Doch nicht alle?

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Nun saß ich mit vier fremden Jungs, welche mich hier gefangen hielten, in diesem riesigen Wohnzimmer und wartete, was sie von mir wollten.

"Also Cathy." fing Adrian an. "zuerst müssen wir ein paar Regeln aufstellen, du wirst für längere Zeit bei uns bleiben und ich kann ungehorsam nicht leiden."
Er machte eine Pause,damit ich diese Information verarbeiten konnte.
Dass ich länger hier bleiben würde wusste ich schon, weil es Gonzo mir gesagt hatte, aber es noch einmal von Adrian zu hören, verdeutlichte mir meine Situation nochmal.

"Erstens wirst du nicht versuchen abzuhauen. Ich will dich nicht immer suchen müssen, außerdem kannst du dir ja denken, dass du dann bestraft wirst. Vielleicht lernst du dann ja Herkules und Dexter kennen."

Ich wimmerte kurz.

Shit! Nicht die beiden! Die hören sich so schrecklich an.

"Zweitens wirst du nicht schreien, jammern und erst recht nicht rumzicken, dass kann ich nicht haben."

"Wäre ja nichts neues." murmelte ich in mich hinein, doch Adrian muss anscheinend etwas gemerkt haben, denn seine Augen verängten sich.
"Was hast du gesagt?"
"N-nicht hab ich g-gesagt." stotterte ich ängstlich.
"Gut so...Drittens du wirst auf das hören, was wir sagen. Wenn wir sagen du sollst dich hinsetzen, dann hast du das ohne umschweife zu machen. Kapiert?"
Ich nickte bloß.
Er machte Anstalten aufzustehen und sagte dann noch.
"Tobias, bring sie in ihr Zimmer. Ich will sie nicht mehr sehen."
Alle standen auf, doch ich regte mich nicht. Der Schock saß noch so tief.
Tobias kam auf mich zu und stellte sich vor mich. Ich sah ihm nicht in die Augen. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man Angreifern oder wilden Tieren nicht in die Augen sehen soll, denn sonst fühlten sie sich bedroht und griffen schneller an.
"Komm mit, ich bring dich nach oben." Eine Hand erschienen in meinem Blickfeld. Anscheinend sollte ich danach greifen, doch ich machte keine Anstalten dazu. Als er bemerkte, dass ich nicht darauf eingehen würde, stöhnend er genervt und packte meinen Oberarm und zog mich hinter sich her.
"Ich wollte es auf die nette Tour versuchen, doch anscheinend geht das bei dir nicht."
Es tat weh, wie er mich hinter sich her zerrte. "Bitte lass mich los. Ich komm aus so mit."
Er stoppte und drehte sich zu mir um.
"Gut, aber wehe wenn nicht." und er ließ mich los und ging weiter. Ich lief ihm hinterher. Was sollte ich den auch anderes machen?
Er öffnete die Tür zu meinem Zimmer und schubste mich nach drinnen. Ich hörte noch, wie die Tür abgeschlossen wurde, dann war es still.

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Nach gefühlten Stunden hörte ich Schritte im Flur. Ich wusste nicht, ob ich Angst haben sollte oder ob ich glücklich sein sollte Gesellschaft zu bekommen.
Hier drinnen konnte man nichts machen. Es war so langweilig und ich hasste Langeweile.

Es war der Raum, in dem ich vorher aufgewacht bin. Mit dem Bett und den lila Vorhängen. In dem Raum stand nur ein Bett, ein Sessel, ein Bücherregal mit Büchern und ein Schrank. Ich hatte nachgesehen, was sich darin befand und fand Kleidung. Es war Mädchenkleidung. Top's, skinny Jeans', Kleider, Röcke, Unterwäsche - was mir Angst einjagete, waren die Dessous, Tanga und Spitzenbh's die ich in einer Schublade fand - und noch ein paar Schuhe. Alles in meiner Größe und genau mein Geschmack. Das meiste war schwarz, weiß oder rot, so wie ich es in meinem Kleiderschrank auch hatte. Damit wurde meine Theorie bestätigt, dass sie mich beobachtet hatten. So einen großen Zufall kann es gar nicht geben.
Das Bücherregal hatte ich mir auch angesehen. Ich liebte es zu lesen. Es war mein größtes Hobby neben Serien zu schauen. So gesehen war ich ein kleiner Nerd. Vor allem las ich gerne Geschichten über Entführungen. Ich fand dieses Thema immer spannend. Es war schon fast witzig, dass genau das mir passiert war. Jetzt, da es mir selbst widerfahren ist, kann ich nicht verstehen, wieso ich diese Geschichten so toll fand. Die Opfer haben gelitten, sind oft vergewaltigt worden und viele sind auch gestorben.

Hoffentlich würde es mir nicht auch so ergehen, dachte ich mir einem Schauder.

Ich saß in dem Sessel gegenüber von der Tür und hatte meine Beine fest an mich gezogen, als die Tür geöffnet wurde.
Es war der Junge mit den blauen Augen. Der einzige, dessen Namen ich noch nicht kannte.
Er stand in der Tür und lächelte mich munter an.
"Hast du Hunger? Komm gehen wir nach unten."
Er war wie ein kleines Kind. Er konnte nicht ruhig stehen und verlagerte sein Gewicht immer von einem Bein zum anderen.
Ich musste an meinen Nachbarn denken. Er war erst 7 Jahre und zapellte auch immer. Ich passte immer auf ihn auf, wenn seine Eltern nicht da waren.

Ob sie jetzt, da ich weg war, einen neuen Babysitter suchen würden?

Es war ein sinnloser Gedanke, aber es tat mir trotzdem weh, daran zu denken, einfach ersetzt zu werden.
Ich sah ihn wieder an und meine Entscheidung stand fest. Er erinnerte mich einfach zu sehr an den kleinem Jungen, sodass ich keine Angst vor ihm haben konnte.
Ich stand mit einem Lächeln auf und ging auf ihn zu. Er führte mich in die Küche und ich stellte mich zu ihm.
"Was willst du essen? Ein Nutellabrot?"
Erstaunt sah ich ihn an. Dass er mich ausgerechnet danach fragte.
Er lachte. "Gonzales hat mir erzählt, dass du sie verschlungen hast."

Wir setzten uns ins Esszimmer und ich begann zu essen.
"Ich glaub du kennst mich noch nicht. Mein Name ist Nicolas, du kannst aber auch Nico sagen."
Ich nickte bloß. Jetzt wusste ich alle Namen und fühlte mich aus irgendeinen Grund besser.
"Ich brauch wahrscheinlich nicht zu fragen, ob es dir hier gefällt, aber wie findest du denn das Haus? Wir alle fünf haben es gestaltet und dann bauen lassen."
Ich ging nicht darauf ein lieber wollte ich was anderes wissen.
"Ihr fünf?"

Scheiße, da gehört noch einer zu denen?!

Nico sah kurz verwirrt aus, doch dann erklärte er es mir.
"Ja, wir fünf. Adrian, Gonzo, Tobi, Sam und ich."
"Sam?"
"Den kennst du noch nicht. Er ist gerade noch unterwegs und kommt erst in ein paar Tagen wieder. Er ist wirklich nett und witzig, du wirst ihm mögen."
Ich nickte mit einem Lächeln, aber innerlich schrie ich gerade.

Fünf?! Fünf??!! Das kann doch nicht wahr sein.

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Hey ihr Lieben ♥
Na, wie findet ihr es bis jetzt? Komplimente und Verbesserungsvorschläge sind gern gesehen.
Wer wird wohl Sam sein? Und ist er wirklich so nett, wie Nico es behauptet? Oder ist er doch genau so schlimm wie Adrian?
(30.03.16)

Der Racheakt - erste Begegnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt