xxix

175 11 0
                                        

Langsam kam ich wieder in die Realität zurück, spürte wieder was. Ich spürte Lukes Blick auf meinem, seine Hand an meinem Arm. Die Tränen in seinen Augen. "W-warum hast du mich angelogen?", kam es weinerlich von ihm. "Ich wollte dich beschützen, Luke. Du bist nicht Schuld, dass er gestorben ist.", versuchte ich es sanft, doch auf einmal kamen Männer mit weißen Klamotten und einer Zwangsjacke um die Ecke. Sie verpackten Luke, welcher sich nicht wehrte. "Ich hasse dich.", sprach er voller Hass und Enttäuschung in seiner Stimme, bevor sie ihn wegtrugen. Und nun stand ich da.

Es ging immer noch schlimmer.

A S H T O N

Seelenruhig saß ich da, im Wartezimmer des Arbeitsamtes. Die Arme verschränkt, Augenringe bis zum Kinn und tränenleer. Nicht einmal Kaffee hatte ich heute getrunken. Wieso saß ich überhaupt hier? Ich hatte nicht einmal einen Termin oder wurde herbestellt. Aber innerlich hoffte ich einfach, dass mich jemand aufrief. Dass mir jemand helfen würde. Dass mich jemand fragen würde, was mit mir los war. Doch alle gingen nur an mir vorbei. Hin und wieder kassierte ich herabwürdige Blicke, teilweise sogar schadenfroh. "Ashton?" Wer wollte mich jetzt verarschen? Ich drehte mich genervt um und sah meinen Betreuer vor mir stehen. Ungläubig erhob ich mich und umarmte meinen einzigen Freund. "Ben, hallo.", kam es leise über meine Lippen. "Was machst du hier?", fragte ich ihn direkt, sah ihn an und brachte ein schwaches Lächeln über meine Lippen. "Das wollte ich dich gerade fragen. Wie geht's dir?", lächelte er freudig. Gerade wollte ich antworten, da erzählte er drauf los: "Ich bin hier, weil ich einen neuen Job bekomme. Weißt du, diese Betreuer Sache war ne schöne Erfahrung und ich hatte auch eine tolle Zeit. Aber alleine damit komme ich nicht über die Runden und jetzt eben wurde mir ein Job in einer Bank vermittelt.", lächelte er stolz. "In einer Bank?" Ben war der Letzte, der gut mit Zahlen oder hochnäsigen Menschen umgehen konnte. "Ist das nicht super?", freute er sich für sich selbst. "Ich muss aber jetzt weiter, gleich habe ich noch ein Vorstellungsgespräch. Bis dann, Ashton. Pass auf dich auf." Und schon lief er glücklich an mir vorbei. Das war's also. Nicht mal mein Betreuer blieb übrig. Ich war ganz auf mich alleine gestellt.

Und somit hatte ich alles verloren, was ich mir aufgebaut hatte. Das Schlimmste war also überstanden. Oder?

Müde setzte ich mich in mein Auto, schaute einfach aus dem Fenster und ließ die Musik leise aus dem Radio rieseln. Wo sollte ich jetzt hin? Lukes Haus gehörte mir nicht einmal. Meinte er es ernst, als er sagte, er würde mich hassen? Würde er mich in seinem Haus überhaupt noch haben wollen? Die Wut auf Michael wuchs und wuchs. Und mit dieser angestauten Wut fuhr ich ins Krankenhaus.

An der Rezeption fragte ich, wo Michael Clifford liegen würde. Als die Dame mir erzählte, dass er auf der Station für Schlaganfälle lag, wurde mir mulmig zumute. Mit schweren Schritten ging ich den geblümten Weg zu den Häusern entlang. Es war windig und Wolken zogen auf, während ich zum Haus 34 ging. Stumm setzte sich ein Fuß vor den anderen, die Treppenstufen wurden immer mehr und schienen nicht aufzuhören. Auf den kahlen Fluren spürte ich Collins und Lukes Anwesenheit, ich spürte, wie sie litten und vergaß dabei mich selbst. Wie in Trance suchte ich Zimmer 2.17 und fand es am Ende des Ganges. Ohne zu Klopfen ging ich einfach rein und fand Michael auf seinem Bett sitzen. Er skizzierte auf seinem Block eine Rose. Als ich die Tür stillschweigend hinter mir schloss, sah der sonst so selbstbewusste Punk auf, verzog keine Miene, als er mich erkannte. Kein Wort. "Hallo, Michael.", kam es meinerseits, doch er blickte wieder nur auf seine Skizzen. Unsicher setzte ich erneut einen Fuß vor den anderen, bis ich an seinem Bett angekommen war. Ich nahm mir ein Stuhl von der Seite und setzte mich einfach. "Wieso bist du hier?", fragte ich meinen damaligen besten Freund. Nun sah er mir gezielt in die Augen. "Ich bin auf einer Schlaganfall Station. Was glaubst du wohl?", knurrte er genervt. "Ich glaube, dass du das größte Arschloch bist, was mir je untergekommen ist. Wir waren beste Freunde, Mikey." - "Nenn mich nicht so.", sprach er nur genervt und widmete sich wieder seiner Rose. "Du hast mir alles genommen, Mikey. Alles.", fügte ich hinzu, während ich versuchte ruhig zu bleiben. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als er mich einfach ignorierte. Wütend stand ich auf und schlug ihm sein Block auf den Boden. "Hör mir gefälligst zu!", knurrte ich sauer. So hatte ich Michael noch nie gesehen. Er war so eingeschüchtert, wich zurück, kauerte sich ein wenig in sich zusammen, was mir das Zeichen gab, mich etwas zu beruhigen. Ich ging einen Schritt zurück und atmete einmal durch. "Wieso hast du das getan? Sag mir, was für einen scheiß Grund du hattest, mir mein ganzes Leben zu zerstören.", versuchte ich es ruhiger. Michael senkte den Blick. "Es tut mir leid.", kam es unerwartet von ihm. "Nina. Ich habe sie geliebt. Und ihr habt sie mir weggenommen. Euer Leben sollte genauso schlimm werden wie meins.", beichtete Michael schluchzend. "Mit einer Entschuldigung ist es nicht getan." Michaels grüne Augen wurden glasig, sie sahen mich verzweifelt an. "Es tut mir wirklich leid, Ashton.. Ihr.. ihr seid gute Menschen und ich, ich weiß nicht, ich wollte einfach Rache.", gab er ehrlich zu. "Wirklich, es tut mir leid.." Langsam richtete ich mich auf und fuhr mir durchs Haar. "Steh auf. Wir gehen jetzt zu Luke. Du entschuldigst dich bei ihm und sagst, dass du gelogen hast."

Call me daddy {Lashton ff}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt