"Sind Sie Mr Irwin, der Vater vom Collin?", fragte die nette und junge Krankenschwester mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen. "Nein, nein, Luke- eh, Mr Hemmings, er hier, ist der Vater.", kam es etwas verwirrt von mir. Nun sah auch Luke etwas verdutzt auf. "Oh, das kann gar nicht sein.", wandte sie kurz ein, sah dann schnell in ihren Akten nach. Ich merkte, wie die Zeit still stand und Lukes Augen mich nur noch durchbohrten. "Es liegt dieselbe Blutgruppe vor, sowie auch die Ähnlichkeiten im Gesicht. Außerdem hat Collin nach Ash gefragt.", versuchte uns die Krankenschwester die Situation zu erklären. "Sie haben doch gar nicht-" - "Wir haben einige Proben von Ihnen hier, Sie wissen ja, dass wir mit dem Heim zusammenarbeiten.", erklärte sie schnell. So schnell, dass die Zeit wieder anfing zu laufen, nur tausend mal heftiger. Luke setzte sich verwirrt auf, bis er aufstand und dann zu mir runter sah. "Du bist also der Typ?", fragte er kalt. "Was? Was meinst du?", schmollte ich sofort, stand ebenfalls auf. "Geh zu Collin, ich muss mir eine Rauchen."
A S H T O N
Er rauchte nie, doch ich ließ ihn gehen. Zu groß war die Angst, dass er mich jetzt auf der Stelle verlassen oder andere, unüberlegte Dinge tun würde. In solchen Momenten konnte ich ihn nicht einschätzen. Ehrlich gesagt, konnte ich nie einen Menschen richtig einschätzen. Ich habe einfach immer das gemacht, was mein Gefühl mir gesagt hat. Vielleicht war das an diesem Abend falsch?
Erst, nachdem Luke aus dem Krankenhaus gegangen ist, merkte ich, dass die nette Krankenschwester mich immer noch besorgt ansah. "War das nötig?", fragte ich genervt, wobei man kaum überhören konnte, dass ich zutiefst verletzt war. "Sie sind doch der Vater, oder etwa nicht? Wissen Sie es nicht?", fragte sie etwas verblüfft. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Ich hatte zwar Ähnlichkeiten bemerkt, aber ich dachte, das wäre nichts Wildes.", gab ich zu. "Außerdem, wollte ich ihn nicht verletzen, ihn keine Steine in den Weg legen. Er war so glücklich, wieso sollte ich daran etwas ändern wollen?", kam es wie aus mir heraus gesprudelt. Als ich eine kleine Träne, meine Wange runterlaufen bemerkte, drehte ich mich sofort um und wischte das Zeichen meiner Schwäche umgehend aus meinem Gesicht. "Mr Irwin, wenn Ihr Freund Sie wirklich liebt, dann kommt er wieder.", sprach die junge, blonde Krankenschwester und suchte Blickkontakt mit mir. "Außerdem können wir einen Vaterschaftstest machen, das geht ganz schnell.", lächelte sie etwas aufmunternd, wozu ich nach einiger Zeit zustimmte.
Minuten, Stunden vergingen. Luke war immer noch nicht zurückgekommen. Dafür hatte ich den einfachen Test hinter mir. Die Ergebnisse werden mir morgen zugeschickt. Am Besten fände ich es aber, wenn sie es mir persönlich sagen würden. Ich wollte Luke nicht noch mehr verletzen. Eins war sicher, und dies hatte ich mir auch die halbe Nacht durch den Kopf gehen lassen: Egal, ob ich der leibliche Vater von Collin bin oder nicht, ich werde so schnell wie möglich aus dieser Stadt verschwinden. Meine Augen schielten immer wieder auf die Uhr. "3:23 Uhr.", hörte ich meine raue Stimme sagen. Kurz überblickte ich den Flur, indem ich nach wie vor saß, da ich unbedingt zu Collin wollte. Ich musste ihn sehen, aber sie ließen mich einfach nicht rein. Mein Kopf ließ mich nicht in Ruhe, meine Gedanken spielten verrückt. Wieso konnte ich mich nicht dran erinnern, mit Lukes Freundin geschlafen zu haben? Oder war sie auch nur eine Kundin von damals? Wie war ihr Name überhaupt nochmal? Seufzend kniff ich mir die Augen zu, hielt mir die Ohren zu und unterdrückte mit aller Kraft die Tränen. Ich war so am Ende. War so ein Versager. Nichts konnte ich. Nicht einmal den wichtigsten Menschen in meinem Leben beschützen.
"Mr Irwin? Mr Irwin, wachen Sie auf!", hörte ich eine helle Stimme von weit her, aber sie drang nicht richtig in mein Unterbewusstsein. "Lassen Sie mich mal - Ash, du Sackgesicht, wach auf.", drängte sich eine mir zu vertraute Stimme in den Vordergrund. Meine Augen flatterten leicht, erkannten verschwommen den hellen Krankenhausflur, die Schiebetische, die Schwesternstation. Ein Grinsen von Luke riss mich aus meiner Trance. "Hey, alles okay?", fragte er mich etwas besorgt, fuhr mir durchs Haar und küsste meine Stirn. "J-ja.. bin ich eingeschlafen? Wo ist Collin?", fragte ich noch etwas benebelt. "Und.. was machst du hier? D-du warst weg.." Der Blondschopf sah mich schuldbewusst an. "Wir reden später darüber, okay? Ich war gerade bei Collin, ihm.. geht es nicht so gut, wie erhofft.", brachte es seine kratzige, kaputte Stimme ans Tageslicht. Sofort sprang ich auf, rannte an den Krankenschwestern vorbei, in sein Zimmer. Das Erste, was ich hörte, war das Piepen der Maschinen, die den Kleinen ans Bett fesselten. "Heilige Scheiße.", kam es über meine trockenen Lippen. Ich merkte nur noch, wie mich Luke zurückzog, in seine Arme. "Ash, ich wollte dich gerade davon abhalten. Du.. man.. sieh doch, wie es ihm geht. Er hat keine Chance mehr, sagen die Ärzte. Höchstens noch zwei Wochen." Er erzählte es so, als wäre es gar nicht sein Kind gewesen. Als hätte ihm Collin nie etwas bedeutet. Die Tränen liefen und ich wusste gar nicht mehr so richtig, was um mich herum geschah. "Es tut mir Leid, Ashton. Ich habe wohl dein Leben ruiniert, nicht du meins." Mir wurde schwindelig. Nur die geschlossenen Augen und der knochige Körper meines Sohnes blieben mir in Erinnerung, bevor alles schwarz wurde.
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Call me daddy {Lashton ff}
FanfictionNachdem der braunhaarige Lockenkopf Sozialstunden abarbeiten muss, anstatt für seine mehrfachen Diebstähle und Körperverletzungen ins Gefängnis zu müssen, schickt ihn sein Betreuer zu einem allein erziehenden Vater, der mit seinem Kind letzten Endes...