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Ich schaue auf meine Füße und spüre Miss Cruz forschenden Blick. Ich schare mit meinen grauen Turnschuhe auf dem glatten Plattenboden und beiße mir auf die Lippen. Kyle stellt sich neben mich und ich rücke etwas zur Seite. Er sieht mich verwirrt an, doch dann versteinert sich seine Mine und er blickt gerade aus zu Miss Cruz.
Toll hinbekommen!
Miss Cruz streicht sich ihr Haar zurück und presst ihre roten Lippen aufeinander, wobei sie es darauf anlegt den Lippenstift noch mehr zu verteilen.
Ich schlucke. Dieser verdammte Kyle. Wieso macht der mich so verrückt? Ich hasse Menschen, die einem verrückt machen. Naja, abgesehen von mir selbst.

Kyle

Ich schüttle leicht den Kopf. Sie ist einfach so von mir weg gerückt. Irgendwie trifft es mich. Gestern Nacht ist alles noch komplett anders gewesen.
Sie hat mir vertraut. Ich habe das seltsame Gefühl, dass sie in der Nacht zutraulicher ist, als am Tag. In der Nacht bricht ihre Mauer, mit dem sie am Tag alle auf Abstand hält, und sie schon fast ein offenes Buch.
Miss Cruz hebt eine Hand. "Bitte, folgt mir zu dem WE4!"
Ich beiße mir auf die Lippen. Meine Gedanken wandern zu meinen Eltern. Was werden sie wohl sagen, wenn sie das hier erfahren?
Nichts.
Was sollen sie auch sagen? Mein Vater habe ich erschossen und meine Mutter kenne ich nicht wirklich. Ja, blöde wenn man seine Familie kurzerhand am Geburtstag seiner jüngeren Stiefschwester erschießt. Dann landetet man wie ich mit fünfzehn Jahren auf der Straße und muss selbst gucken wie man an das Geld kommt. Erst wenn ein Heim einem aufnimmt, kommt man so in etwa aus dem Drogendeal raus.
Ich bin ganz gut darin, da mein Vater es mir ja auch beigebracht hat. Also, ich bin manchmal dabei gewesen, als das alles passiert ist und ich habe damals auch alle seine Drogenfreunde gekannt.
Und wenn man die alle kennt, steckt man ganz tief in der Scheisse, dass könnt ihr mir glauben. Ich habe über Jahre gebraucht, bis ich die alle abgewimmelt habe. Einige sind glücklich über den Tod meines Vaters gewesen und stolz auf mich, andere jedoch sind sauer gewesen. Dean, der Cousin meines Vaters, hat über seinen Tod gelacht und gesagt, es sei doch nicht so schlimm, jetzt haben sie endlich eine Frischling bei sich, der sicher wie seien Vater viel Talent darin zeigt.
Ja, dass habe ich eine Weile, doch dann haben mich die Bullen aufgegriffen. Seither, nach zwei Jahren Knast, bin ich nicht mehr dabei.
"Hey, Tagträumer, wir sollen uns beeilen", reißt mich jemand aus meinen Gedanken.
Erschrocken blick ich auf und sehe Ahlia ins geschminkte Gesicht. Sie lächelt mich an und klimpert mit den Wimpern.
"Los, lauf!"
Ich setze mich in Bewegung und sie stöckelt mir hinter her.
"Du musst wissen", sagt sie, als wir bei der Gruppe ankommen und dreht sich noch einmal um, "ich steh auf Tagträumer!"
Dann stellt sie sich neben James und wirft ihm einen genervten Seitenblick zu.
Ich stelle mich neben Jine, die ihre Hände begutachtet. Ich sehe mir um.
"Das hier ist der WE4!"

City of DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt