal, dass er eineinhalb war. Zufrieden nickte ich und bestellte bei der Pommes Bude eine große Pommes.
Ich war nie der Typ, der nur Zuhause rumsaß, außer, wenn ich es musste. Außerdem liebte ich das Gefühl, wenn ich nicht mehr wusste, wo ich war oder wie es wieder nachhause ging. Deswegen ging ich mit dem Kinderwagen in den nächsten Park und setzte mich dort auf eine Bank, wo Collin mich an schmollte. "Hey, was ist denn?" Jetzt weinte er. Verdammt. Ich hielt ihm eine weiche Pommes hin, die er direkt in den Mund nahm und zufrieden zermalmte. Geht doch. "Ash! Daddy!", rief der kleine Hosenscheißer fröhlich im Kinderwagen und streckte seine Arme nach mir aus, als wir die Pommes gegessen hatten. Ich hoffte, er war satt. Kam jetzt nicht das Bäuerchen? "Warte, nenn mich nicht so.", grinste ich den Kleinen an, während ich ihn aus dem Kinderwagen herausnahm und seinen Kopf auf meine Schulter legte. "Dein Vater sollte mich so nennen.", knurrte ich eher zu mir selbst und klopfte dem Kind sanft auf den Rücken, bis er rülpste.
Die Sonne kam langsam hinter den Wolken hervor, schien direkt auf uns, was mich kurz lächeln ließ. Immer, wenn ich die Sonne sah, dachte ich an meine Eltern. Sie liebten Sonne. Ich wünschte, wir wären mal zusammen in den Urlaub gefahren. Ans Meer oder so. Hoffentlich würde Collin das alles für mich miterleben. Auf einmal klingelte mein Handy, weswegen ich den Kleinen auf die Wiese vor mir absetzte und ihn im Gras spielen ließ. Auf dem Display war Unbekannt angegeben, weswegen ich verwirrt annahm. "Hallo?" - "Hey, ich bin's, Luke.", hörte ich den Blondschopf am anderen Ende lächeln. "Wo zur Hölle bist du?", fragte ich etwas genervt und sah mich im Park um. "Ich hab dir doch gesagt, dass du heute auf Collin aufpassen musst.", entgegnete er mir einfach. "Und du weißt, dass du mich nicht Ash nennen sollst, Blondie.", knurrte ich etwas genervt, wobei ich spürte, wie Luke am anderen Ende der Leitung schluckte. "Erklär mir erst, wieso.", sprach er, nachdem er sich über die Lippe leckte. "Wenn du wieder Zuhause bist.", grinste ich frech. Meine Augen schweiften über den ganzen Park, bis sie wieder auf der Wiese vor mir ankamen, wo Collin eigentlich sein sollte. Doch da war er nicht. "Einverstanden.", grinste Luke. "Wie geht es eigen-" - "Ich kann jetzt nicht, ruf später an.", winkte ich schnell ab und versteckte mein Handy in der Hosentasche. "Collin?", fragte ich panisch und sprang von der Bank auf. "Das ist nicht lustig, ich will kein Verstecken spielen." Wie konnte er sich überhaupt so schnell bewegen? "Collin?"
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Call me daddy {Lashton ff}
FanfictionNachdem der braunhaarige Lockenkopf Sozialstunden abarbeiten muss, anstatt für seine mehrfachen Diebstähle und Körperverletzungen ins Gefängnis zu müssen, schickt ihn sein Betreuer zu einem allein erziehenden Vater, der mit seinem Kind letzten Endes...